Tipps: Das können Mieter tun!

Minusgrade: Vonovia-Mieter bibbern eine Woche lang ohne Heizung

Eine Anwältin rät, was man als Mieter beim Ausfall der Heizung im Winter tun kann. Denn nicht nur Vonovia-Mieter sind davon betroffen.

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Berlin, Grellstraße 45: Tagelang sind die Mieter ohne warmes Wasser und ohne funktionierende Heizung: (von links nach rechts) Karin Kushy, Edda Radke und Edith Richter.
Berlin, Grellstraße 45: Tagelang sind die Mieter ohne warmes Wasser und ohne funktionierende Heizung: (von links nach rechts) Karin Kushy, Edda Radke und Edith Richter.Volkmar Otto

„Meine Tochter ist krank, mein Hund ist krank“, sagt Karin Kushy. Die ersten Tage im neuen Jahr hatte sie sich definitiv anders vorgestellt. Nach einem Heizungsausfall in der Gehag-Siedlung in der Grellstraße in Prenzlauer Berg sanken die Temperaturen in den Wohnungen dort seit dem 3. Januar rapide.

Tagelang saß Karin Kushy am Morgen nach dem Aufwachen mit zwei Pullovern, Handschuhen und Wärmflaschen im Wohnzimmer, berichtet sie der Berliner Zeitung.

Heizungsausfall – sechs Grad im Badezimmer

Die restlichen Zimmer ihrer Wohnung mied die Mieterin. Seit sämtliche Heizungen in ihrem Block ausgefallen waren, zeigte das Thermometer im Schlafzimmer gerade acht und im Bad sechs Grad Celsius an. Bei Sonnenschein kam es im Wohnzimmer tagsüber immerhin zu Höchsttemperaturen von 14 Grad.

Ausgerechnet, als die Heizung streikte, fielen die Temperaturen in Berlin nachts auf unter minus zehn Grad. Dass eine Heizung kaputtgeht, kommt immer mal wieder vor. Dass Reparaturen lange dauern, leider auch.

Karin Kushy macht sich eine Wärmflasche. Sonst ist die Kälte in der Wohnung kaum zu ertragen. 
Karin Kushy macht sich eine Wärmflasche. Sonst ist die Kälte in der Wohnung kaum zu ertragen. Volkmar Otto

Was tun, wenn die Heizung ausfällt?

Mit Vonovia gebe es regelmäßig ähnliche Situationen, sagt Franziska Dams, Fachanwältin für Miet- und Wohnungseigentumsrecht, der Berliner Zeitung. „Aber das ist kein Alleinstellungsmerkmal von Vonovia, das passiert genauso bei der Adler-Gruppe, anderen großen und kleinen Vermietern oder den landeseigenen Wohnbaugesellschaften.“

Sie rät im Fall einer Störung, „schriftlich per Einschreiben oder Fax“ den Vermieter zu informieren. Schriftlich, um nachweisen zu können, dass die Gegenseite das Schreiben erhalten hat. „Dann eine kurze Frist setzen für die Instandsetzung und gleichzeitig androhen, dass, wenn sich bis dahin nichts getan hat, man sich vorbehält, rechtliche Schritte einzuleiten“, so Dams.

Eine Woche bleiben die Heizungen kalt

„Wir haben die Notdienste angerufen, wir haben hier Theater gemacht, die Telefone stehen nicht still.“ Trotzdem habe eine Woche lang weder eine Reparatur stattgefunden noch sei angekündigt worden, wie lange die Kälte in den Wohnungen noch andauern würde, sagt Karin Kushy. „Die Mieter lassen sich viel zu viel gefallen.“

Zwar hatte der Vermieter Vonovia nach einigen bitterkalten Tagen Heizlüfter ausgeliefert. Doch einige Nachbarn nutzten sie nur zögerlich - aus Angst vor einer hohen Stromrechnung.

Karin Kushy: „Wir haben hier 89-jährige Leute, wir haben hier kleine Kinder.“ Ihre Schwester habe sie besucht, erzählt sie, diese sei nach wenigen Sekunden jedoch aus dem Badezimmer mit den Worten zurückgekommen: „Nee, da vergeht mir das pinkeln.“ Eisiger Ausnahmezustand – wenige Tage, nachdem zum 1. Januar die Mieten angehoben wurden.

Dick eingemummelt liegt Karin Kushy auf dem Sofa. Eine Woche lang war die Heizung ausgefallen. 
Dick eingemummelt liegt Karin Kushy auf dem Sofa. Eine Woche lang war die Heizung ausgefallen. Volkmar Otto

Von der Vonovia heißt es in dem Bericht, die Reparatur gestalte sich kompliziert, da Vonovia nicht Eigentümer der Heizanlage sei, diese gehöre dem Energiekonzern Getec. Dennoch werden die Heizkörper bei Karin Kushy nach einer Woche Bibbern am Mittwoch endlich wieder warm. Für die Stromkosten der verteilten Heizradiatoren will Vonovia „mit 5 Euro pro Tag pro Radiator aufkommen“, heißt es.

Anwältin Dams weiß: „Oft kommt erst nach längerer Zeit eine Rückmeldung der Vermieter – fehlende Ersatzteile, Lieferschwierigkeiten, keine Handwerker sind dann die Gründe für eine Verzögerung der Reparatur.“

Im schlimmsten Fall ins Hotel ziehen

Dann sei es wichtig, den Vermietern mitzuteilen, „dass die Miete nur noch unter Vorbehalt gezahlt wird und eine Mietminderung vorbehalten bleibt“. Eine Mietminderung setze voraus, dass diese mitgeteilt wurde. Dann könne sich eine Rückzahlung einfordern lassen.

Kommt es ganz dicke und die Wohnung wird wegen heftiger Kälte unbewohnbar, kommt eine Ersatzbleibe in Betracht. Wibke Werner, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins, geht davon aus, dass die „sehr extremen Temperaturen“ eine „Unbewohnbarkeit der Wohnung“ begründen. „In dem Fall käme dann die Möglichkeit einer Ersatzunterkunft – Hotel, Pension, Ferienwohnung – in Betracht, immer unter dem Aspekt der Angemessenheit der Kosten und der Ungewissheit, ob am Ende tatsächlich alle Kosten vom Vermieter übernommen werden“, sagt sie der Berliner Zeitung und empfiehlt: „Bestenfalls holt man drei Angebote ein und entscheidet sich für das günstigste.“ Langfristig sollten sich die Mieter, so Werner, nicht mit „kosmetischen Maßnahmen“ zufriedengeben, „sondern eine ordentliche Mängelbeseitigung fordern“. ■