Im neuen Quartier Neulichterfelde legt ein winziger Hügel ein Millionenprojekt lahm: Statt Baggern und Beton bestimmen derzeit Ameisen das Tempo. Eigentlich sollten hier 2500 Wohnungen für mehr als 6000 Menschen entstehen – doch solange die streng geschützten Insekten nicht umgesiedelt sind, steht alles still. Von Hand, Tier für Tier, sollen sie eingesammelt werden. Klingt nach Provinzposse? Willkommen in der Hauptstadt!
Für die CDU-Fraktion in Steglitz-Zehlendorf ist das ein Skandal. Die Christdemokraten sprechen von einer „Blockadepolitik mithilfe von Ameisen“ und haben im Bezirksparlament eine Große Anfrage eingereicht. Ihr Vorwurf: Das Nest sei längst bekannt, doch Prüfungen und Genehmigungen seien verschleppt worden. Die Folge: Der Baustart verzögert sich womöglich um Jahre – während die Mieten im Kiez weiter explodieren.
Worum es geht: Auf dem 90 Hektar großen Gelände zwischen Thermometersiedlung und Stadtgrenze sollen 20 Hektar bebaut, 60 Hektar als Grünfläche erhalten bleiben. Doch mitten im Baufeld II entdeckten Gutachter ein Nest der streng geschützten Kahlrückigen Waldameise. Ohne Umsiedlung keine Bauarbeiten – keine Straßen, keine Leitungen, keine Wohnungen.
Schon früher bremste die Natur das Großprojekt. 993 Zauneidechsen mussten teuer eingesammelt und auf Ersatzflächen umgesiedelt werden. Ein Kraftakt, der eigentlich den Weg freimachen sollte. Doch nun sind es Ameisen, die alles blockieren. Seit fünf Jahren wartet das Bauvorhaben auf den Start, 2500 Wohnungen – dringend gebraucht – bleiben ein Papiertiger.
Wichtiges Bauvorhaben auf der Kippe – ein paar Insekten sei Dank
Besonders pikant: Schon im Juli 2025 wurde die Umsiedlung der Ameisen beantragt. Passiert ist bis heute nichts. An anderer Stelle des Geländes, so die CDU, seien Ameisen im selben Jahr durchaus umgesetzt worden – ein Beweis für Widersprüche und Planlosigkeit im Bezirksamt.
CDU-Bezirksverordnete Gabriele Grabowski wird deutlich: „Das Bauvorhaben Neulichterfelde ist eines der wichtigsten Projekte im Bezirk. Seit über zehn Jahren liegt die Fläche brach – während Familien händeringend nach Wohnungen suchen und die Mieten immer weiter steigen.“ Statt Tempo zu machen, so ihr Vorwurf, errichte Stadtrat Urban Aykal (Grüne) „immer neue Hürden“.
Die Union warnt: Frühestens 2026 könne es weitergehen. Ein herber Rückschlag mit millionenschweren Folgen. Und ein Symbol dafür, wie leicht ein Ameisenhügel über Berlins Wohnungsbau entscheidet.