An den Küsten Norddeutschlands sind nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Mittwoch schwere Sturmböen der Windstärke zehn möglich. Vor allem in der Nordhälfte Deutschlands und im höheren Bergland sei mit teils schweren Sturmböen zu rechnen, an exponierten Küstenabschnitten und in Gipfellagen teils mit Orkanböen, warnt der DWD. Auch in Berlin soll es verbreitet stürmisch werden. Verantwortlich dafür ist Sturmtief „Jitka“, das international unter dem Namen „Jocelyn“ bekannt ist.
Zug in Ostwestfalen rammt umgestürzten Baum und entgleist
Wegen eines umgestürzten Baumes ist eine Regionalbahn bei Bad Driburg in Ostwestfalen entgleist. Verletzt wurde niemand, wie ein Sprecher des Zugbetreibers Nordwestbahn am Mittwoch sagte. Im Zug waren laut Bundespolizei etwa 50 Fahrgäste. Sie wurden am Morgen aus dem Zug gebracht und mit Bussen weiterbefördert.
Der Zug sei gegen 8.23 Uhr auf den umgestürzten Baum aufgefahren und aus den Schienen gesprungen, aber nicht umgekippt, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Der Baum sei zuvor wegen des sehr starken Windes offensichtlich umgeweht worden.
Die Bergung des Zuges soll laut Nordwestbahn bis zum Abend dauern, weil Hilfsmittel herangeführt werden müssten. Erst danach werde entschieden, ob und wann die Unfallstelle wieder freigegeben werde, sagte der Nordwestbahnsprecher. Der Zug der Linie RB84 verkehrt zwischen Paderborn und Kreiensen in Niedersachsen. Zum Schaden an dem Zug gebe es noch keine Schätzung, sagte der Sprecher.
Hamburger U-Bahn fährt „über und durch einen Baum“, A 21 voll gesperrt
In Hamburg ist es auf der U-Bahn-Linie 1 am Mittwochmorgen zu einem Unfall wegen eines umgestürzten Baumes auf den Gleisen gekommen. Laut der Hamburger Hochbahn AG konnte die Bahn nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr über und durch den Baum. Als Sicherheitsmaßnahme wurde die Geschwindigkeit der U-Bahnen auf oberirdischen Strecken in Hamburg von 80 auf 40 km/h reduziert. Sollten mehr Bäume durch den Wind auf die Gleise fallen, können die Bahnen besser anhalten, erklärte ein Sprecher.
Ein umgestürzter Baum hat am Nachmittag die Bahnstrecke zwischen Stralsund und Berlin kurzzeitig unterbrochen. Der Baum sei in der Nähe von Bernau bei Berlin umgefallen, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn.
In Schleswig-Holstein musste die Autobahn 21 ab Bad Oldesloe in Fahrtrichtung Süden vollständig gesperrt werden, nachdem hier ebenfalls ein Baum auf die Fahrbahn gestürzt war.
Sturmflutwarnung für die Nordsee, Hochwasser an der Weser
Für die niedersächsische Nordseeküste bestand die Gefahr einer Sturmflut. Das Hochwasser am Nachmittag werde an der ostfriesischen Küste voraussichtlich etwa 0,75 Meter höher als das mittlere Hochwasser auflaufen, teilte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg mit. Im Wesergebiet werde der Wasserstand ein bis anderthalb Meter höher als normal ausfallen.
Zoo in Rostock bleibt geschlossen
Wegen des Sturmtiefs bleibt der Zoo in Rostock an diesem Mittwoch aus Sicherheitsgründen geschlossen. Am Donnerstag öffnet der Zoo voraussichtlich wieder, wie eine Sprecherin mitteilte.
Nach Angaben vom Mittwochmorgen erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) Sturmböen in Mecklenburg-Vorpommern. Unter anderem an der Küste sei sogar mit schweren Sturmböen zu rechne. Ab dem Nachmittag soll es laut DWD zwischen dem Darß und Nordrügen teils orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten von 110 Kilometern pro Stunde geben.
Einige Fähren ab Dagebüll fahren nicht mehr
An der Nordsee gibt es Beeinträchtigungen bei den Fährverbindungen zwischen Dagebüll – auf dem Festland Schleswig-Holsteins gelegen – und den Inseln Amrum und Föhr. So fallen am Vormittag einige Fahrten zwischen den Inseln und dem Festland aus, wie den Internetseiten der Wyker Dampfschiffs-Reederei zu entnehmen ist.
Fähren zwischen Rostock und Gedser fallen bis Donnerstagfrüh aus
Der Scandlines Fährbetrieb zwischen Rostock und Gedser (Dänemark) ist wegen Sturms am Mittwochmorgen eingestellt worden. Scandlines empfiehlt Reisenden, die Überfahrt zwischen Puttgarden auf der Insel Fehmarn und Rødby (Dänemark) zu nutzen.
Das Unternehmen war zunächst davon ausgegangen, am Mittwochabend wieder den Betrieb aufnehmen zu können. Am Nachmittag hatte Scandlines dann aber die für den Abend geplanten Abfahrten abgesagt. Der Betrieb wird nun den Angaben zufolge in Rostock am Donnerstag um 4.15 Uhr und in Gedser um 7.00 Uhr voraussichtlich wieder aufgenommen.
„Jocelyn“ richtet in Großbritannien schwere Schäden an
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 156 km/h fegte Sturm „Jocelyn“ über Wales und Schottland und große Teile Englands und brachte teils starke Regenfälle mit sich. Der bereits zweite Sturm in dieser Woche hat in der Nacht zum Mittwoch in Großbritannien für neue Verkehrsbehinderungen gesorgt und weitere Schäden verursacht.

Der schottische Bahnbetreiber ScotRail stellte seinen Betrieb am Dienstagabend komplett ein. Der Stillstand könne noch bis in den Nachmittag am Mittwoch andauern, teilte das Unternehmen mit, weil das gesamte Streckennetz geprüft werden müsse. Mehrere Bahnunternehmen, die Strecken zwischen England und Schottland betreiben, setzten Verbindungen ebenfalls aus.
Im Süden von Wales wurde in der Nacht die Suche nach einer Person eingestellt, die einem Bericht zufolge ins Meer gefallen war. In der nordenglischen Stadt York kam es zu Überschwemmungen. An den Flughäfen in der irischen Hauptstadt Dublin und in Glasgow mussten am Abend jeweils mehrere Flüge gestrichen werden. Mehrere Autobahnbrücken wurden wegen der hohen Windgeschwindigkeiten geschlossen, darunter auch die wichtige Queen-Elizabeth-II.-Brücke über die Themse östlich von London. ■