Es schlägt 13! Von wegen! Bei der Hammeraufgabe des 1. FC Union haben viele mit der 13. Pleite der Eisernen am Stück gerechnet. Doch sie stoppen die Horror-Serie von Niederlagen! Mehr noch: Die Rot-Weißen leben. Mit einem 1:1 (1:0) setzen sie bei der SSC Neapel in der Champions League ein ganz dickes Ausrufezeichen. Nach dem Husarenstück am Fuße des Vesuvs und dem Treffer von David Datro Fofana schnuppert es ein wenig nach einem Neubeginn.
Was ist das für eine Geschichte rund um den eisernen Torschützen. Im Hinspiel noch hatte Fofana sich bei seiner Auswechslung danebenbenommen, hatte den Handschlag mit Trainer Urs Fischer verweigert und war zwei Spiele suspendiert worden. Nun erzielt der 20-Jährige Unions erstes Auswärtstor in Europas Königsklasse und beschert den Eisernen den historisch ersten Punkt in der Liga der Meister.
Das war ein Zuckertor
Ein Zuckertor ist das, das dem Ivorer da glückt! Und es ist ein Treffer wie aus dem Lehrbuch. Jerome Roussillon beweist am eigenen Torraum unter Druck eine Bärenruhe, haut die Kugel weit weg, aber mit Auge haargenau auf Fofana. Der startet rechts den Konter, bedient den links mitgelaufenen Sheraldo Becker. Der scheitert mit seinem Rechtsschuss zwar an Napoli-Schlussmann Alex Meret, doch den Abpraller haut Fofana humorlos ins Netz. Das 1:1 (52.) stellt alles auf Anfang und ist so etwas wie eine späte Genugtuung. „Das fühlt sich richtig gut an“, ist Kapitän Christopher Trimmel, als Joker in die Partie gekommen, happy. „Wir haben den Kampf in diesem Hexenkessel über 90 Minuten angenommen und haben uns den Punkt sicherlich verdient.“
Langsam, ganz langsam scheinen die Eisernen zu ihren alten Tugenden zurückzukehren. So zumindest bereits der Eindruck in der ersten Phase der Partie. Ein wenig liegt es auch daran, dass Trainer Urs Fischer seine Startelf gegenüber dem 0:3 zuletzt gegen Eintracht Frankfurt auf gleich fünf Positionen verändert hat. Vor allem die Abwehr ist eine deutlich andere als zuletzt. Paul Jaeckel, um Punkte in dieser Saison erst einmal im Einsatz, kehrt zurück. Ebenso Josip Juranovic und Jerome Roussillon, dazu Rani Khedira und Janik Haberer.
Besonders mit Juranovic und Jaeckel hat sich der Coach was gedacht. Der Kroate kümmert sich um Napoli-Spielmacher Khvicha Kvaratskhelia, der die Eisernen im Hinspiel vor einige Probleme gestellt hatte. Schafft Juranovic den Georgier nicht allein, ist Jaeckel da. Dass die Gastgeber dennoch zu zwei Drittel Ballbesitz kommen, ist so normal wie die derzeit unterschiedliche Performance (SSC ist in der Serie A auf Rang 4) beider.
Auch ein Quäntchen Glück
Um im Stadio Diego Armando Maradona zu bestehen, braucht es also auch ein Quäntchen Glück. Das haben die Eisernen zunächst, weil ein Kopfball von Natan am Pfosten landet (24.) und ein Treffer von André-Frank Zambo Anguissa nicht zählt (30.). Dass sich zuvor Napoli-Kapitän Giovanni di Lorenzo bei Roussillon deutlich aufstützt, erkennt Schiri Danny Makkeli jedoch erst bei der zigsten Zeitlupe im Video-Check.
Andererseits werden die Köpenicker trotzdem wieder vom Pech eingeholt. Das 0:1 erzielt Matteo Politano nämlich fast ein wenig ungewollt, weil er eine Eingabe, die von Haberer abgefälscht wird, halb an die Schulter, halb an die Brust bekommt und der Ball von seinem Körper über die Linie fliegt (39.). Sekunden vor dem Seitenwechsel erreichen die Unioner bei Alu-Treffern allerdings Gleichstand – Juranovic setzt einen Freistoß an den linken Pfosten (45.+7).

Die Italiener bleiben dominant, doch außer dem Bilderbuch-Konter bleiben die Eisernen nicht gar zu viel schuldig. Immer wieder setzen sie Nadelstiche. Zudem stabilisiert sich die Abwehr, in der Bonucci eisern steht und womöglich endlich auf seiner Position angekommen ist. Trotzdem bleibt es eng, hier setzt Trimmel mit einem Distanzschuss ein Zeichen (69.), da haut sich Robin Gosens in einen Schuss, hier pariert Frederik Rönnow großartig gegen Kvarartskhelia (90.+5), bis nach siebeneinhalb Nachspielminuten endlich, endlich die Horror-Serie ihr Ende findet und die Eisernen über den verdienten Punkt jubeln.
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