Schlimmer gehts nicht

Kroatien-Drama haut auch Union-Profi Josip Juranovic um!

Der Verteidiger der Köpenicker wird gegen Italien kurz vor Schluss eingewechselt und erlebt den Schock-Gegentreffer hautnah. 

Author - Sebastian Schmitt
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Josip Juranovic vom 1. FC Union lässt Italiens Siegtorschütze Mattia Zaccagni laufen und kassiert mit Kroatien eine ganz späte und bittere EM-Pleite. 
Josip Juranovic vom 1. FC Union lässt Italiens Siegtorschütze Mattia Zaccagni laufen und kassiert mit Kroatien eine ganz späte und bittere EM-Pleite. Jan Huebner/imago

Oh, ist das bitter! Josip Juranovic (28) vom 1. FC Union wird im EM-Spiel gegen Italien in der 89. Minute eingewechselt und erlebt das bittere Kroatien-Drama um Superstar Luka Modric aus nächster Nähe. Das Achtelfinale ist für die Kroaten nur noch mit englischer Schützenhilfe erreichbar. Den Glauben daran scheinen Juranovic und Co. bereits verloren zu haben.

Juranovic konnte es nicht fassen. Unions Rechtsverteidiger schlug nach dem Abpfiff erst beide Hände über dem Kopf zusammen und versteckte dann sein Gesicht unter dem Trikot. Innerhalb kürzester Zeit gab Kroatien den Sieg aus der Hand, und Juranovic war mittendrin statt nur dabei: In der 89. Minute wurde er eingewechselt und leitete sogar einen vielversprechenden Angriff ein, bevor das Unheil durch das Tor von Italiens Mattia Zaccagni (90.+8) über seine Abwehrseite hereinbrach.

1. FC Union: Josip Juranovic lässt Italiener laufen

Keine Frage: Dieser fiese Nackenschlag hinterlässt bei den Kroaten große Wunden. Der Sieg gegen Italien und damit der Einzug ins Achtelfinale waren zum Greifen nah – und verpufften doch noch mit der letzten Aktion der langen Nachspielzeit.

Statt den Einzug in die EM-Runde zu feiern, muss Juranovic, der nach 90 Minuten gegen Albanien (1:1) zu seinem zweiten EM-Einsatz kam, um das Weiterkommen zittern. Das stolze Balkanland braucht dabei die Schützenhilfe aus den anderen Gruppen, um vielleicht als einer der besten vier Gruppendritten doch noch ins Achtelfinale einzuziehen.

Kroatiens Luka Modric nach Italien-Pleite bedient

Verdammt bitter: Josip Juranovic (28) vom 1. FC Union ist nach der EM-Pleite gegen Italien so richtig bedient. 
Verdammt bitter: Josip Juranovic (28) vom 1. FC Union ist nach der EM-Pleite gegen Italien so richtig bedient. Pixsell/imago

Entsprechend groß war der Frust, besonders bei Kroatiens Nationalheld Luka Modric (38). 18 Jahre nach seinem Debüt in der Nationalmannschaft erlebte der Mittelfeldmann beim 1:1 gegen Titelverteidiger Italien einen seiner bittersten und wahrscheinlich auch letzten EM-Abende. Auf brutale Weise: Kurz nach seinem verschossenen Elfmeter erzielte Modric das Führungstor für Kroatien, ließ eine ganze Nation vom Weiterkommen träumen, bis Italien doch noch zuschlug. „Der Fußball war heute grausam“, beschrieb der Kapitän völlig niedergeschlagen den schmerzhaften Moment.

Klar ist: Modric, der anders als Deutschlands Toni Kroos (34) bei Real Madrid noch eine Saison dranhängt, wird seine Karriere im Nationalteam wohl ohne Titel beenden. Den Glauben ans Weiterkommen hat der Superstar so gut wie verloren. Modric nach seinem 178. Länderspiel voller Frust:„Ich finde es unfair, dass wir so ausscheiden, weil wir für unser Volk ab der allerersten Minute gekämpft haben. Der Fußballgott ist nicht immer gnädig.“

Kroatien-Trainer Dalic wittert Verschwörung

Apropos Fußballgott: Den sah Kroatiens Nationalcoach Zlatko Dalic nicht auf seiner Seite. „Ich möchte sagen, dass acht Minuten heute auf keinen Fall berechtigt waren. Es gab keine Spielunterbrechungen und auch nicht so viele Fouls. Mich nervt, dass Kroatien nicht respektiert und anerkannt wird“, meckerte Dalic und stellte die für ihn rhetorische Frage: „Passiert das bei Portugal oder Spanien auch?“

Zumindest Modric kann sich nicht über mangelnden Respekt beschweren. „Bitte hören Sie nicht mit dem Fußball auf“, flehte ihn ein italienischer Reporter an und schaffte es so immerhin, zumindest einem Kroaten an diesem Abend noch ein kurzes Lächeln zu entlocken.