Zehn Spiele in der Bundesliga, nur ein Punkt, wettbewerbsübergreifend schon 16 Spiele ohne Sieg. Im DFB-Pokal und aus der Champions League raus, international – ein Überwintern in der Europa League käme einem mittelschweren Wunder gleich – so gut wie. Und ausgerechnet jetzt muss der 1. FC Union zum FC Bayern. Wie soll es da am Samstag in München (15.30 Uhr) mit der Wende zum Guten klappen?
Wo soll man anfangen? Egal, wie man die Sache auch dreht und wendet, es wird am Ende immer eine eiserne Horror-Liste. Nichts, aber auch gar nichts spricht beim Rekordmeister für die Köpenicker. Aber vielleicht ist gerade das der letzte Strohhalm, an den sich der 1. FC Union, der auch noch weiter ohne die angeschlagenen Säulen Sheraldo Becker (vorn) und Danilho Doekhi (hinten) auskommen muss, klammern kann.
Wenn niemand was erwartet, wenn selbst nach einem – sagen wir mal – 0:6 keiner von unerwartet sprechen würde. Vielleicht geht ja gerade dann was. Soll ja schon vorgekommen sein. Trainer Nenad Bjelica baut genau darauf: „Bayern ist klarer Favorit, wir glauben an unsere Möglichkeiten. Die Stimmung ist okay. In unserer Situation wäre auch ein Punkt wichtig für das Selbstvertrauen.“
Union hat die zweitschlechteste Abwehr der Bundesliga

Trotzdem kann auch er die nackten Fakten nicht wegwischen. Dann mal rein in die Aufstellung des Grauens. Gegen die Bayern konnten die Eisernen noch kein Pflichtspiel gewinnen, in München gab es bisher nur beim 1:1 in der Saison 2020/21 einen Punkt. In der Allianz-Arena treffen die am längsten laufenden Serien der Liga aufeinander. Bayern ist saisonübergreifend seit 13 Spielen ohne Niederlage, Union seit zehn Begegnungen ohne Sieg.
Die Defensive – früher immer Unions Prunkstück – ist derzeit so löchrig wie ein uralter Schwamm, sie ist mit 27 Gegentreffern die zweitschlechteste der Bundesliga. Die Köpenicker warten weiter aufs erste Meisterschaftsspiel der Saison ohne Gegentor. Bayern hat mit 43 die meisten Treffer aller Erstligisten erzielt, allein Tor-Maschine Harry Kane hat bei 18 Buden sechsmal öfter getroffen als ganz Union zusammen. Wie soll da denn bitte was gehen? Zumal Bjelica weiß: „Kane ist nicht der Einzige, der gefährlich sein kann.“
Kane 18 Tore, Union zwölf Tore
Auf der anderen Seite hat die eiserne Harmlos-Offensive diesmal auch noch die beste Abwehr der Liga gegen sich. Mit einem Manuel Neuer im Tor, dem nach seinem komplizierten Beinbruch im vergangenen Winter gerade mal ein Monat und sieben Spiele zum Comeback auf Weltklasse-Niveau reichten.
Auch Nenad Bjelica kann in seinem ersten Spiel als Bundesliga-Coach nicht mit persönlichen Mutmachern dienen. Als Profi kickte der Kroate einst mit Kaiserslautern mehrmals gegen die Bayern – gewonnen hat er nie. Noch schlimmer: 2002 verschoss Bjelica im Elferschießen des DFB-Pokal-Viertelfinals seinen Versuch im Fritz-Walter-Stadion, München setzte sich 5:3 durch.