Französischer Berlin-Fluch

1. FC Union: Lucas Tousart – 10 Trainer in 5 Jahren, Nationalelf futsch!

2020 kam Lucas Tousart als kommenden Superstar Frankreichs nach Berlin, doch sportlich ging es für ihn bei Hertha BSC und dem 1. FC Union abwärts.

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Erst Hertha, dann Union, für Lucas Tousart wurde Berlin zum Karriere-Killer.
Erst Hertha, dann Union, für Lucas Tousart wurde Berlin zum Karriere-Killer.Imago Images/Revierfoto

Frankreichs Fußballer spielen gerade in der Nations League. Auch Lucas Tousart (27) würde gerne für seine Heimat spielen. Vor fünf Jahren war er auf dem Sprung in die Nationalelf. Doch dann kam Berlin dazwischen. Statt Équipe Tricolore macht er die fünfte Saison im Bundesliga-Abstiegskampf mit.

Hertha BSC kaufte den Franzosen im Januar 2020 im Größenwahn für die Rekordsumme von 25 Millionen Euro von Olympique Lyon. Tousart, damals 22 Jahre alt, galt damals als der kommende Star auf dem Sprung ins Nationalteam. Der Deal sah so aus, dass er zunächst an den Franzosen-Klub bis Saisonende zurückverliehen wurde. Für die Blau-Weißen war erst ab Sommer 2020 im Einsatz. Gelockt mit einem opulenten Millionengehalt und der Illusion, dass Hertha demnächst in der Champions League spielen sollte.

Was er wirklich vorfand: Eine Mannschaft mit teuren Stars, die keinen echten Teamgeist hatte. Drei Jahre Abstiegskampf im blau-weißen Trikot, bis der Gang in die Zweite Liga im Mai 2023 feststand. Statt Titel sammelte Tousart nur Trainer am Fließband. Bruno Labbadia, Pal Dardai, Tayfun Korkut, Felix Magath, Sandro Schwarz und wieder Pal Dardai. Klub in der Dauerkrise, ständige Trainerwechsel. Da wurde es auch für Tousart schwer, sich als Spieler weiterzuentwickeln, der vorher schon mit Lyon in der Champions League gespielt hatte.

Abstieg mit Hertha, unerfüllte Hoffnung bei Union

Lucas Tousart machte sein letztes Tor für Hertha im Mai 2023 am 33. Spieltag beim 1:1 gegen den VfL Bochum. ES reichte nicht, Hertha stieg ab.
Lucas Tousart machte sein letztes Tor für Hertha im Mai 2023 am 33. Spieltag beim 1:1 gegen den VfL Bochum. ES reichte nicht, Hertha stieg ab.Imago Images/Beautiful Sports

Hertha musste den defensiven Mittelfeldspieler aus Geldnot verkaufen, der 1. FC Union schlug im Sommer 2023 zu. Für 3,5 Millionen Euro ein echtes Schnäppchen. Für Tousart ein Hauptgewinn. Er und seine Frau hatten sich längst in Berlin verliebt, wollten gar nicht weg, obwohl es Angebote aus Frankreich und Italien gab. Tousart: „Meine Frau und ich sind in Berlin inzwischen gesettelt. Mein Sohn wurde in Berlin geboren, und das verbindet mich mit der Stadt.“ Und die Eiserenen boten sportlich genau das, was sich der Franzose bei Hertha erhofft hatte, aber bitter enttäuscht wurde – die Champions League.

Ja, fünfmal spielte der Mittelfeldkämpfer in der Königsklasse für Union, doch ansonsten ging es für ihn wie bei Hertha weiter. In der Bundesliga schlitterte der Klub in der Krise. Aus dem Wunderteam von Köpenick wurde ein Abstiegskandidat. Tousart erlebte sein Déjà-vu. Auch an der Wuhlheide wurden die Trainer ordentlich gewechselt. Legende Urs Fischer musste im November 2023 gehen, Übergangscoach Marco Grote übernahm, danach kam der umstrittene Nenad Bjelica, der noch vor Saisonende wieder gefeuert wurde. Wieder Grote, der den Klassenerhalt in allerletzter Sekunde beim 2:1 gegen Freiburg im Mai 2024 schaffte.

Diese Saison sollte alles anders werden, wurde es aber nicht. Die Hoffnungen lagen auf Coach Bo Svensson, doch Union war mal wieder im Absturzmodus. Zur Winterpause wurde der Däne gefeuert und die eiserne Ikone Steffen Baumgart kam. Haben Sie genau mitgezählt? Tousart hatte in Berlin schon zehn Trainer. Doch der Franzose tritt bei seiner Karriere auf der Stelle. Sein Marktwert ist inzwischen auf vier Millionen Euro heruntergerauscht. Im Sommer 2024 hatte Tousart noch gesagt: „Das nächste Jahr ist für Union eine Schlüssel-Saison.“ Es könnte auch für Tousart persönlich am Ende eine entscheidende Spielzeit werden.