Des einen Freud ist des anderen Leid

Hilfe, Suriname lockt Stars von Hertha BSC und 1. FC Union!

Für den Staat an der Atlantikküste sollen nach Sheraldo Becker auch Danilho Doekhi, Javairo Dilrosun und Deyovaiso Zeefuik spielen.

Author - Sebastian Schmitt
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Traumstrände hat Suriname bereits viele. Jetzt sollen auch gute Fußballer für den kleinen Staat in Südamerika spielen – unter anderem Danilho Doekhi und Deyo Zeefuik (r.).
Traumstrände hat Suriname bereits viele. Jetzt sollen auch gute Fußballer für den kleinen Staat in Südamerika spielen – unter anderem Danilho Doekhi und Deyo Zeefuik (r.).Pond5 Images/imago, Matthias Koch/imago

Suriname ist das kleinste Land Südamerikas und sorgt dennoch im über 8000 Kilometer entfernten Berlin immer wieder für Gesprächsstoff. Besonders beim 1. FC Union und neuerdings auch bei Hertha BSC. Denn nicht nur Sheraldo Becker, der sich einst als eiserner Flügelstürmer für die surinamische Nationalmannschaft entschied, wirbt intensiv um weitere Nachahmer. Hilfe, Suriname lockt Stars von Hertha und Union!

Nicht nur in Berlin, sondern selbst während der EM in Deutschland war der kleine Atlantikstaat mal wieder in aller Munde. Denn verdammt viele Stars der niederländischen Nationalelf haben ihre familiären Wurzeln in Suriname: Virgil van Dijk, Xavi Simons, Denzel Dumfries, Steven Bergwijn und Donyell Malen.

Suriname: Sheraldo Becker lockt Profis von Hertha und Union

Verrückt: Suriname, nördlich von Brasilien gelegen, ist zwar viermal so groß wie die Schweiz, beherbergt aber nur 600.000 Einwohner – bringt dafür aber verdammt viele gute Fußballer hervor. Früher waren es Stars wie Ruud Gullit (61) oder Clarence Seedorf (48) – und vor drei Jahren war es Sheraldo Becker (29). Nur dass sich der Stürmer von Real Sociedad San Sebastian 2021, also während seiner Zeit in Köpenick, für den anderen Weg entschied und seitdem für Suriname spielt.

Dabei soll Becker nur den Anfang gemacht haben. Nationaltrainer Stanley Menzo (60) und Brian Tevreden (42), Ex-Profi und seit April Geschäftsführer des surinamischen Fußballverbands, buhlen intensiv um weitere Profis in Europa. Vor allem um Berliner und Ex-Berliner. Der große Traum des kleinen Landes: die erstmalige Qualifikation für die WM 2006 in den USA, Kanada und Mexiko. 

Für Suriname: Danilho Doekhi und Javairo Dilrosun beantragen Pass

Sheraldo Becker (29) entschied 2021 noch als Profi des 1. FC Union für Suriname zu spielen. Nun sollen ihm Danilho Doekhi und Deyo Zeefuik folgen.
Sheraldo Becker (29) entschied 2021 noch als Profi des 1. FC Union für Suriname zu spielen. Nun sollen ihm Danilho Doekhi und Deyo Zeefuik folgen.Matthias Koch/imago

Die mögliche Teilnahme an der WM zieht. Danilho Doekhi, Abwehrhüne des 1. FC Union, war sich vor einem Jahr noch nicht sicher, ob er wie Becker für Suriname auflaufen soll. Jetzt hat sich Doekhi (26) genauso dafür entschieden haben wie Javairo Dilrosun (26). Der Ex-Herthaner ist der Cousin von Becker und spielt nach seinem Vier-Millionen-Wechsel von Hertha zu Feyenoord Rotterdam mittlerweile in Mexiko für CF América. Sowohl Doekhi als auch Dilrosun sollen laut Tevreden nun ihren surinamischen Pass beantragt haben, um zukünftig in der Karibik zu spielen, wozu der Staat an Südamerikas Nordostküste im weitesten Sinne gehört. 

Suriname will auch Hertha-Profi Deyo Zeefuik

Außerdem haben bereits Gespräche mit Hertha-Allzweckwaffe Deyo Zeefuik (26) stattgefunden. Bei manchen ist man sogar schon weiter: Im Juni debütierte HSV-Star Immanuel Pherai (23) für Suriname. 

Hertha-Profi Deyo Zeefuik (r.) schaut gemeinsam mit dem damals verletzen Danilho Doekhi das Champions-League-Spiel des 1. FC Union gegen Real Madrid. 
Hertha-Profi Deyo Zeefuik (r.) schaut gemeinsam mit dem damals verletzen Danilho Doekhi das Champions-League-Spiel des 1. FC Union gegen Real Madrid. Matthias Koch/imago

Fast alle eint, dass ihre Eltern oder ein Elternteil aus dem kleinen Staat in Südamerika stammen. Außerdem haben fast alle ihre Jugend in der Fußballschule von Ajax Amsterdam verbracht. Becker und Doekhi sowie Dilrosun und Zeefuik durchliefen dabei sämtliche Nachwuchs-Nationalmannschaften der Niederlande – nur für das A-Team hat es nie gereicht.

Sorgen um Reisestrapazen bei Hertha und Union

Jetzt sollen sie alle in Zukunft für den derzeit 140. der Fifa-Weltrangliste spielen. Damit rangiert Suriname drei Plätze hinter Lettland und drei Plätze vor Äthiopien. In der WM-Quali läuft es bisher rund: Die „Natio “ holte zwei Siege aus zwei Spielen.

Des einen Freud ist bekanntlich manchmal auch des anderen Leid. Klar, stolz sind Hertha BSC und der 1. FC Union über jeden weiteren Nationalspieler in ihren Reihen. Doch auf der anderen Seite sorgen die dadurch entstehenden Reisestrapazen und die teils ausbaufähigen Strukturen vor Ort immer wieder für Sorgenfalten bei Klubtrainern und Bossen. Besonders wenn die Spieler nach einer Länderspielreise müde oder gar verletzt in Berlin wieder aufschlagen. ■