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Irrer Streit um 217 Stufen in Köpenick: Treppe zum Müggelturm dicht

Weil der Bezirk Köpenick kein Personal für den Winterdienst hat, wird seit zehn Jahren eine Treppe zum Müggelturm für ein halbes Jahr gesperrt. Lächerlich, findet der Betreiber.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Die Treppe zum Müggelturm wird jedes Jahr offiziell gesperrt – weil Geld für den Winterdienst fehlt.
Die Treppe zum Müggelturm wird jedes Jahr offiziell gesperrt – weil Geld für den Winterdienst fehlt.Imago

Es sei wie bei „Und täglich grüßt das Murmeltier“ oder ein „Schildbürgerstreich in Dauerschleife“, sagt Matthias Große. Er meint die Sperrung einer Treppe auf dem Kleinen Müggelberg. Oben betreibt Große den Aussichtsturm und Gastronomie.

Doch alle Jahre wieder, wenn es kälter wird, sind die Treppen zum Müggelturm dicht. Jedes Jahr vom 1. November bis zum 30. April wird die Treppe vom Parkplatz zum Turm gesperrt. Auch vom Turm zum See kommt man offiziell nicht über die Treppe in der kalten Jahreszeit.

Kein Personal für den Winterdienst in Köpenick

Die Begründung des Bezirks Köpenick: Kein Personal für den Winterdienst! Matthias Große findet das „lächerlich“.

Der Steig sei ein beliebter Wanderweg, der auch von Sportlern zum „Treppensteigen“ genutzt wird. In Berlin waren die Winter in den letzten Jahren nicht sonderlich schneereich.

„Ich frage mich nun seit fast zehn Jahren schon: Warum stellt man kein Schild ‚Benutzen auf eigene Gefahr und eigene Haftung‘ auf ?“, sagt Große.  Denn die Folge der Sperrung: „Es kletterten natürlich trotzdem Leute über die Absperrung und können sich dann auch Brüche zuziehen.“

Matthias Große kaufte den Müggelturm und betreibt dort Gastronomie. 
Matthias Große kaufte den Müggelturm und betreibt dort Gastronomie. camcop media/Andreas Klug

„Natürlich haben wir Einbußen“, sagt Große. Vor allem aber fragen sich die Gäste, warum der Zustand bis heute, nach so vielen Jahren, nicht geändert wurde. „Früher, zu DDR-Zeiten, war der Weg, war die Treppe 365 Tage im Jahr offen. Jetzt ist er ein halbes Jahr für die Öffentlichkeit gesperrt. Ein absolut nicht nachvollziehbarer Umstand“, erklärt Große.

Er selbst wollte Abhilfe schaffen und hat im Bezirk verschiedenen Entscheidungsträgern angeboten, die Treppe zu kaufen, zu pachten, selbst zu versichern und auch einen notwendigen Winterdienst zu ermöglichen und diesen zu bezahlen. „Doch vom Bezirk kommt mal wieder nichts, außer das Argument, dass dies bei kommunalem Eigentum nicht möglich sei“, ärgert sich Matthias Große.

Hauptmann von Köpenick schaltet sich ein

Unter einem Facebook-Post, in dem er seinem Ärger Luft macht, schaltet sich in der Posse von Köpenick denn auch der offizielle Hauptmann von Köpenick ein: „Da hilft nur der zivile Ungehorsam! Als Hauptmann von Köpenick werde ick mich natürlich gleich darum kümmern und de Absperrgeländer samt Beschilderung durch die Hauptmanngarde abnehmen lassen. Ick denke bis Mittach sollte der erledigt sein!“, witzelt Heiko Stang. 

Doch zum Lachen ist Matthias Große derzeit nicht zumute. „Mein Angebot steht“, sagt er. „Der Bezirk Treptow-Köpenick bzw. die Stadt Berlin kann mir sehr gerne sagen, was der Preis für eine Pacht oder einen Kauf wäre. Ich bin bereit, hier ein ‚marktübliches‘ Angebot abzugeben.“