Ärger in Spandau

Dickes Minus durch Wucher-Standmieten auf Berliner Weihnachtsmarkt!

Die hohen Standmieten auf dem Spandauer Weihnachtsmarkt verärgern viele Händler. Sie fürchten ein Verlustgeschäft. Der Veranstalter erklärt die Preise.

Author - Sebastian Krause
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Luisa Görsch-Heinze aus Oranienburg ärgert sich über zu hohen Standmieten und nicht nachvollziehbare Nebenkosten auf dem Weihnachtsmarkt in Spandau.
Luisa Görsch-Heinze aus Oranienburg ärgert sich über zu hohen Standmieten und nicht nachvollziehbare Nebenkosten auf dem Weihnachtsmarkt in Spandau.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Der Frust muss raus. „Das ist meine erste und letzte Erfahrung auf dem Spandauer Weihnachtsmarkt“, sagt Luisa Görsch-Heinze. Sie regt sich über zu hohe Standmieten, nicht nachvollziehbar hohe Nebenkosten und Ungleichbehandlung auf.

Nach langen Verhandlungen zahlt sie für die Zeit vom 24. November bis zum 23. Dezember für ihre drei mal zwei Meter groß Hütte 2380 Euro komplett. Darin sind unter anderem 200 Euro für Müll, Reinigung und Winterdienst sowie 450 Euro für Strom enthalten. Ein Unding. „Eigentlich musst du Geld mitbringen, anstatt hier Gewinn zu machen.“

Nachbar zahlt mehr als 4300 Euro für seinen Stand

Im Vergleich zu anderen Standbetreibern ist die 36-Jährige damit noch gut bedient. Ihr Nachbar Abdul Aziz zahlt für die gleiche Standgröße in der Breite Straße am Markt 4379,20 Euro. Das geht aus Dokumenten hervor, die dem Berliner Kurier vorliegen.

Daraus ergibt sich, dass er 1250 Euro Standgebühr, 630 Euro für Strom und 400 Euro für Müll, Reinigung und Winterdienst zahlt. Hinzu kommen 1400 Euro für sonstige Kosten wie Bearbeitung, Leihhaus und eine Strom-Verlegepauschale. „Ich finde es sehr ungerecht, dass nicht alle die gleichen Preise zahlen. Die einen bezahlen ein bisschen weniger, die anderen mehr“, sagt Aziz, der an seinem Stand Geschenke für Kinder verkauft.

Uwe Rösler, Geschäftsführer der Gesellschaft „Partner für Spandau“, erklärt die Preise damit, dass eine neue Straßensondernutzungsgebühr zu zahlen sei. Das seien rund 75.000 Euro für die Spandauer Altstadt. Hinzu kommen Kosten für Sicherheit, Personal und Strom.

Außerdem wurden die Händler in verschiedene Kategorien eingeteilt. Daraus ergeben sich unterschiedliche Standmieten. Heißt: Ein Lebensmittelhändler zahlt mehr als ein Kunsthandwerker. „Die Resonanz jedenfalls von den Besuchern ist positiv. Der Markt hat wieder gewonnen“, erklärt Rösler auf Anfrage des Berliner Kuriers.

Abdul Aziz zahlt für seinen Stand auf dem Weihnachtsmarkt in Spandau mehr als 4300 Euro.
Abdul Aziz zahlt für seinen Stand auf dem Weihnachtsmarkt in Spandau mehr als 4300 Euro.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Bei den Händlern bleiben dennoch Fragen. Wie soll man die hohen Gebühren wieder reinbekommen? Lohnt es sich überhaupt noch, einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt zu mieten? Was passiert mit dem Geld, das „Partner für Spandau“ einnimmt?

Im Fall von Luisa Görsch-Heinze, die mit ihrem Mann Andreas Meditationszubehör wie Decken, Kissen und Edelsteine verkauft, wird es am Ende eine Plus-Minus-Null-Rechnung werden. „Gewinn macht man hier nicht“, sagt sie. Sie sehe ihren Stand daher mehr als Werbung für potenzielle Kunden für ihr Meditationszentrum in der Gartenstraße in Oranienburg.

Geld wird an soziale Einrichtungen und Vereine gehen

Angesprochen auf die Verwendung des eingenommenen Geldes aus dem Weihnachtsmarkt erklärt Rösler, dass die Gewinne an soziale Einrichtungen oder Vereine gehen. Auch sei man bestrebt, alle Wege möglichst inklusiv zu machen. „Ich bin Spandauer“, sagt der 73-Jährige. „Ich hänge an diesem Bezirk. Und ich hänge auch an den Menschen, die hier mitwirken.“

Er versichert: „Hier verdient sich keiner eine goldene Nase.“ Daran haben Luisa Görsch-Heinze und ihr Mann Andreas aber Zweifel. Die beiden wollen nach ihrem Abbau eine nachvollziehbare Abrechnung haben – zumal sie gar keine Tonne zur Müllentsorgung und sich einen eigenen Stromzähler eingebaut haben. Und dann diese Kosten.

Das ist eine Schweinerei, eine richtige Schweinerei.

Luisa Görsch-Heinze, Standbetreiberin auf dem Weihnachtsmarkt in Spandau

„Das ist eine Schweinerei, eine richtige Schweinerei“, poltert Görsch-Heinze.  Sollten sie kein Geld zurückbekommen, wollen sie einen Anwalt einschalten und die Kosten einklagen. 

Der Weihnachtsmarkt in Spandau ist für sie jedenfalls Geschichte. Noch einmal wird sie dort keinen Stand mieten. „Es wird uns definitiv nächstes Jahr wieder auf irgendeinen Weihnachtsmarkt geben“, sagt Görsch-Heinze. „Aber nicht mehr hier.“