Es ist gerade mal 17 Tage her. Da mahnte Unions Trainer Urs Fischer nach sieben Pleiten in Folge und Platz 13 in der Bundesliga: „In den letzten Jahren haben wir eigentlich immer so die Wörter ‚surreal‘ und ‚Wahnsinn‘ gebraucht. Vielleicht müssen wir jetzt das Wort ‚Realität‘ auch mal gebrauchen, in der wir uns befinden.“ Die Realität war da schon der Absturz. Haben es die Spieler nicht kapiert? Können Sie überhaupt noch Abstiegskampf?
Die reinen, brutalen Ergebnisse nach Fischers Aussage am 19. Oktober waren danach noch schlimmer. Es folgten ein 0:3 gegen Stuttgart, ein 0:2 in Bremen und jetzt ein 0:3 gegen Frankfurt in der Bundesliga. Als Hoffnungskiller noch ein 0:1 gegen Neapel in der Champions League und ein 0:1 im DFB-Pokal in Stuttgart. Weitere fünf Pleiten – ohne ein Tor geschossen zu haben.
Im Sturm gibt es viele Flanken, oft unpräzise, und wenn sie ankommen, verwertet sie kein Angreifer. Bedenklich! Ein Stürmer kann mal über Wochen Ladehemmung haben. Bei Union haben sie alle. Kevin Behrens, Sheraldo Becker, Kevin Volland, Benedict Hollerbach und David Fofana treffen nicht mehr.
Die Abwehr ist nur noch ein Schatten früherer Spielzeiten. Nach zehn Spielen 22 Gegentore, vergangene Saison waren es zum gleichen Zeitpunkt gerade mal sechs. Fischer sagt dazu: „Wir müssen uns keine Sorgen machen, sondern es besser hinbekommen. Wir versuchen die Fehler, die wir immer wieder wiederholen, abzustellen, um besser zu verteidigen.“
Stimmt die Kaderzusammenstellung?

Zu viele individuelle Fehler in Serie sind Anzeichen dafür, dass das Gesamtgefüge in der Mannschaft überhaupt nicht stimmt. Es kamen neue Spieler, die mehr Gehalt bekommen und andere Ansprüche haben. Lucas Tousart wollte nach schlimmen Jahren bei Hertha BSC endlich wieder Champions League spielen. Die Königsklasse ist auch für Robin Gosens, Leonardo Bonucci und Kevin Volland wichtig. Jetzt sind sie in erster Linie im Tabellenkeller der Bundesliga, und die Reise zum SSC Neapel am Mittwoch hat nur noch touristischen Wert.
Trainer Urs Fischer hat schon zum Saisonstart gemahnt: „Die Bundesliga ist und bleibt unsere Basis.“ Vielleicht haben es einige im Team nicht ernst genommen. Kapitän Christopher Trimmel kam nach dem 0:3 zur Aussage: „Wir versuchen schon seit Wochen, diesen Abstiegskampf in die Mannschaft zu bekommen. Man sieht das ja, dass es nicht einfach ist, Spiele zu gewinnen, geschweige denn, Punkte zu holen. Ich spüre und merke, dass der Trainer, dass auch die Mannschaft alles gibt. Ich kann wirklich keiner Person irgendwas absprechen – und am Ende reicht es trotzdem nicht.“
Fleißig laufen alleine reicht nicht

Der Wille ist da! 126,21 Kilometer lief das Team beim 0:3 gegen Frankfurt. Doch das alleine reicht nicht. Fischer sagt: „Abstiegskampf annehmen. Ich glaube, das hat die Mannschaft schon gezeigt. Abstiegskampf ist Marathon, kein Sprint. Ich glaube, wir haben eine Mannschaft gesehen, die immer noch Marathon läuft.“



