Erst dachte er an „Die versteckte Kamera“, dann musste er sich drei Tage lang kneifen. Doch jetzt sitzt Kevin Behrens tatsächlich mit der deutschen Nationalmannschaft im Flieger in Richtung USA. Bundestrainer Julian Nagelsmann nominierte den Stürmer des 1. FC Union erstmals überhaupt für den elitären Kreis und belohnte damit dessen unglaublichen Aufstieg. Vom Tellerwäscher zum Millionär: Unions Behrens lebt den amerikanischen Traum!
Behrens’ Geschichte passt zum berühmten Sprichwort „vom Tellerwäscher zum Millionär“, dem Grundgedanken des amerikanischen Traums. Jeder soll es in den USA, ganz egal, woher er kommt, mit viel Fleiß und harter Arbeit nach oben schaffen können.
Urs Fischer, der Cheftrainer des 1. FC Union, sieht es genauso: „Er ist das beste Beispiel für viele, wie man mit wirklich harter Arbeit ganz Großes erreichen kann. Da kann man ihm nur dazu gratulieren.“
Kevin Behrens spielte vor sechs Jahren noch in der Regionalliga

Zu Diensten in der Küche ist von Behrens zwar nichts bekannt. Dafür tingelte der Bremer bis vor wenigen Jahren noch durch den Amateurbereich, spielte des Öfteren eher auf einem Acker oder einer Wiese als auf einem Rasen. „Dass ich, der noch vor sechs Jahren in der Regionalliga gespielt hat, jetzt für die Nationalmannschaft normiert bin, das ist unbeschreiblich“, freut sich Unions Blondschopf.
Dass sein Kindheitstraum mit nun 32 Jahren tatsächlich in Erfüllung geht, er es wirklich in Nagelsmanns neuen Kader geschafft hat, dass er einer der 26 Auserwählten ist, die die Ehre des DFB retten sollen, konnte Behrens erst gar nicht glauben: „Ich saß im Auto und hatte zwei Anrufe in Abwesenheit. Dann habe ich zurückgerufen“, verrät er. So richtig sicher war er sich dabei nicht: „Natürlich hat man Zweifel, ob man veräppelt wird.“
Bundestrainer Nagelsmann lobt Union-Stürmer Behrens

Doch Nagelsmann war wirklich dran – und meinte es auch wirklich ernst. Was Behrens dem DFB-Team geben kann, da muss der neue Bundestrainer nicht lange überlegen: „Er ist sehr guter Typ, der nur gewinnen will, der unglaublich viel defensiv marschiert. Er ist im Anlaufen stark, aber auch in der Luft. Das hilft, wenn wir Gegner haben, die tief verteidigen, und wir noch ein Tor brauchen.“
Behrens wäre nicht Behrens, wenn er nicht ehrlich zugeben würde, dass er selbst über die Normierung baff war. Selbst seine eisernen Kollegen staunten. „Der eine oder andere kann es auch nicht glauben“, erzählt er mit einem Schmunzeln. „Aber die freuen sich alle für mich, weil sie sehen, wie hart ich arbeite, wie viel Gas ich immer gebe, mit wie viel Leidenschaft ich beim Fußball immer dabei bin.“
Kevin Behrens hätte gern den Elfmeter beim BVB geschossen
Zwar legte er diese Saison bärenstark los, erzielte vier Tore an den ersten beiden Spieltagen. Seit sieben Spielen wartet er nun aber auf seinen nächsten Treffer, ging auch beim 2:4 in Dortmund leer aus. Entsprechend gern hätte er den Elfmeter, den Leonardo Bonucci in eiserner Tradition als Abwehrchef in Abwesenheit des verletzten Robin Knoche beim BVB schoss, genutzt, um seine Torflaute zu beenden.
Doch auch als neuer Nationalspieler bleibt Behrens demütig: „Vielleicht hätte mir das gutgetan, wieder ein Tor zu schießen. Aber es war klar abgesprochen, und daran halte ich mich. Ich will da kein Drama oder einen Kampf draus machen.“ Doch Unions siebte Pleite in Folge nagt an Behrens natürlich noch: „Ich ärgere ich mich darüber, dass wir leider wieder nichts mitgenommen haben.“
Kevin Behrens zwischen Union-Frust und DFB-Vorfreude
Aber die Vorfreude, den Adler auf der Brust zu tragen, die ist bei Behrens natürlich spürbar: „Ich freue mich natürlich übertrieben darüber. Es ist Wahnsinn. Ein Traum, unglaublich.“
Weiter als an den USA-Trip will Behrens, der noch nie in den Staaten war, gar nicht denken. Die EM 2024 im eigenen Land „habe ich jetzt nicht als Ziel, das muss ich ehrlicherweise sagen. Ich versuche, im Moment zu leben und nicht von irgendeiner Europameisterschaft zu träumen. Ich will alles genießen und aufnehmen, dann werde ich sehen, zu was es reicht.“