Es gibt Familien, da gehen mittlerweile die Großeltern mit ihren Enkeln ins Charlottchen. Schon mit ihren Kindern waren sie da. Das Restaurant ganz in der Nähe des S-Bahnhofs Charlottenburg am Stuttgarter Platz ist eine Institution in Berlin. Nach vier Monaten Schließung ist das Charlottchen nun wieder da – und es hat sich hübsch gemacht.
Das Besondere an dem Restaurant ist die entspannte und herzliche Stimmung, und es sind die Mitarbeiter. Das Charlottchen, wie auch das Café Schwartzsche Villa in Steglitz, das Café Jagdschloss Grunewald in Wilmersdorf oder die Kantine im Konzerthaus, ist ein besonderes Café – ein Chancengeber. Hier können behinderte Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu tariflichen Bedingungen arbeiten. Betreiber der Cafés ist die Mosaik-Services Integrationsgesellschaft, die es seit mehr als 30 Jahren in Berlin gibt. Frank Jeromin ist Geschäftsführer bei Mosaik, er hat das Unternehmen ins Leben gerufen.

Frank Jeromin ist stolz auf sein Team. Insgesamt arbeiten bei der Mosaik GmbH 150 Mitarbeiter. 50 Prozent von ihnen haben eine Behinderung. „Über Arbeit entsteht Lebensfreude. Arbeit ist der Dreh- und Angelpunkt der Integration in die Gesellschaft“, sagt Frank Jeromin (62). „Sie gibt Selbstvertrauen und dem Tag eine Struktur.“ Eigenes Geld verdienen, das Leben so gestalten, wie man es möchte, das ist gelebte Integration.

Fachkräfte auch mit Behinderung gesucht
Bei Mosaik werden Menschen mit Behinderung auch ausgebildet – in Zeiten des Fachkräftemangels steigt die Nachfrage nach ausgebildetem Personal, berichtet Jeromin. Insgesamt zehn Berufe kann man bei der Mosaik GmbH erlernen. Von der Fachkraft im Gastgewerbe über Restaurantfachfrau, Köchin, Landwirt, Maler, Bodenleger, bis zum Gebäude- oder Textilreiniger reicht die Bandbreite.
Auch im Charlottchen sind Mitarbeiter mit und ohne Behinderung in allen Gewerken vertreten. Doch die Behinderung steht hier nicht im Vordergrund. „Wir wollen ja kein Zoo sein“, sagt Frank Jeromin. Die Marktgesetze gelten auch im Charlottchen, die Leistungen hier sind wie in jedem anderen Restaurant auch. „Die Gäste sollen kommen, weil es schmeckt und ihnen hier gefällt“, meint Frank Jeromin.
Restaurant für Familien und Kinder
Nach dem Umbau kommt das neue Charlottchen très francais daher. Als Brasserie stehen französische Gerichte aus regionalen Zutaten auf der wöchentlich wechselnden Karte. Crepes, Elsässer Zwiebelsuppe, gratinierter Ziegenkäse mit Honig und andere Leckereien und tagesaktuelle Empfehlungen wie Quiches und Tartes komplettieren das Angebot. Sogar eigene Weine vom Königlichen Weinberg in Potsdam werden ausgeschenkt.
Auf der kleinen eigenen Theaterbühne werden Musik- und Kabarettabende sowie Lesungen veranstaltet. Auch der Comedyflash mit seinen Stand-up-Shows ist regelmäßig zu Gast. Fußballfans freuen sich über Spiele der Bundesliga und Champions League auf großer Leinwand.

Besonders Familien mit Kindern haben sich bisher im Charlottchen wohlgefühlt, und das soll natürlich so bleiben. Auch wenn die große Spielburg nun Kinder in einem Flüchtlingsheim in Lichtenberg erfreut, gibt es weiter Malutensilien und Spielzeug für Kinder. An den Wochenenden finden Puppenspiel und Kindertheater statt. Dass es im Service manchmal etwas langsamer vorangeht, ist nebensächlich, wenn man in fröhlicher Runde beisammen ist.
Mosaik-Services ist Teil des Mosaik-Unternehmensverbundes mit 2300 Mitarbeitern, davon 1500 mit Handicap. Seinen Ursprung hat der Verbund in dem 1965 gegründeten Verein Das Mosaik. Er entstand auf Initiative des Deutsch-Amerikanischen Frauenklubs, dem heutigen German-American Club of Berlin. Dem Verbund gehören außerdem der Mosaik-Verein, Mosaik Berlin mit seinen Behindertenwerkstätten und der von Demeter zertifizierte Ökohof Kuhhorst in Brandenburg an.