Das Ticket lag bereit, die Sensation war greifbar: Suriname stand kurz vor seiner ersten WM-Teilnahme. Doch im entscheidenden Spiel platzte der Traum brutal. Statt Jubel gibt es Tränen – und in Berlin fiebern zwei Profis von Hertha BSC und dem 1. FC Union mit, die Suriname ebenfalls zur WM begleiten könnten.
Becker und Boetius verlieren mit Suriname in Guatemala
Mit dem Schlusspfiff brach alles zusammen. Spieler sanken auf die Knie, Gesichter vergruben sich im Rasen, manche weinten hemmungslos. Die 1:3-Niederlage in Guatemala trifft Suriname ins Mark – und auch Sheraldo Becker (30), Ex-Union-Rakete und Publikumsliebling an der Wuhle. Ausgerechnet im sechsten und entscheidenden Qualifikationsspiel setzte es die erste Pleite. Damit rutschte der kleinste Staat Südamerikas (knapp 600.000 Einwohner), für den mittlerweile auch Ex-Herthaner Jean-Paul Boetius (31) spielt, noch hinter Panama – mitten hinein in die brutale WM-Playoff-Mühle.

Nicht nur Becker und Boetius leiden. Auch Danilho Doekhi (27) vom 1. FC Union und Deyovaisio Zeefuik (27) von Hertha BSC zittern. Die beiden sind nicht nur dicke Kumpels und mit Becker gut befreundet, sondern auch wie der ehemalige Star des 1. FC Union in den Niederlanden mit surinamischen Wurzeln geboren.
Suriname: Union-Star Danilho Doekhi wartet auf die Fifa
Das Duo schielt schon länger mit mehr als nur einem Auge auf die Nationalmannschaft. Doekhi, der für die Niederlande nur im Nachwuchs aktiv war, hatte zuletzt selbst bestätigt, dass er längst auf seine Freigabe wartet: „Wir versuchen aktuell, mit der Fifa zu klären, dass ich für Suriname spielen kann. Aber ich weiß nicht, warum das so lange dauert und ob es überhaupt klappen wird.“ Worte voller Ungeduld – und voller Hoffnung. Denn ein WM-Abenteuer wäre für den eisernen Abwehrchef mehr als nur ein Karriere-Highlight.

Wie zäh dieser Fifa-Prozess sein kann, zeigt das Beispiel von Derrick Köhn (26). Der Linksverteidiger des 1. FC Union musste monatelang warten, bis der Weltfußballbund Köhn die Freigabe für Ghana ausstellte – pünktlich, um mit den bereits qualifizierten Black Stars im kommenden Sommer Richtung USA, Mexiko und Kanada zu reisen.
Beckers Cousin Javairo Dilrosun darf nicht für Suriname spielen
Verrückt: Suriname, nördlich von Brasilien gelegen, ist zwar viermal so groß wie die Schweiz, beherbergt aber nur 600.000 Einwohner – bringt dafür aber verdammt viele gute Fußballer hervor. Früher waren es Stars wie Ruud Gullit (61) oder Clarence Seedorf (48) – heute sind es Berliner oder ehemalige Berliner.




