Nach jahrelangen Verzögerungen ist es entschieden: Im Tauziehen um einen Milliarden-Auftrag der Berliner S-Bahn erhielt ein Konsortium um die Deutsche Bahn den Zuschlag. Der französische Konkurrent Alstom geht leer aus. Beim Auftrag geht es um den Betrieb diverser S-Bahn-Linien ab den 2030er-Jahren für 15 Jahre, die Lieferung von 1400 neuen Wagen und die Fahrzeugwartung für 30 Jahre. Doch wann die neuen Züge tatsächlich rollen werden, ist fraglich!
Am vergangenen Freitag, 29. August, habe das Konsortium um Deutsche Bahn und die Zughersteller Stadler und Siemens den Zuschlag zum Betrieb wichtiger Nord-Süd- sowie Ost-West-Verbindungen der Berliner S-Bahn erhalten. Das Konsortium setzte sich damit gegen den französischen Mitbewerber Alstom durch, der ein Bahn-Werk im nahen Hennigsdorf betreibt.
Auftrag über 15 Milliarden Euro
Im größten Vergabeverfahren für den öffentlichen Nahverkehr in Europa geht es um ein Auftragsvolumen von rund 15 Milliarden Euro. Es umfasst den Betrieb mehrerer S-Bahn-Linien ab den 2030er-Jahren für 15 Jahre, die Lieferung von 1400 neuen Wagen und die Fahrzeugwartung für 30 Jahre.
Bisher werden die sogenannten Teilnetze Nord-Süd und Stadtbahn ebenso von der Bahntochter S-Bahn Berlin GmbH betrieben wie die Ringbahn. Letztere war nicht Teil der bereits 2020 gestarteten Ausschreibung der Länder Berlin und Brandenburg.

Alstom kann gegen die Vergabe allerdings noch juristisch vorgehen, was als wahrscheinlich gilt. Dies würde das gesamte Verfahren, das sich schon jahrelang hinzieht, weiter verzögern. Und damit auch die Zeitspanne, bis die neuen S-Bahn-Züge dann tatsächlich rollen können! Und die teils schon recht alten S-Bahn-Züge müssen durch die jahrelangen Verzögerungen des Vergabeverfahrens ohnehin schon länger auf den fraglichen Linien verkehren als geplant.
Alstom hatte sich bereits vergeblich vor Gericht gegen die Ausschreibungsbedingungen gewehrt. Alstom fehlt ein Partner für den Bahnbetrieb, daher war verlangt worden, die Ausschreibungen für Betrieb und Beschaffung zu trennen.
Heftige Kritik an Teilprivatisierung
Die Initiative „Bahn für Alle“ kritisierte die Vergabe heftig und sprach von einer „Teilprivatisierung“ der Berliner S-Bahn. Sprecher Carl Waßmuth forderte den Senat zu einem Kurswechsel auf. „Statt zwei Drittel des Betriebs für 15 bis 20 Milliarden Euro in eine ungewisse Zukunft zu katapultieren, muss sich Berlin für einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag die Mehrheit an der S-Bahn GmbH sichern“, meinte Waßmuth. „Berlin sollte das S-Bahn-Netz kaufen und Netz und Betrieb zukunftsfähig ausbauen.“