Berlin steht vor einem neuem Stresstest: Eine junge, gewaltbereite Generation von Neonazis plant am Wochenende einen Marsch durch den Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Damit dürfte die Aufmarsch-Ruhe, die seit dem letzten Aufmarsch der rechtsextremen Szene vor vier Jahren herrschte, jäh beendet werden. Damals, am Tag der Deutschen Einheit 2020, zog die rechtsextreme Kleinstpartei der „III. Weg“ durch Hohenschönhausen, doch die Demonstration scheiterte kläglich – an den Gegendemonstrationen. Nun droht eine Neuauflage.
Für Samstag ruft zunächst einmal das linke Spektrum unter dem Motto „Patriarchat sterben lassen – Antifaschistisch kämpfen“ zu einer Demo auf, schreibt der „Tagesspiegel“. Los geht es um 16 Uhr am S-Bahnhof Raoul-Wallenberg-Straße, von dort führt die Route durch die Hochhaussiedlungen bis zur Mehrower Allee.
Die Botschaft der Veranstalter ist klar: Die Straße soll erobert werden, „den Faschos nicht das Spielfeld“ überlassen! Die kämpferische Ansage ist bewusst gewählt, denn das Ziel der Demo liegt außerhalb des Berliner S-Bahn-Rings, in einer Ecke Berlins, wo sich auch der rechte Rand der Gesellschaft wohlfühlt.
Und genau das ruft die Neonazis auf den Plan. Eine Gegendemonstration ist bereits seit Wochen angemeldet. Die neu gegründete rechte Gruppe „Deutsche Jugend Voran“ wird um 15 Uhr am Bahnhof Springpfuhl starten und ebenfalls Richtung Mehrower Allee marschieren.
Junge, gewaltbereite Neonazis sind berüchtigt für Störaktionen
Die Rechtsextremen, die sich Unterstützung aus Chemnitz, Dresden und anderen Teilen Deutschlands gesichert haben, dürften dabei auf Krawall aus sein. Viele der erwarteten 400 Teilnehmer sind berüchtigt für ihre Störaktionen bei Pride-Demos in diesem Sommer. Nach dem Ende der Pride-Saison suchen die Neonazis offensichtlich nach neuen Gelegenheiten, um aufzufallen.

Einige der Neonazi-Kader aus Berlin, darunter Mitglieder von „Deutsche Jugend Voran“ und „Jung und Stark“, sind bereits als gewaltbereit bekannt. Das Berliner Landeskriminalamt (LKA) hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Gefährderansprachen durchgeführt, um die Szene im Blick zu behalten. Die Frage bleibt aber: Reicht das, um die Situation an diesem Wochenende unter Kontrolle zu halten?
Vor vier Jahren konnten Hunderte Gegendemonstranten in Hohenschönhausen den geplanten Aufmarsch der Neonazis stoppen. Statt durch den Stadtteil zu marschieren, mussten sich die Rechtsextremen mit einer Runde um den Block begnügen. Frust und Gewalt waren die Folge, Auseinandersetzungen mit der Polizei blieben nicht aus. Ob sich die Geschichte in Marzahn-Hellersdorf wiederholen wird, bleibt abzuwarten. ■