Heute steht ein großes Jubiläum an: Der Berliner KURIER, wie SIE ihn kennen, wird 35 Jahre alt. Die Boulevardzeitung aus dem Osten der Hauptstadt gab es schon früher, vor der Wende erschien sie unter dem Namen „BZ am Abend“. Doch am 3. Dezember erschien nach einer Vorankündigung am Tag zuvor der erste offizielle Berliner KURIER! Was stand drin in dem Blatt, das genau in der Zeit nach der Deutschen Einheit erschien? Wir haben ins Archiv geschaut!
Am 3. November 1990 bekam Berlin eine neue Zeitung
Am 9. November 1989 öffnete sich die Berliner Mauer – das Ende der DDR wurde eingeläutet, für Millionen Menschen änderte dieser Tag ihr ganzes Leben. Rund um die Deutsche Wiedervereinigung gab es auch Bewegung auf dem Berliner Zeitungsmarkt: Die bekannte Boulevardzeitung des Ostens, die „BZ am Abend“, wurde im Dezember 1990 zum „Berliner KURIER am Abend“. Bereits am 2. Dezember gab es einen kostenlosen Sonderdruck, in dem die neue Zeitung für Berlin angekündigt und ordentlich gefeiert wurde.
Am 3. Dezember ging es dann los: „Der KURIER am Abend wird von Reportern und Redakteuren in Ost und West gemeinsam gemacht“, hieß es in einem Gruß von der Redaktion. „Er wird sich besonders um die Menschen kümmern, die im Osten der Stadt leben und noch ganz andere Sorgen haben als die Berliner im Westen.“ Weiter hieß es: „Der KURIER hat keine Altlasten mitzuschleppen, die Redaktion wurde neu zusammengesetzt.“ Aber: Was stand in der ersten großen KURIER-Ausgabe am 3. Dezember? Wir haben die Schlagzeilen von damals!

Diepgen und Momper wollen Berlin gemeinsam regieren
Diepgen & Momper: Wir machen’s gemeinsam! Am Abend des 2. Dezember fand die erste gesamtdeutsche Wahl für ein neues Parlament statt. Auch über die Regierung in der zukünftigen Hauptstadt Berlin wurde entschieden – und der künftige Regierende Eberhard Diepgen (CDU) und Walter Momper (SPD) kündigten an, dass sie gemeinsam Berlin regieren wollen. Diepgen war es laut Interview übrigens am wichtigsten, Berlin zu einer einheitlichen Stadt zu machen. „Diese Stadt muss geeint, sie darf nicht weiter gespalten werden“, sagte er dem KURIER.

Schiller-Theater: Alle jubeln für DDR-Star Angelica Domröse
Schiller-Theater: Jubel um die Domröse! Großer Applaus für DDR-Star Angelica Domröse. Auch über Berlins Kultur wurde im KURIER berichtet – am 3. Dezember über eine umjubelte Premiere. Domröse stand damals am Schiller-Theater im Stück „Frauen. Krieg. Lustspiel“ von Thomas Brasch auf der Bühne. Der KURIER urteilt: Angelica Domröse „verdient nen Kniefall!“ – denn nur für ihren Auftritt lohne sich der ganze Abend. Das Stück selbst wurde eher verrissen. „Denn dass Frauen Erotik haben, dass Krieg schlimm ist und dass sexuelle Schnell-Schüsse allemal besser sind als Gewehr-Schüsse, wusste man vorher schon.“

Zu wenig Personal: In Potsdam stapeln sich die Leichen
Die Toten finden lange keine Ruhe! Chaos bei den Toten von Postdam: KURIER berichtete darüber, dass sich im kommunalen Totenhaus von Potsdam die Leichen stapelten. Die Überreste von 60 Verstorbenen warteten hier darauf, endlich beigesetzt zu werden. Der Grund: „Das Standesamt kommt mit den Bestattungsunterlagen nicht nach.“ Es gebe nur eine Mitarbeiterin – und die komme einfach nicht hinterher. Hinzu kam der drastische Anstieg bei den Verkehrsunfällen: Nach 2000 im vergangenen Jahr gab es nun 2300, die Anzahl der Verkehrstoten stieg damit entsprechend.

Berliner Schwimm-Star packt über Doping aus
Schluss mit der Pillenlüge! Das Thema Doping beschäftigte den Sport schon vor der Wende – im KURIER packte nun der Berliner Schwimm-Star Raik Hannemann aus. „Wir haben doch all diese Pillen, diese Medaillen-Macher geschluckt. Weil wir sie nehmen mussten. Weil unsere Trainer es wollten“, schrieb er in einem großen Beitrag auf der Sport-Seite. Auch Funktionäre und Staat hätten es gewollt. Er schildert auch seine ersten Begegnungen mit Anabolika. „Ich habe das Zeug geschluckt und bin wie ein Irrer geschwommen. 1700 Kilometer habe ich in dem Jahr abgerissen.“





