Das macht Hoffnung! Rani Khedira beackerte bei seinem Champions-League-Debüt gegen die SSC Neapel (0:1) jeden Zentimeter des Rasens im Olympiastadion, verteidigte das eiserne Tor wie ein Krieger und schaltete sich unermüdlich in die Offensive ein. Ganz klar: Der so lange und schmerzlich vermisste Anführer wird nach seiner Verletzung von Spiel zu Spiel stärker. Khedira gegen Bremen: Drei Spiele ist Unioner Recht!
Eigentlich musste Khedira zu seiner Königsklassen-Premiere gar nichts sagen. Trotz völliger Erschöpfung, das Funkeln in seinen Augen verriet alles. „Wenn du da stehst und die Champions-League-Hymne ertönt“, erklärt Unions Mittelfeldchef und schiebt hinterher: „Das hätte ich mir nicht erträumen lassen. Das war mit Sicherheit ein spezieller Moment, den ich trotzdem gern mit Minimum einem Punkt gefeiert hätte.“
So ärgerlich das 0:1 gegen Neapel war, so sehr macht der Auftritt des 1. FC Union gegen Italiens Meister Hoffnung. Und daran hatte Khedira verdammt großen Anteil. Der 29 Jahre alte Bruder von Rio-Weltmeister und Champions-League-Sieger Sami Khedira (36) stabilisierte das Team von Trainer Urs Fischer in seinem erst zweiten Einsatz, nachdem ihn seit Anfang August eine hartnäckige Wadenverletzung außer Gefecht gesetzt hatte.
Mit Khedira zeigt der 1. FC Union wieder seine Stärken
Trotz des großen Frusts über die neunte Pleite in Folge, der Schwabe sieht den 1. FC Union auf dem Weg aus der Krise: „Mit der Art und Weise bin ich voll einverstanden. Wir haben unser Herz auf dem Platz gelassen und wieder vieles von den Tugenden gezeigt, die uns auszeichnen und stark machen.“

Und Khedira verkörpert diese par excellence. Er ging voran, dabei keinem Zweikampf aus dem Weg und gab auf dem Feld mit seinen Kommandos nicht nur den Ton an, sondern seinen Mitspielern Halt. Dennoch mahnt er auch. Über Unions Negativlauf sagt Khedira: „Es hilft nichts, die Situation schönzureden. Du musst arbeiten, du musst die Schnauze halten und auf dem Platz liefern.“
Rani Khedira will mit dem 1. FC Union in Bremen gewinnen
An seine durchschnittliche Laufleistung von mehr als elf Kilometern pro Partie, eiserner Spitzenwert der vergangenen Saison, kommt er nach seiner Verletzung noch nicht ganz ran. Natürlich auch, weil er wie schon gegen Stuttgart (63.) auch gegen Neapel (70.) frühzeitig ausgewechselt wurde. Khedira: „Ich arbeite weiter an meinem Fitnesslevel, sodass ich bald wieder in alter Stärke und über 90 Minuten dabei sein kann.“
Macht der Körper mit, könnte das schon im nächsten Spiel der Fall sein. Beim kommenden Gegner Werder Bremen (Sonnabend, 15.30 Uhr) gibt es in der Stadt die Redewendung „dreimal ist Bremer Recht“ – was geschichtlich auf verschiedene Besonderheiten in der Hansestadt zurückgeht, besonders in der Gerichtsbarkeit. Eine davon: eine dreimalige öffentliche Verkündung zur Erlangung der Rechtsgültigkeit.
Khedira in Bremen: Dreimal ist Unioner Recht!
Sieht und spürt man den Willen, die Demut und das Selbstbewusstsein Khediras, kann es für sein drittes Spiel nach seinem Comeback in Bremen nur heißen: Dreimal ist Unioner Recht!
Khedira sieht es genauso: „Wir glauben weiter an unsere Tugenden. Die müssen wir täglich im Training auf den Platz bekommen, keine Aktion wegschenken, uns Stück für Stück mit Erfolgserlebnissen aus der Situation rauskämpfen. Wenn wir das schaffen, sind wir schwer zu bespielen. Deswegen bin ich positiv gestimmt, dass wir am Samstag den Turnaround schaffen.“ ■