Doktor Johannes M. (40) wurde gelobt und geliebt. Doch laut Anklage spielte er sich als „Herr über Leben und Tod“ auf. Wie tickt der Mann, der 15 Patienten ermordet haben soll? Eine damalige Chefin von M. im Zeugenstand. Die Ärztin (43) war zur Polizei gegangen: „Vier Leichen und vier Brände innerhalb von sechs Wochen – ich habe nicht mehr an Zufälle geglaubt.“ Die Ermittler fanden weitere mutmaßliche Morde. 71 Verdachtsfälle gibt es noch, darunter die Schwiegermutter des Palliativarztes.
Wie tickt Dr. Tod? Das sagen die Ex-Chefin von Johannes G. über den Arzt
Eine Psychiaterin fragte die Ex-Chefin von M. am dritten Prozesstag: „Was für ein Mensch ist Ihnen begegnet?“ Die Medizinerin: „Ein Arzt mit Leib und Seele.“ Sehr Engagiert sei er gewesen und selbstbewusst – „ohne Selbstzweifel, immer ein Stethoskop um den Hals“. Einer, der nach außen „gut organisiert“ und „zufrieden mit sich“ wirkte, auch scherzte. „Ich bin der dicke Arzt mit den Locken“, stellte er sich den Patienten vor. Keiner, der sich versteckte: „Er trug oft auffällig bunte Hemden.“
Die Ärztin und Dr. M. lernten sich im Januar 2024 als Mitarbeiter eines Pflegedienstes kennen. Palliativmediziner begleiten schwerstkranke Menschen, um deren Schmerzen zu lindern. Johannes M. war in Tempelhof, dann in Kreuzberg in einem Pflegeteam tätig. Die Ärztin: „Er wurde von allen gelobt und geliebt.“ Doch er soll heimlich Medikamente eingesetzt haben, die in ihrer Kombination tödlich sind. Perfide Masche laut Anklage: Bei Hausbesuchen soll er ein Narkoseeinleitungsmittel und anschließend ein Muskelrelaxans verabreicht haben. Die Mixtur sorgt dafür, dass es schnell zum Atemstillstand kommt.
Zwölf Frauen und drei Männer soll Johannes M. getötet haben
Zwölf Frauen und drei Männer, 25 bis 87 Jahre alt, soll er zwischen September 2021 und Juli 2024 getötet haben. Sie waren schwer krank, lagen aber nicht auf dem Sterbebett. In mehreren Fällen habe er Feuer gelegt. Seit einem Jahr sitzt M. in Untersuchungshaft, schweigt zu den Vorwürfen.
Fielen seinen Kollegen Veränderungen auf? „Ich kündige!“, habe er einmal ins Telefon gebrüllt, sich fünf Minuten später aber entschuldigt, von viel Arbeit gesprochen, die Kündigung zurückgenommen. Mal habe er mit einer Schranktür geknallt, mal eine Pflegekraft angeschrien. Die Ex-Chefin: „Er war nicht mehr so der Freundliche.“ Wie stand der Palliativarzt zur Frage Sterbehilfe? Die Zeugin: „Wir lehnen ärztlich assistierten Suizid ab.“ Ihr gegenüber habe Dr. M. da mitgezogen. Zu einem Kollegen aber soll er mal gesagt haben: „Ist Mist, dass keine Sterbehilfe angeboten wird.“ Fortsetzung: 18. August. (KE.)