Verkehrschaos mit Ansage

Abriss der Schönhauser-Allee-Brücke: DAS sind die konkreten Pläne in Prenzlauer Berg

In Prenzlauer Berg droht das totale Verkehrschaos. Die Schönhauser-Allee-Brücke wird abgerissen und neu gebaut. KURIER erklärt die Pläne.

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Die Schönhauser-Allee-Brücke steht kurz vor dem Abriss.
Die Schönhauser-Allee-Brücke steht kurz vor dem Abriss.Markus Waechter/Berliner KURIER

Es wird eng, laut – und staubig. In Prenzlauer Berg beginnt bald eine Bau-Ära, die alles bisher Dagewesene übertrifft: Der Abriss der Schönhauser-Allee-Brücke steht bevor – und mit ihm ein Verkehrschaos, das den Alltag von tausenden Menschen auf den Kopf stellt. Autofahrer, Anwohner und BVG-Nutzer müssen sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen. Die gute Nachricht? Es gibt einen Plan. Die schlechte? Er reicht bis ins Jahr 2032.

Wer hätte gedacht, dass sich unter der Schönhauser Allee überhaupt eine Brücke befindet? Doch genau dort – zwischen U-Bahn-Viadukt und den Gleisen der Deutschen Bahn – liegt ein unscheinbares, aber hochkomplexes Bauwerk, das nun neu errichtet werden muss. 1869 war sie noch kurz und schmal. Doch in den letzten 156 Jahren ist einiges passiert. Hier sei ein sehr komplexer Knotenpunkt entstanden, erklärt Projektleiter Michael Fischer gegenüber der Berliner Zeitung. Täglich strömen unzählige Fahrgäste zwischen U-Bahn, Ringbahn und Straßenbahn hin und her – mitten in einem verkehrstechnischen Mikrokosmos, der sich bald grundlegend verändert.

Schönhauser-Allee-Brücke: Verkehrschaos ab Ende 2025

Schon ab Ende 2025 beginnt das Vorhaben mit dem Verlegen unterirdischer Leitungen. Die Leitungsbrücke, die an der Dänenstraße den Ringbahngraben überspannen wird, soll das erste sichtbare Zeichen des Bauprojekts sein. Ab 2027 geht es dann richtig los – in vier Bauabschnitten bis 2032. Dann wird die Brücke Stück für Stück abgetragen und neu aufgebaut.

So soll die Schönhauser-Allee-Brücke nach der Sanierung bis 2032 aussehen.
So soll die Schönhauser-Allee-Brücke nach der Sanierung bis 2032 aussehen.SenMVKU

Währenddessen? Bleibt von den heutigen Verkehrsverhältnissen kaum etwas übrig. Es werde jahrelang nur noch einen Fahrstreifen pro Richtung geben, kündigt Fischer an. Die Schönhauser Allee, durch die täglich 20.000 Fahrzeuge rollen, schrumpft auf ein Minimum – und die Nerven der Pendler gleich mit.

Ein Thema, das bereits für Diskussionen sorgt: der geplante Schienenersatzverkehr. Die M1 wird unterbrochen – zwischen Bornholmer Straße und der Kreuzung Gleimstraße klafft für sechs Jahre eine Lücke. „Wir haben Angst vor dieser Belastung“, sagt ein Vater zweier Kinder bei einer Infoveranstaltung.

Die Busse fahren künftig direkt durch die engen Kieze am Arnimplatz. Warum? „Es gibt Menschen, die diese Strecke nicht laufen können. Wir sind dazu verpflichtet, einen barrierefreien Ersatzverkehr anzubieten“, erklärt Pamela Wüst von der BVG.

Die Visualisierung zeigt, wie der Verkehr auf der neuen Schönhauser-Allee-Brücke im Bezirk Pankow ab 2032 geführt wird.
Die Visualisierung zeigt, wie der Verkehr auf der neuen Schönhauser-Allee-Brücke im Bezirk Pankow ab 2032 geführt wird.SenMVKU

Wer zu Fuß unterwegs ist oder zwischen U- und S-Bahn umsteigen möchte, muss Umwege und Sperrungen in Kauf nehmen. Die Zugänge zum U-Bahnhof Schönhauser Allee werden eingeschränkt, der Fußgängertunnel zur S-Bahn neu gebaut.

Auch Schönhauser-Allee-Arcaden vom Abriss der Schönhauser-Allee-Brücke betroffen

Und auch das Einkaufszentrum – die Schönhauser-Allee-Arcaden – ist betroffen: „Wir sind in Gesprächen mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft. Für solche Fälle gibt es Förderprogramme“, so Arne Huhn, zuständig für Brückenbau im Senat. Und: „Wenn man eine so gute logistische Lage hat und später wieder haben wird, muss man vielleicht auch mal eine Durststrecke hinnehmen.“

Als wäre das nicht genug, nutzt Berlin die Sperrpausen der Bahn gleich für weitere Bauprojekte: Die Schönfließer Brücke wird ab 2027 neu errichtet, ebenso wie die Dunckerstraßenbrücke. Die nächsten Großbaustellen stehen also schon in den Startlöchern. Einbahnstraßen, Schleichverkehr, Lieferchaos? Für Anwohner des Gleimstraßenkiezes wird der Ausnahmezustand Alltag. Und die nächste Infoveranstaltung? Ist für 2026 angekündigt. „Man darf uns vertrauen, dass wir die Hinweise der Bürger ernst nehmen. Aber ich warne davor zu erwarten, dass wir für jedes Problem eine Lösung haben werden“, erklärt Arne Huhn.