Die Insolvenz der Signa-Gruppe zieht immer weitere Kreise und könnte sich zu einem Super-Skandal entwickeln. Wie nun bekannt wurde, kam es in dieser Woche zu einer Durchsuchung der Geschäftsräume des Unternehmens – in Berlin.
Die Staatsanwaltschaft Berlin rückte in das Hochhaus „Upper West“ am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg ein und beschlagnahmte Unterlagen. Dabei lag der Fokus auf digitalem Material, das von den Ermittlern gesichert wurde. Die Razzia wirft einen weiteren dunklen Schatten auf das von René Benko gegründete Immobilienimperium, das im letzten Jahr wie ein Kartenhaus zusammengebrochen war.
Die Durchsuchung beim einstigen Kaufhof-Investor steht im Zusammenhang mit dem Verdacht auf Insolvenzverschleppung, der gegen Teile der weit verzweigten Unternehmensgruppe erhoben wird. Welche Personen oder Firmen konkret im Visier der Ermittler stehen, wollte die Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen aber nicht preisgeben.
Man befinde sich noch in einer frühen Phase der Ermittlungen, und es werde wohl noch mehrere Monate dauern, bis die beschlagnahmten Daten vollständig ausgewertet sind, heißt es dazu auf RBB24.
In Berlin zählte Kaufhof-Investor Signa zu den bedeutendsten Immobilienentwicklern
Schon im März hatte es Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München gegen den einstigen Kaufhof-Investor wegen Geldwäscheverdachts gegeben, die in Zusammenhang mit dem einstigen Immobilienriesen stehen. Jetzt also der nächste Tiefschlag – diesmal von Berlin aus und in Berlin.
Besonders pikant: Die betroffenen Geschäftsräume im „Upper West“ waren einst die Deutschland-Zentrale des Unternehmens, das vom österreichischen Milliardär René Benko gegründet wurde. Benko selbst hatte sich bereits im November 2023 überraschend aus der Unternehmensführung zurückgezogen, nur wenige Wochen vor dem Offenbarungseid der Signa-Gruppe.

Die Insolvenz hatte das Ende einer Ära eingeläutet. In Berlin zählte Signa zu den bedeutendsten Immobilienentwicklern und war unter anderem Eigentümerin der legendären Galeria-Kaufhäuser am Hermannplatz und am Kurfürstendamm. Das Unternehmen hinterließ nicht nur ein wirtschaftliches Fiasko, sondern auch viele offene Fragen – Fragen, die nun möglicherweise durch die laufenden Ermittlungen beantwortet werden können.
Signa-Gläubiger gingen leer aus. Wo ist das viele Geld hin?
Signa hatte am 29. November 2023 die Reißleine gezogen und beim Handelsgericht Wien Insolvenz angemeldet. Hinter den Kulissen brodelte es schon länger. Der Druck auf den Einzelhandel, besonders auf die klassischen Geschäfte, wurde einfach zu groß. Die erhofften Gewinne durch millionenschwere Investitionen blieben aus. Im Immobiliensektor kam es dann knüppeldick: Externe Faktoren wirkten sich katastrophal auf das Geschäft aus. Trotz aller Anstrengungen und verzweifelter Versuche, frisches Geld aufzutreiben, war am Ende nichts mehr zu retten. Eine außergerichtliche Lösung? Fehlanzeige!
Im April 2024 gab die Signa Holding ihren Sanierungsplan dann auf, und das Handelsgericht Wien entschied: Aus Sanierung wird Konkurs. Der Plan, den einstigen Kaufhof-Investor zu retten und den Gläubigern wenigstens eine Mindestquote zu zahlen, war damit vom Tisch. Signa besitzt zwar Beteiligungen, aber die brachten wohl nichts mehr ein. Die angemeldeten Forderungen belaufen sich damit zeitweilig auf 8,6 Milliarden Euro.
Ab April 2024 nahm die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) die Signa Holding und ihre Führungsetage ins Visier. Bereits am 25. Juni 2024 schlugen die Ermittler zu und durchsuchten mehrere Standorte. Die Enthüllungen rund um die Signa-Gruppe haben das Potenzial, die Immobilienbranche weiter zu erschüttern. Die wichtigste Frage aber ist und bleibt: Wo ist das verzockte Geld abgeblieben? ■