Der Ton in der Berliner Kulturszene verschärft sich. Die Berliner Bühnen wehren sich gegen die Senatspläne, die Etats um viele Millionen Euro zusammenzustreichen. Jetzt antwortet der Regierende Bürgermeister. Kai Wegner (CDU) wirft den Theatern eine „Wir brauchen Geld vom Staat“-Mentalität vor, von der man sich schnellstens verabschieden müssen.
Die vor knapp zwei Wochen verkündeten Zahlen sind heftig: Opernstiftung (Staatsoper, Deutsche Oper, Komische Opern, Staatsballett) minus 15 Mio. Euro, Deutsches Theater (minus 3 Mio.), Friedrichstadt-Palast (minus 1,6 Mio.), Volksbühne (minus 2 Mio.), Berliner Ensemble (minus 1,75 Mio.), Schaubühne (minus 1,8 Mio.) ...
Berliner Bühnen: Weniger Geld vom Staat
Trotz anhaltender Proteste hält Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner an den geplanten Einsparungen im Kulturetat der Hauptstadt fest, stellt aber punktuelle Änderungen in Aussicht. „Wir müssen Schwerpunkte setzen bei Bühnen, die nicht wirtschaftlich arbeiten können, die aber für die Kulturhauptstadt wichtig sind. Deren finanzielle Lage schauen wir uns jetzt noch einmal an“, sagte der CDU-Politiker.
„Wir werden uns in den parlamentarischen Beratungen genau anschauen, wo wir hier politische Schwerpunkte setzen können.“ Als Beispiel nannte Wegner das Grips-Theater für Kinder und Jugendliche. Eine solche Bühne werde sicherlich nie wirtschaftlich arbeiten können und bleibe auf staatliche Subventionen angewiesen.
Gleichzeitig unterstrich Wegner, dass er von der Kulturbranche mehr Eigenverantwortung und Wirtschaftlichkeit erwartet. „Ich glaube, wir müssen wegkommen von der Mentalität „Wir brauchen Geld vom Staat“, sagte er. „Ich erwarte auch von unseren Theatern oder Opernhäusern, dass man genau darlegt, wie man stärker wirtschaftlich agieren und mit eigenen Mitteln handeln kann. Das ist eine Aufgabe, die für uns alle gilt – egal in welchem Bereich wir tätig sind. “
Die schwarz-rote Koalition plant im Landeshaushalt 2025 Einsparungen in Höhe von drei Milliarden Euro. Die Kultur soll 130 Millionen Euro beitragen, etwa zwölf Prozent ihres bislang geplanten Budgets. Dagegen gab es zuletzt starke Proteste von Intendanten, Schauspielern, freier Szene oder Klubs. Die Rede ist von Entlassungen, Einschränkungen beim kulturellen Angebot oder sogar von Insolvenz einzelner Häuser.
Wegner will trotz noch möglicher Umschichtungen an der Gesamtsparsumme für die Kultur nicht rütteln. Er verwies darauf, dass der Kulturhaushalt 2025 auch nach den Einsparungen mehr als eine Milliarde Euro umfasst. „Das ist immer noch der höchste Etat seit dem Mauerfall.“

In Berlin und anderen Metropolen gebe es erfolgreiche privat geführte Bühnen, die keine oder weniger staatliche Subventionen bräuchten. „Natürlich sind viele Kultureinrichtungen in Berlin auf Subventionen angewiesen, um das hervorragende kulturelle Angebot in Berlin realisieren zu können“, so Wegner. „Aber ich frage mich schon, ob Karten bei bestimmten Bühnen so preiswert angeboten werden müssen“, sagt der Regierende Bürgermeister.
Kai Wegner (CDU) spricht mit Theater-Intendanten
„Denn dieser Frage müssen wir uns stellen: Ist es richtig, dass die Verkäuferin im Supermarkt, die wahrscheinlich eher selten in die Staatsoper geht, mit ihrem Steuergeld diese Eintrittskarten allesamt mitsubventioniert? Wir brauchen meiner Meinung nach einen Mentalitätswechsel in unseren Theatern und Opernhäusern, wir müssen mehr auf Wirtschaftlichkeit und Eigenverantwortung achten.“
Er plane dazu zahlreiche Gespräche, so Wegner. „Ich werde in den nächsten Tagen auch Gespräche mit Intendanten führen, um gemeinsame Lösungen auszuloten.“ Aus den Häusern kämen derzeit auch eigene Konsolidierungsvorschläge, die es zu bewerten gelte. Klar sei, dass der zuletzt stark gewachsene Landeshaushalt in Ordnung gebracht werden und auch die Kultur ihren Beitrag leisten müsse.
„Wir haben mit rund 40 Milliarden Euro immer noch einen Rekordhaushalt“, betont der Regierende Bürgermeister mit Blick auf den Gesamtetat des Landes. Das Sparpaket für 2025 soll am 19. Dezember vom Abgeordnetenhaus im Zuge eines Nachtragshaushalts endgültig beschlossen werden. ■