Nach sechs Jahren Bauzeit

Bahnhof Schöneweide: „Malerische Versifftheit“ verschwindet Stück für Stück

Die Bahnsteige und die Unterführung endlich fertig, am denkmalgeschützten Empfangsgebäude und den Außenanlagen wird immer noch gebaut.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Frisches Holz für alte Dächer: Die Bahnsteige auf dem Bahnhof Schöneweide wurden saniert. 48.000 Menschen nutzen diesen Verkehrsknotenpunkt täglich.
Frisches Holz für alte Dächer: Die Bahnsteige auf dem Bahnhof Schöneweide wurden saniert. 48.000 Menschen nutzen diesen Verkehrsknotenpunkt täglich.Markus Wächter

Rings um den Bahnhof Schöneweide sieht es noch aus wie Kraut und Rüben. Doch innen strahlt das 156 Jahre alte Bauwerk schon ein wenig in neuem Glanz. Was früher einmal als Schweineöde verunglimpft wurde, mausert sich nach und nach zu einem modernen Verkehrsknotenpunkt mit Tradition.

1300 Meter neue Gleise, neue Holzdächer, Bänke, endlich Rolltreppen und Aufzüge für die Barrierefreiheit: Der sanierte Bahnhof Berlin-Schöneweide muss sich nicht mehr verstecken. Zeit wird’s: Am Montag wurde er endlich nach sechs Jahren Bauarbeiten eingeweiht. Seit 2018 wird an dem maroden Bahnhof im Zuge der „Verkehrslösung Schöneweide“ gewerkelt.

Manko: Das denkmalgeschützte Empfangsgebäude, das Entree und die Außenanlagen sind immer noch nicht fertig. Aber mit den neuen Bahnsteigen und der sanierten Unterführung wurde bereits „ein wichtiger Abschnitt“ erneuert, sagt Alexander Kaczmarek (61), Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für die Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bei der Inbetriebnahme.

Außen ist noch eine Menge zu tun. Doch ab August sollen am Bahnhof Schöneweide auch die Straßenbahnen wieder fahren.
Außen ist noch eine Menge zu tun. Doch ab August sollen am Bahnhof Schöneweide auch die Straßenbahnen wieder fahren.Dajana Rubert

Schöneweide: Malerische Versifftheit überwunden

„Für Tausende Fahrgäste im Südosten Berlins wird Bahnfahren spürbar attraktiver“ und „die malerische Versifftheit haben wir überwunden“, sagte Kaczmarek. „Wir haben einen Bahnhof in den neusten Zustand versetzt – aber eben auch mit seiner historischen Wertigkeit wiederentstehen lassen.“

Den Bahnhof Schöneweide nutzen täglich rund 48.000 Menschen. Das sind mehr als in Erfurt oder Dresden. Höchste Zeit, dass der Bahnhof fit für die Zukunft wird. Denn bis 2030 soll die Zahl der Fahrgäste, die hier um- und einsteigen, bis auf 131.000 steigen.

Meilenstein für Treptow-Köpenick

Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU, 57) sagt: „Lieber Bahnhof Schöneweide, du hast jetzt schon 156 Jahre auf dem Buckel und strahlst trotzdem in neuem Glanz.“ Und auch Köpenicks Bürgermeister Oliver Igel (SPD, 46), freut sich über den „wichtigen Meilenstein für unseren Bezirk“, da der Bahnhof ein bedeutender Knotenpunkt für den östlichen Teil Berlins sei. „Dieser Ort ist immer eine Reise wert – Liebes- und Lebensgeschichten gehören zur Geschichte dieses Bahnhofs.“

Senatorin Ute Bonde, Bürgermeister Oliver Igel und DB-Mann Alexander Kaczmarek eröffnen symbolisch den Bahnhof mit der neuen Unterführung. 
Senatorin Ute Bonde, Bürgermeister Oliver Igel und DB-Mann Alexander Kaczmarek eröffnen symbolisch den Bahnhof mit der neuen Unterführung. Markus Wächter

Eine Regionalbahnlinie, acht S-Bahn-Linien, unter anderem auch zum Flughafen BER, und ein Regionalexpress haben hier ihren Haltepunkt auf drei Bahnsteigen mit sechs Gleisen. Die BVG betreibt vor der Tür sechs Straßenbahn-, sieben Tagesbus- und zwei Nachtbuslinien.

Ab August sollen dann auch die Straßenbahnen wieder rollen. Während der Eröffnung ist die einige Meter entfernte Baustelle der BVG deutlich zu hören. „Die BVG ist heute mit besonders vielen Bauarbeitern hier“, scherzt Bezirksbürgermeister Oliver Igel.

Altes bewahren und trotzdem ein Bahnhof für die Zukunft. Am Bahnhof Schöneweide wurden historische Elemente integriert. 
Altes bewahren und trotzdem ein Bahnhof für die Zukunft. Am Bahnhof Schöneweide wurden historische Elemente integriert. Markus Wächter

„156 Jahre hat der Bahnhof schon auf dem Buckel“, so Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde. Der Durchgangsbahnhof Berlin-Schöneweide wurde im Jahr 1868 eröffnet und zuletzt vor etwa einem Jahrhundert erneuert. Daher sei es bei den Arbeiten wichtig gewesen, die historischen Elemente zu erhalten. Im Dach wurden die alten Stützen genutzt sowie die alten Holzdächer saniert. Dieser Umbau hatte seinen Preis: 42 Millionen Euro kostete der „neue alte Bahnhof“. Davon habe das Land Berlin 23 Millionen beigesteuert. ■