Der Dauerclinch zwischen Ryanair und der Oberen Luftfahrbehörde Berlin-Brandenburg (LuBB) um das Nachtflugverbot am BER reißt nicht ab! Schon wieder wurde einem Flieger der irischen Billigfluglinie wegen Verspätung die Landung am Berliner Flughafen untersagt. Die Maschine musste auf einen anderen Flughafen ausweichen. Am Mittwochabend strandeten die 189 Passagiere an Bord deshalb mitten in der Nacht 250 Kilometer entfernt in Hannover statt in Schönefeld!
Dabei war die Boeing 737-800 aus Vilnius laut Ryanair gerade mal sieben Minuten zu spät dran! Die 189 Passagiere saßen im Anschluss drei Stunden lang im Bus von Hannover nach Berlin, bis sie endlich ihr eigentliches Ziel erreicht hatten. Doch wer ist eigentlich wirklich Schuld am Riesen-Ärger?
Wetterbedingte Verspätung des Ryanair-Flugs
Die geringfügige Verspätung von Flug FR1571 sei wetterbedingt gewesen, beteuert Ryanair in einer Pressemitteilung. Deshalb habe man gar keinen Einfluss darauf haben können, dass die Maschine die ordnungsgemäßen Zeiten nicht einhalten kann. Laut Ryanair wäre die Maschine sieben Minuten nach 0 Uhr gelandet. Dass sich die Luftfahrtbehörde LuBB dennoch geweigert habe, eine geringfügige Verlängerung der Landezeiten zu gewähren, ist für die Vertreter der Airline unverständlich.
Das Nachtflugverbot am Berliner Flughafen BER gilt zwischen 23.30 Uhr und 5.30 Uhr, um Anwohner vor allzu großer Lärmbelästigung zu schützen. In Ausnahmefällen darf Flugzeugen von der LuBB auch noch bis 0 Uhr die Landung genehmigt werden. Danach ist aber absolut Schluss oder es werden Strafen von bis zu 50.000 Euro fällig. Während andere Flughäfen der Welt ihre Nachtflugverbot-Regeln zum Teil wesentlich lockerer handhaben, gilt die LuBB als streng und hält sich strikt an die Vorschriften.

Soll Nachtflugverbot gelockert werden?
Ryanair fordert bereits seit geraumer Zeit lockerere Regeln für Nachtflüge und giftet gegen die „unflexible Bürokratie“. Im Januar war schon einmal eine Maschine der irischen Fluglinie nach Mitternacht nach Hannover umgeleitet worden. „Es ergibt keinen Sinn, dass Flugzeuge wiederholt nur wenige Minuten nach Beginn des Nachtflugverbots vom Flughafen Berlin umgeleitet und gezwungen werden, bis nach Hannover zu fliegen“, sagte Ryanair-Sprecher Marcel Pouchain Meyer zu den Fällen. Und dabei ist noch gar nicht der Aspekt berücksichtigt, dass man zusätzliche Busse organisieren muss, die über drei Stunden 250 Kilometer extra nach Berlin fahren. „Es wäre wesentlich vernünftiger und auch umweltfreundlicher, den Fluggesellschaften eine angemessene Flexibilität zu gewähren, um in vertretbarem Maße nach Beginn des Nachtflugverbots noch in Berlin landen zu dürfen.“
Allerdings ist auch die Fluggesellschaft nicht ganz unschuldig. Der Fluglinie wird vorgeworfen, Flugzeiten zu knapp zu kalkulieren. Außerdem wusste der Ryanair-Pilot auch, dass es das Nachtflugverbot gibt, und dass es äußerst knapp werden würde. Dass Ryanair es trotzdem versuchte, war die Entscheidung der Airline, nicht die der Flugsicherung. Laut Daten von „Flightradar 24“ hatte die Maschine zuvor auf dem Hinflug von Berlin nach Vilnius den BER bereits mit einer Verspätung von knapp zwei Stunden verlassen!
Der Streit um eine lockerere Auslegung des Nachtflugverbots ist trotzdem voll entbrannt: Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner will Ausnahmen vom Nachtflugverbot am Hauptstadtflughafen BER vorantreiben. Es sei weder im Interesse der Umwelt noch der Passagiere, wenn Flugzeuge wegen weniger Minuten Verspätung weite Umwege fliegen müssten, meint der CDU-Politiker. Seine Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey hält dagegen: „Ich finde nicht, dass wir das Nachtflugverbot schleifen sollten. Die Berlinerinnen und Berliner haben ein Anrecht auf ihre Nachtruhe. Das Wachstum wird nicht gehemmt durch ein Nachtflugverbot.“
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