Kommentar

Gehen Sie mal wieder in ihr Kiez-Restaurant!

1400 Berliner Gastronomen sind insolvenzgefährdet. 

Author - Stefanie Hildebrandt
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Das italienische Restaurant Enoteca Il Calice  am Walther Benjamin Platz in Berlin Charlottenburg. 
Das italienische Restaurant Enoteca Il Calice am Walther Benjamin Platz in Berlin Charlottenburg. imago images/F. Anthea Schaap

In meinem Kiez in Pankow gab es ein kleines französisches Restaurant an einer Ecke. Es saß sich sehr lauschig auf der kleinen Terrasse im Grünen, der Rotwein war schmackhaft, die französischen Gerichte ebenso.  Ich weiß nicht, wieso wir nicht öfter hingegangen sind. 

 Nachdem eine Zeit lang nur noch abends die Küche geöffnet war, hing ein Zettel im Fenster: „Geschlossen“. Ich bedauerte die Schließung, doch es sollte nicht die letzte in unserem Kiez bleiben. 

Mehr als 1300 Berliner Restaurants, Cafés und Imbissen droht nach einer neuen Analyse die Insolvenz. Um einige wäre es in meinen Augen weniger schade, um andere um so mehr. Wer es sich in diesen Tagen leisten will, auswärts zu essen, der sollte vorher ein paar Überlegungen anstellen: 

Lieblings-Restaurant retten

1. Will ich mein Geld einer großen Kette in den Rachen werfen, die unter Umständen Härten besser abfedern kann? 

2. Welche Wirtinnen will ich unterstützen, indem ich gezielt dort hin gehe? 

3. Ist nicht auch im Homeoffice einmal in der Woche eine Mittagspause im Kiezrestaurant drin? Oder ein Stammtisch am Abend?

Am Ende ist der Restaurantbesuch eine Investition in Lebensqualität. Und ja: es ist total okay, wenn man nur eine günstige Vorspeise wählt, besser als gar nicht hingehen ist das allemal. 

In dem französischen Restaurant tut sich seit einiger Zeit übrigens wieder was: eine neue Terrasse wird gebaut, die Innenräume werden renoviert. Es heißt, es soll ein Italiener einziehen. Ein Hoch auf die mutigen Gastronomen, die den Neuanfang wagen und ein „Haltet durch!“ für die, die um ihre Existenz kämpfen. Man merkt erst, wie sehr etwas fehlt, wenn es unwiederbringlich verloren ist. Lassen Sie es bei Ihrer Lieblings-Lokalität gar nicht erst so weit kommen.