An einem Abend wie dem Heiligen Abend kann jede Menge schiefgehen. Keiner weiß das besser als der Weihnachtsmann persönlich.
Was also tun, wenn einer der kleinen Buben dem geliebt-gefürchteten Geschenkebringer am Bart zieht und droht, den gebuchten Weihnachtsmann zu enttarnen? Was, wenn der prall gefüllte Jutesack reißt oder das goldene Buch bei einer anderen Familie liegen geblieben ist?
Auch Weihnachtsmänner können Pannen erleben. In einem gut zweistündigen Workshop in Berlin geben erfahrene Weihnachtsmänner je nach Bedarf und Zahl der Anfragen neuen Kollegen entscheidende Hinweise für möglichst unfallfreie Bescherungen. Organisiert wird das von Weihnachtsmann2go, einer Weihnachtsmann-Vermittlungsplattform.
Weihnachtsmann buchen in Berlin: Eine gute Vorbereitung ist alles
„Eine gute Vorbereitung ist einfach alles“, sagt Hansjörg Rodewald, der seit fast 30 Jahren als Weihnachtsmann unterwegs ist. „Man muss alle Namen in der Familie kennen, selbst den Vornamen der Katze. Je mehr man weiß, desto besser“, so Rodewald, der immer Ersatzsäcke und eine Kopie des Buches im Gepäck hat. Außerdem sei es wichtig zu wissen, wo die Geschenke liegen, und auch für ausreichend Licht müsse gesorgt sein, denn sonst sei es unmöglich, aus dem goldenen Buch vorzulesen, in dem wichtige Informationen über die Kinder stehen.
Der 58-Jährige gehört zum Stammpersonal von Weihnachtsmann2go. Gründer Frederik Tholey, im Hauptberuf Rechtsanwalt, sitzt im Dienstgewand in einem prächtigen, goldverzierten Samtsessel in einem angemieteten Tagungsraum, neben ihm Rodewald.
Fachkräftemangel auch bei Weihnachtsmännern
Vor ihnen: eine bunte Mischung von Männern, vom Enddreißiger über den pensionierten Polizisten bis hin zum Rentner. Sie alle hören aufmerksam zu, als Tholey erläutert, wie sie sich auf der Internetseite anmelden, ihr Einsatzgebiet eingrenzen und den Preis festlegen können. Anfängern empfiehlt er etwa 50 bis 60 Euro pro Besuch. An einem Abend können so Hunderte Euro zusammenkommen.
Die größte Herausforderung für Tholey und seinen Geschäftspartner Tobias Groß ist: Personal zu finden. Auch in der Weihnachtsbranche herrscht Fachkräftemangel. Groß war erst kürzlich wieder in Mensen unterwegs, um Kandidaten zu suchen. „Es ist sehr schwierig“, sagt er. Auch andere Vermittlungsagenturen suchen Darsteller. „Ich spreche Frauen, die engelhaft wirken, direkt auf der Straße an oder frage auch Schauspiel-Kolleginnen“, sagt etwa Angela Jehring, selbst Schauspielerin und Inhaberin der Agentur Engel in Berlin.

Beim Workshop in Berlin-Neukölln können die Kandidaten ihr Talent zeigen. Mit Kostümen, Glocke, Bart und Make-up ausgestattet posieren sie bei einem Foto- und Videoshooting. Auf der Internetseite sollen sich Eltern später einen Eindruck von ihnen verschaffen können. Der erste Eindruck zählt schließlich, auch bei Weihnachtsmännern. In zwei bis drei Stunden wird werdenden Weihnachtsmännern erklärt, worauf es beim Vorgespräch ankommt und wie die eigentliche Bescherung abläuft. Denn: „Wer einmal die Begeisterung für diesen einmaligen Nebenjob verspürt hat, der will nicht mehr davon lassen“, sagen die erfahrenen Santas. ■