Die sich kaum abschwächende Teuerung bei Lebensmitteln und vielen Produkten des täglichen Bedarfs setzt vor allem Geringverdienenden zu. Während Tarifbeschäftigte Lohnsteigerungen mit teils sattem Inflationsausgleich erreichten, treffen Preissteigerungen besonders außertariflich Angestellte, aber auch Studierende, geringfügig Beschäftigte und Arbeitslose. Worauf müssen Verbraucher achten, können sie sich vor der Abzocke schützen?
Bemerkenswert: Laut Statistischem Bundesamt sind die Großhandelspreise, also die Einkaufspreise des Einzelhandels, deutlich um 4,1 Prozent gesunken – noch massiver die Einkaufspreise für Brennstoffe und Mineralölerzeugnisse: um 20 Prozent. Doch bei Lebensmitteln langt der Großhandel mit einem Plus von 7,2 Prozent zu – und das, obwohl die Erzeugerpreise laut Marktbeobachtern sinken. Gerade Markenartikel-Hersteller versuchen, ihre Margen massiv auszuweiten.

Handel und Gastronomie greifen in dieser Situation zu einigen Tricks, die Verbraucherschützer offenlegen. Zum Teil sind die Methoden dreist, zum Teil subtil und kaum zu erkennen.
1. Shrinkflation: Verbraucherzentralen fordern, Mogelpackungen zu kennzeichnen

Seit Jahren monieren NGOs und Verbraucherzentralen den Trick, geringere Füllmengen in äußerlich kaum veränderten Verpackungen abzugeben – also Konsumenten mit Mogelpackungen hinters Licht zu führen. Fachleute sprechen von Shrinkflation (englisch shrink: verkleinern). Der Preis bleibt scheinbar unverändert, Verbraucher müssen dennoch mehr zahlen. Diese Masche soll zwar nicht untersagt werden, Verbraucherzentralen fordern aber nun eine Kennzeichnungspflicht für solche Mogelpackungen.
2. Skimpflation: Trickserei mit minderwertigen Zutaten
Auch darüber hatte der Berliner KURIER bereits berichtet: Fertigprodukt-Hersteller tauschen häufig unbemerkt höherwertige durch minderwertige Zutaten aus, so bei beliebten Massenprodukten wie Pommes. Hier hatten einige Hersteller zunächst aufgrund von Lieferengpässen Sonnenblumenöl durch billigeres Palmöl ersetzt. Doch obwohl Sonnenblumenöl längst wieder zu erschwinglichen Preisen erhältlich ist, wurde das umweltschädliche Palmöl in einigen Fällen nicht wieder durch das auch gesündere Sonnenblumenöl ausgetauscht. Der öffentlich-rechtliche amerikanische Sender NPR hatte dafür den Begriff Skimpflation geprägt (skimp: geizen).
3. Verwirrende Preisauszeichnungen im Supermarkt

Ungewöhnliche Verpackungsgrößen für abgepackte Äpfel oder Pflaumen: Mal sind es 850 statt der üblichen 1000 Gramm, mal liegen die Zwetschgen in einem größeren Pappkorb, dessen tatsächlicher Endpreis nirgendwo zu erkennen ist. Preise für Tomaten werden mal pro 100 Gramm, mal pro 1000 Gramm gekennzeichnet, für Zucchini mal pro Stück oder Kilo – all das ist zwar legal, und tatsächlich müssen Supermärkte auch Kilopreise ausweisen. Viele Verbraucher sind jedoch von dieser Preispolitik völlig überfordert, greifen immer wieder versehentlich zu teuren Produkten, weil sie nichts Böses ahnen.
4. Intransparente Preise: Handel gibt Ersparnisse nicht oder verspätet weiter
Die Discounterkette Lidl wirbt derzeit mit einer eigentlich vorbildlichen Initiative: Käufer sollen für Fleisch oder vegetarische Ersatzprodukte den gleichen Preis bezahlen: „Du hast die Wahl“. Veganes Hack oder Gehacktes von Schwein und Rind: Damit will Lidl die veganen Alternativen auch Nicht-Vegetariern schmackhaft machen, erklärt die Discounterkette.
Tatsächlich illustriert dieses Beispiel aber, dass Verbraucher für vegane Alternativprodukte bislang oftmals mehr bezahlen, obwohl deren Herstellung in der Regel günstiger möglich ist. Die Preissteigerungen, nicht erst seit der Ukraine-Krise, sondern bereits während der Pandemie, wurden mit allerlei Problemen begründet: Lieferkettenprobleme, steigende Energie- und Erzeugerpreise. Tatsächlich sind viele dieser Faktoren aber längst rückläufig. Dennoch steigen Lebensmittelpreise im Großhandel weiter an, während andere Produkte im Preis sinken.
Der Bundeverband der Verbraucherzentralen (vzbv) kritisiert mangelnde Preistransparenz und fordert verstärkte Kontrollen: Die Bundesregierung müsse eine Preisbeobachtungsstelle einführen, fordert vzbv-Chefin Ramona Pop. Diese solle nicht nur die Preise der Supermärkte im Blick haben, sondern sich die gesamte Wertschöpfungskette von Produkten anschauen, um deutlich zu machen, an welcher Stelle die Preistreiberei ansetzt.
5. Tipflation: Trinkgeld als Zwangsentgeld
Die Gastronomie wurde in Corona-Zeiten schwer gebeutelt, später hatten viele Restaurants, Bars und Cafés mit Personalmangel zu kämpfen. Viele Betriebe sorgen sich, dass die Ende 2023 auslaufende Mehrwertsteuer-Senkung auf 7 Prozent Besucher verschreckt. Auf massiv angestiegene Getränke- und Speisepreise reagieren Geringverdienende bereits mit Konsumverzicht.