Aggro-Vater vor Gericht

Angeklagt: Vater erwischt Tochter (13) mit Jungen (15) und rastet aus

Als er seine Tochter (13) nachts sucht und im Hausflur mit einem fremden Jungen (15) erwischt, verliert er die Beherrschung. Nun steht Cem S. (40) vor Gericht.

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Der Schüler Louis (Name geändert) sagte im Prozess als Zeuge aus.
Der Schüler Louis (Name geändert) sagte im Prozess als Zeuge aus.Olaf Wagner

Eine Attacke, die S. vor vier Monaten in Untersuchungshaft brachte. Ein türkischer Mechaniker, der in Berlin geboren wurde, als besorgter Familienvater gilt. Er hatte sich bereits zwei Jahre vor der Szene im Hausflur wegen Aylin (Name geändert) an das Jugendamt gewandt hatte – „ich brauchte Hilfe.“

Häusliche Gewalt eskaliert am 3. Juni gegen 23.30 Uhr im 6. Obergeschoss eines Wohnhauses in Spandau. Cem S.: „Ich sah meine Tochter, sie kniete, der Junge versuchte seine Hose hochzuziehen - „ich hatte Kopfkino, wie eine Explosion, ich habe ihm eine Schelle gegeben.“ Doch es reichte dem Vater nicht, den Romeo zu vertreiben. Er soll Louis (Namen geändert) noch gegen eine Wand gedrückt haben. Dann knöpfte er sich Aylin vor. Der Vater: „Sie schrie rum, ich gab ihr eine Schelle.“

Er zog sie in die Wohnung – laut Anklage an den Haaren. Er soll sie gegen einen Schrank im Flur geschleudert, sie geschlagen, schließlich gewürgt haben. Die Anklage: „Sie befand sich kurzzeitig in akuter Lebensgefahr.“ Ein Nachbar war auf den Tumult aufmerksam geworden. Er soll S. von dem Mädchen weggezogen haben. Aylin kam in ein Krankenhaus. Sie erlitt unter anderem Würgemale am Hals, Hautabschürfungen, ihre Nase blutete.

Cem S. gestand nun: „Es waren fünf oder sechs Schläge mit der Hand, mit der anderen Hand drückte ich sie nach unten.“ Keine Faustschläge, sondern Ohrfeigen seien es gewesen – „weil sie so schrie“. Die Richterin: „Was ging in Ihnen vor?“ S.: „Ich war wütend, traurig – alles auf einmal. Ich war davon ausgegangen, dass sie sexuell aktiv war – vor unserer Wohnungstür, vor meinen Augen.“

Das Mädchen hatte den Sex bestritten. Er glaubte ihr nicht: „Sie wollte sich rausreden.“ Er und Aylins Mama seien „eigentlich keine strengen Eltern“. Aber die Tochter habe damals „viel Unsinn gemacht“, sie habe die Schule geschwänzt, sei erst spät oder auch mal gar nicht nach Hause gekommen, habe Lügen erzählt, dazu „Sex-Geschichten“. Er ging zum Jugendamt, als das Mädchen zwölf war. Eine Familienhelferin kam für einzige Zeit, es wurde über ein Internat in Brandenburg für Aylin gesprochen – „aber es wurde nicht genehmigt“, so der Papa. Sein Vorwurf: „Ich wurde im Stich gelassen, ich war überfordert.“

Inzwischen lebt Aylin bei ihrer Oma. Kontakt zu Louis gibt es noch. Der Schüler: „Wir waren zwei Monate vor der Tat zusammengekommen.“ Aber ohne Sex – „nur umarmt“. Der Prozess geht Ende Oktober weiter.■