Rundumschlag

Für den 1. FC Union: Präsident Dirk Zingler sucht sich wieder Streit

Der Dauer-Boss des 1. FC Union lässt seine Wiederwahl durch markige Aussagen zum deutschen Frauenfußball in den Hintergrund rücken.

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Dirk Zingler hat richtig gute Laune. Der Präsident des 1. FC Union hat für seine sechste Amtszeit große Pläne.
Dirk Zingler hat richtig gute Laune. Der Präsident des 1. FC Union hat für seine sechste Amtszeit große Pläne.Matthias Koch/Imago

Dirk Zingler ist der 1. FC Union in Person. Seit der Unternehmer 2004 das Präsidentenamt übernahm, geht es fast nur in eine Richtung: immer aufwärts. Kein Wunder, dass der Verein Zinglers Abo auf den Job verlängert. Am  1. Juli 2025 beginnt die sechste Amtszeit des 60-Jährigen.

„Die nächsten vier Jahre werden den 1. FC Union Berlin auf lange Sicht prägen. Es sind weitreichende Entscheidungen zu treffen, um den Profifußball-Standort rund um die Alte Försterei für künftige Generationen zu sichern“, hängt der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Koch die Leistungs-Latte hoch. Für Zingler noch nicht hoch genug. Der Boss sucht sich auf einem erst seit jüngerer Zeit eisernen Feld so richtig Streit.

Es geht um die Frauen-Mannschaft des Vereins und den Ausbau des Erfolgs. Der 1. FC Union hat für seine Frauen-Auswahl ein Jahr nach der Ankündigung, professionelle Strukturen zu schaffen, in dieser Saison als Zweitliga-Meister den Aufstieg in die Bundesliga geschafft.

Mit Knochenarbeit schaffte der 1. FC Union das nächste Märchen

Was sportlich einem Märchen gleicht, war im Hintergrund Knochenarbeit. Und genau hier hat sich bei Zingler durch die Erfahrungen der letzten Monate unheimlich viel angestaut. Das ließ der Boss jetzt raus. Kern-Thema des Angriffs auf die große weite Frauenfußball-Welt ist das Geld

„Jeder Fußballverein, der eine professionelle Mannschaft hat, ist in der Lage, seine weibliche Fußball-Mannschaft angemessen zu bezahlen“, sagt Zingler und ledert dann so richtig los. „Wenn ich sehe und höre, dass selbst in der Bundesliga mit zwölf Mannschaften es nur vier oder fünf gibt, die Frauen professionell bezahlen, ist es ein jämmerliches Armutszeugnis in Deutschland“, wetterte Zingler. Der Unternehmer betonte, es ginge ihm nicht um „Gerechtigkeit“ oder „Ideologie“. Bei Union würden für das Frauen-Team Gehälter gezahlt, die sich am Markt orientieren. „Und das ist auch richtig“, sagte Zingler .

Die Frauen des 1. FC Union feiern die Meisterschaft in der Zweiten Liga.
Die Frauen des 1. FC Union feiern die Meisterschaft in der Zweiten Liga.Matthias Koch/Imago

Frauen-Fußball beim 1. FC Union ist keine „Behindertensportart“

Aber: Es sei „einfach nicht richtig, den Frauenfußball als Behindertensportart zu behandeln und zu sagen, da müssen wir Extra-Programme fahren und Highlight-Spiele machen.“ Das sei „dummes Zeug“. Auch die Medien kritisierte der 60-Jährige, „sie würden den Frauenfußball zu oft ignorieren“.

In weiten Teilen der Republik wird Zingler gehört. Ob sich die Angesprochenen die Ohren zu halten oder stillschweigend zustimmen ist noch ein Geheimnis. Frei nach dem Motto: Die sollen erst mal ein paar Spiele in der Bundesliga machen. Die Frauen des 1. FC Union werden mit Beginn der neuen Bundesliga-Saison auch an den Worten ihres Präsidenten gemessen. Dann kommt es nicht mehr darauf an, ob Zingler Recht hat mit dem Armutszeugnis.

Nachhaltiger Erfolg ist das Stichwort. Neben dem Abenteuer Bundesliga der Frauen hat Zingler auch bei den Männer so richtig viel vor in seiner sechsten Amtszeit. Die Profis des 1. FC Union sollen sich nach der sportlichen Delle mit dem Abstiegskampf in den vergangenen zwei Spielzeiten in der Bundesliga weiter etablieren.  Der Verein bewege sich mit mehreren anderen Klubs wie zum Beispiel Mainz 05 oder dem FC Augsburg in einer Konkurrenzsituation um die Plätze 8 bis 15. Sich mit solchen Klubs zu messen sei „ehrenvoll“ für Union.

Der Stadion-Ausbau des 1. FC Union geht in die entscheidende Phase

Priorität hat in den nächsten Jahren für Zingler der Ausbau des Stadions an der Alten Försterei. Ob der Umbau 2026 beginnen kann, ist weiter offen. Es bedürfe einer sehr guten Koordinierung diverser Berliner Behörden. Auch der notwendige Umzug ins Olympiastadion müsse bedacht werden. Wo das Frauen-Team dann seine Bundesliga-Spiele absolvieren kann, konnte Zingler nicht sagen. Man müsse eine Spielstätte dafür in Berlin „ertüchtigen“.

Viel Arbeit für nur vier Jahre. Deshalb scheint schon jetzt klar: Dirk Zingler wird auch am 30. Juni 2029, an diesem Datum endet die sechste Amtszeit, noch nicht fertig haben. Gemeinsam mit Zingler werden sechs weitere Präsidiumsmitglieder in den nächsten vier Jahren den Verein führen – zwei mehr als in den Amtsperioden zuvor. Oskar Kosche (Finanzen), Lutz Munack (Nachwuchs), Dirk Thieme, Katharina Kienemann (Veranstaltungen), Jennifer Zietz (Frauen-Fußball) und Christian Arbeit (Kommunikation) bekleiden künftig das Präsidium. Jörg Hinze scheidet aus dem Präsidium aus.