Steuer-Hammer kommt

1300 Berliner Restaurants droht die Insolvenz!

Mehr als 15.000 Restaurants in Deutschland sind laut einer neuen Analyse akut von der Insolvenz bedroht.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Über 1300 Restaurants gelten in Berlin als insolvenzgefährdet.
Über 1300 Restaurants gelten in Berlin als insolvenzgefährdet.F. Anthea Schaap/imago

Haben Sie in Berlin ein Lieblingsrestaurant? Der Italiener im Kiez? Der Mexikaner um die Ecke? Gehen Sie lieber schnell noch einmal hin: Mehr als 15.000 Restaurants, Gaststätten, Imbisse und Cafés sind derzeit in Deutschland insolvenzgefährdet. Weil es in Berlin besonders viele Restaurants, Cafés und Imbisse gibt, sind in der Hauptstadt auch besonders viele gefährdet.

Der Informationsdienstleister Crif hat die Lage in der Gastronomie analysiert: 12,6 Prozent der analysierten Betriebe sind demnach gefährdet, pleitezugehen. Im Januar 2020, kurz vor der Corona-Pandemie, lag die Zahl insolvenzgefährdeter Gastronomiebetriebe bei 10,7 Prozent, also bei 12.662 Betrieben.

Das Problem seitdem: sinkende Umsätze, geringe Beschäftigtenzahlen. Und ab Anfang 2024 steigt die gesenkte Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent an und trifft auf viele Gaststätten, Imbisse und Restaurants in der Krise. Eine Besserung der Situation ist für 2024 nicht in Sicht.

Berliner Gastronomie leidet besonders

Besonders leiden dabei Gastronomen in Berlin: Hier sind Crif zufolge 16,5 Prozent der Betriebe gefährdet. Das sind 1307 Lokale. In Bayern und Rheinland-Pfalz ist das Insolvenzrisiko mit 10,5 Prozent am geringsten.

Die deutsche Gastronomie hat sich immer noch nicht von der Corona-Krise erholt. Die Betriebe haben im September dieses Jahres einen preisbereinigten Umsatz erzielt, der 12,6 Prozent unter dem Niveau vom September 2019 lag, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Auch zum Vorjahresmonat fehlten 0,2 Prozent. Hart getroffen sind insbesondere die Kneipen: Im Bereich Getränkeausschank gingen die Erlöse innerhalb von vier Jahren um 34,5 Prozent zurück. Restaurants, Gaststätten und Cafés verzeichneten eine Lücke von 8,1 Prozent.

Mit den sinkenden Umsätzen gehen auch geringere Beschäftigtenzahlen einher. Sie lagen im September zwar 4,0 Prozent höher als vor einem Jahr, aber auch 6,7 Prozent unter dem Vorkrisen-Niveau von 2019.

Niedriglöhne in der Gastronomie

Im Kampf um das in der Pandemie knapper gewordene Personal können die Betriebe nur selten auf gute Verdienstmöglichkeiten verweisen. Exakt die Hälfte der Gastro-Beschäftigten arbeitete im Oktober 2022 zu Niedriglohnbedingungen. In der Gesamtwirtschaft lag der Anteil an Niedriglohn-Jobs mit einem Stundenlohn von damals 12,76 Euro lediglich bei 15,2 Prozent.

Droht in der Gastronomie eine Insolvenzwelle? Die Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent macht die Lage für die Betriebe nicht leichter.
Droht in der Gastronomie eine Insolvenzwelle? Die Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent macht die Lage für die Betriebe nicht leichter.Hannes P. Albert/dpa

Aufgrund verschiedener Krisen gilt derzeit in der Gastronomie ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für Speisen – jedoch nur noch bis zum Ende dieses Jahres. Ab 2024 sollen sie in Restaurants wieder mit 19 Prozent besteuert werden. Das könnte zu mehr Insolvenzen in der Gastronomie führen, so Crif.

„Im kommenden Jahr werden die Insolvenzen in der Gastronomie weiter steigen“, sagt Frank Schlein, Geschäftsführer von Crif Deutschland. Auf Jahressicht 2023 prognostiziert Crif derzeit in der Gastronomie 1600 Insolvenzen und damit 36,5 Prozent mehr als 2022.

„Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie sieht sich die Gastronomiebranche mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Diese umfassen steigende Inflation, höhere Energie- und Arbeitskosten sowie den wachsenden Trend des Homeoffice. Dieser führt zu weniger Gelegenheiten für Mittagspausen und weniger Besuchen in Restaurants oder Cafés. Die Anhebung der Mehrwertsteuer wird vor allem für bereits finanziell angeschlagene Gastronomiebetriebe die Lage weiter verschärfen“, erklärt Crif-Deutschland-Geschäftsführer Dr. Frank Schlein. ■