Kann man mal so machen

1. FC Union ist zurück - mit dem verrückt-genialen Hollerbach-Trick

Wie schon in Frankfurt sitzt auch gegen den FC Bayern der beste Stürmer erst mal draußen und schon holen die so harmlosen Eisernen aus zwei Spielen gegen Topteams vier Punkte.

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So diebisch freut sich einer, der gerade mit seinem Tor dem 1. FC Union einen Punkt gegen den FC Bayern gesichert hat: Benedict Hollerbach nach seinem 1:1.
So diebisch freut sich einer, der gerade mit seinem Tor dem 1. FC Union einen Punkt gegen den FC Bayern gesichert hat: Benedict Hollerbach nach seinem 1:1.Matthias Koch/imago

Erst 2:1 bei Eintracht Frankfurt, dann 1:1 (0:0) in der ausverkauften Alten Försterei gegen den FC Bayern – so kann man sich nach zuvor drei schmerzhaften Pleiten am Stück schon mal von den Totgesagten zurückmelden. Der 1. FC Union ist mit dem Punktgewinn gegen den souveränen Tabellenführer, Rekordmeister und aktuellen Champions-League-Viertelfinalisten im Abstiegskampf zwar noch lange nicht aus dem Schneider, aber auf einem sehr guten Weg in Richtung Klassenerhalt. Geschafft haben das die Eisernen, weil sie mal wieder was ein wenig anders machen als die meisten anderen.

Nach dem 1:2 gegen Gladbach, der 0:6-Packung in Dortmund und dem schockierenden 0:1 gegen Zweitliga-Mitbewerber Kiel und war vielen schon Angst und Bange um den 1. FC Union. Nicht nur, dass Punkte fehlen und die Spiele, um welche zu holen, immer weniger werden.

Steffen Baumgart rockt die Tribüne

Da war (und ist) auch immer das große Problem, das die Köpenicker seit Saisonanfang begleitete: diese elende Harmlosigkeit vor dem Tor des Gegners. Und was macht Union, um dieses Manko irgendwie in den Griff zu kriegen? Richtig, die Eisernen verzichten freiwillig auf ihren besten Angreifer. Benedict Hollerbach (23) fand sich in Frankfurt und auch jetzt gegen die Bayern auf der Bank wieder.

Wegen einer Gelbsperre darf Union-Trainer Steffen Baumgart nicht an den Spielfeldrand, lebt die Partie gegen den FC Bayern auf seine Art von der Tribüne aus mit.
Wegen einer Gelbsperre darf Union-Trainer Steffen Baumgart nicht an den Spielfeldrand, lebt die Partie gegen den FC Bayern auf seine Art von der Tribüne aus mit.Mathias Renner/City-Press

Verrückt? Woran der ehrgeizige Hollerbach wohl schwer zu knabbern hat, erweist sich als genialer Schachzug. Der Erfolg gibt Steffen Baumgart (53) recht. Der Cheftrainer, der das Spiel wegen einer Gelbsperre auf der Tribüne mitlebte und an der Linie von Assistent René Wagner (36) vertreten wurde, nicht ohne Stolz: „Wir haben aus den letzten beiden Spielen gegen Mannschaft, wo keiner mit uns gerechnet hat, klar angezeigt, dass wir noch da sind, dass wir wach sind. Wir haben uns mit zwei Ergebnissen belohnt, die für uns wichtig sind.“

Geparkter Bus ist nichts für Hollerbach

Aber wie kommt man auf die Idee, seiner besten Schützen einfach mal zu rasieren? Ganz einfach. Baumgart hat drei Argumente für vier Punkte. Erstens: „Ich hatte ja gesagt, dass ich mit seiner Leistung nicht ganz zufrieden war und andere Jungs habe, die sich anbieten. Dann geht es bei mir relativ zügig, dass die Jungs ihre Chance kriegen. Wenn du einen sehr guten Kader hast, hast du auch die Möglichkeit Wechsel vorzunehmen, die für das ganze Kollektiv wichtig sind.“

Zweitens: „Man hat ja gesehen, wir haben einen Bus geparkt, also einen Abwehrriegel aufgebaut. Und da ist Holler nicht derjenige, der über 90 Minuten den kompletten Abwehrriegel hat.“ Drittens: „Dann haben wir uns natürlich ausgerechnet: Umso länger das Spiel geht, je mehr der Gegner vielleicht auch Kraft lässt, dass Holler dann mit seiner Geschwindigkeit und Aggressivität für das eine oder andere sorgen kann. Er kam als Joker ins Spiel, das hat er gut gemacht.“

Hollerbach bejubelt reife Pflaume

Benedict Hollerbach (M.) ist zur Stelle, trifft als Joker für den 1. FC Union gegen den FC Bayern zum 1:1-Endstand.
Benedict Hollerbach (M.) ist zur Stelle, trifft als Joker für den 1. FC Union gegen den FC Bayern zum 1:1-Endstand.Andreas Gora/dpa

In Frankfurt wurde Hollerbachs Tor – es wäre das zum 3:0 gewesen – noch aberkannt, weil in einer Voraktion irgendwo auch eine Hand im Spiel war. Gegen Bayern sorgte er nach dem 0:1 von Leroy Sané (75.) mit seinem siebten Saisontreffer fürs 1:1 (83.). Tor, Punkt, da war auch für Hollerbach die eiserne Welt in Ordnung: „Es ist wichtig, als Stürmer immer in der Box zu sein, nur dann kann man torgefährlich werden. Als der Ball zu mir runtergefallen ist, wie eine reife Pflaume vom Baum, war ich sehr happy und habe ihn ruhig reingemacht. Es ist besonders schön, weil es gegen den besten Klub Deutschlands war.“

Nach der Nations-Legaue-Pause gehet es für den 1. FC Union Freiburg beim Nächsten schweren Gegner weiter. Und wie es aussieht auch wieder mit dem besten Stürmer erst mal auf der Bank ...