Krise in Köpenick

Stets bemüht: So steigt der 1. FC Union ab!

Anders als in Dortmund zeigt Union gegen Kiel alle eisernen Tugenden. Das Problem: Gereicht hat es trotzdem nicht.

Author - Sebastian Schmitt
Teilen
Offensivkraft Woo-Yeong Jeong und der 1. FC Union müssen sich deutlich steigern, um in der Bundesliga zu bleiben.
Offensivkraft Woo-Yeong Jeong und der 1. FC Union müssen sich deutlich steigern, um in der Bundesliga zu bleiben.NurPhtoto/imago

Aua! Der 1. FC Union kommt aus dem Wundenlecken gar nicht mehr heraus. Die Krise in Köpenick wird von Woche zu Woche schlimmer. Auf das Debakel von Dortmund folgt eine Heimpleite gegen Schlusslicht Kiel, die auch die Hoffnung der letzten Optimisten zerstört. Stets bemüht: So steigt der 1. FC Union ab!

Union schafft Historisches – nur leider im negativen Sinn. Auf die höchste Bundesliga-Pleite (0:6 beim BVB) folgt der nächste Nackenschlag gegen einen Gegner, der bisher noch nie auswärts gewinnen konnte. Während aus der Kieler Kabine Karnevalsmusik durch die Katakomben der Alten Försterei dröhnte und Holstein wieder hofft, rätseln die Profis des 1. FC Union nach dem 0:1 über ihre schwache Leistung.

Die schlechstete Abwehr der Liga macht Union Probleme

Vize-Kapitän Rani Khedira: „Wir wollten besser auftreten und mit einem Sieg vom Platz gehen. Ich will nicht sagen, dass wir die Gier vermissen lassen haben. Aber wir haben es einfach nicht mit letzter Konsequenz in der Box geschafft, vor den Mann zu kommen und den Abschluss zu setzen.“

Das Problem: Den Willen kann man Khedira und Co. wirklich nicht absprechen. Union startete mit viel eisernen Tugenden in die Partie und kam auch nach der Pause trotz des 0:1-Rückstands mit viel Schwung aus der Kabine. 11:3 Ecken und 40:12 Flanken sprechen eine eindeutige Sprache. Eigentlich.

Gegen Kiel: Union will, kann aber nicht

Stürmer Marin Ljubicic feierte seine Startelf-Premiere für den 1. FC Union gegen Kiel. Mit den vielen Flanken konnte der 1,83 Meter große Mittelstürmer nichts anfangen.
Stürmer Marin Ljubicic feierte seine Startelf-Premiere für den 1. FC Union gegen Kiel. Mit den vielen Flanken konnte der 1,83 Meter große Mittelstürmer nichts anfangen.Contrast/imago

Denn zur Wahrheit gehört auch: Während jede dritte Flanke von Kiel beim Mitspieler ankam, waren es bei Union nur magere 17 Prozent. Entsprechend lag trotz etlicher Versuche nie wirklich ein Tor in der Luft. Immer und immer wieder probierte es Union mit hohen Bällen und lauerte auf den zweiten Ball – und kam so kaum gefährlich vor das Kieler Tor.

Dabei kam Kiel nicht nur als Tabellenletzter nach Köpenick, sondern auch mit der schlechtesten Abwehr der Bundesliga. 2,6 Tore musste Kiel pro Spiel schlucken. Gegen Union blieb die Weste weiß – wie bisher nur einmal, beim Heimspiel gegen Heidenheim. Baumgart ist entsprechend bedient: „Wir hatten Standards, Flanken und Schüsse aus der zweiten Reihe. In den Strafraum zu kommen, war nicht möglich. Wir haben es nicht geschafft, die gut organisierte Defensive des Gegners zu durchbrechen.“

1. FC Union: Khedira sieht kein Qualitätsproblem

Fakt ist: Union war stets bemüht. Und jeder weiß, was das bedeutet. An der Einstellung lag es nicht. Union probierte es gegen Kiel mit viel Fleiß. Gereicht hat es trotzdem nicht. Letztlich war die Leistung ungenügend.

Khedira sieht beim 1. FC Union aber kein generelles Qualitätsproblem: „Es sind nur Nuancen, die uns fehlen. Wenn man das nicht hinbekommt, kann man in der Bundesliga nicht punkten.“ Gleichzeitig verspricht der Mittelfeldmotor: „Wir müssen da ansetzen und uns Lösungen erarbeiten. Dann werden wir auch die Liga halten.“

Abstiegssorgen werden beim 1. FC Union größer

Dass die Lage immer prekärer wird, ist Khedira klar: „Es ist seit Wochen verdammt ernst. Das ist jedem bewusst. Wir hatten einen sehr guten Saisonstart und haben dann verdammt stark nachgelassen. Wir fühlen uns nicht wohl und wollen das mit aller Macht ändern.“

Das sah man ja auch gegen Kiel. Dass es dennoch nicht gegen den bis dato Ligaletzten mit der schlechtesten Abwehr der Bundesliga reichte, macht jedem Unioner immer größere Abstiegssorgen.