Seit ich für den Berliner KURIER über Tiere schreibe, bekomme ich es regelmäßig mit einem Thema zu tun, das mich schon immer beschäftigt hat: Giftköder! Mehrmals hatte ich bereits Kontakt mit Hundebesitzern, deren Lieblinge Dinge fraßen, die sie im schlimmsten Fall hätten töten können. Doch Berlins Herrchen und Frauchen müssen nicht mehr nur auf mit Rasierklingen gespickte Bockwürste und mit Gift versetzte Bulettchen achten – im Görlitzer Park sorgt aktuell ein Giftköder der ganz besonderen Art für Wirbel.
Hund in Kreuzberg fast gestorben – weil er den Kot eines Junkies fraß
Hier mitmachen, gewinnen: Deutschland sucht den schönsten Hund! >>
Es hört sich nach einem schlechten Scherz an, aber: Berichten zufolge wäre im Görlitzer Park beinahe ein Hund (4) ums Leben gekommen, weil er seine Schnauze in den Kot eines Junkies steckte. Offenbar hatte sich in der Grünanlage, die für das Problem mit den Drogen bekannt ist, ein Konsument im Gebüsch erleichtert. Der kleine Spock hatte bei der Gassi-Runde etwas von dem Kot gefressen. Folge: Eine dramatische Vergiftung.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – aber dass solche Hinterlassenschaften ein Problem für Hunde werden können, war mir neu. Dem Tierarzt, der Spock behandelte, aber nicht: Zwei bis drei Hundebesitzer kämen pro Monat mit den Hunden in die Praxis, nachdem diese Junkie-Kot gefressen haben, sagt Jonathan Loesing in einem Bericht der „Bild“. „Vergiftungen durch Junkie-Kot machen bei uns in der Praxis etwa ein Prozent der Fälle aus.“

All das passierte, weil das Herrchen kurz nicht aufpasste. „Ich habe ein Buch gelesen und war ein bisschen abgelenkt“, sagte er der Zeitung. Mutmaßlich tauchte Spock kurz im Gebüsch ab und naschte an dem Haufen. Ein Verhalten, das durchaus normal sein kann. Manche Hunde entfernen so den Kot eines Rivalen, um ihr Revier zu verteidigen, andere versuchen, um die Aufmerksamkeit von Herrchen oder Frauchen zu buhlen. Es kann aber auch einen ernsten Hintergrund haben – Mangelernährung oder ein Trauma aus der Welpenzeit, in der es für das Tier nicht genug Futter gab.
Plötzlich taumelte der kleine Hund, musste sich sogar übergeben
Woran es auch liegt: Für Spock hatte das Fressen des menschlichen Häufchens schwere Folgen. Er sei plötzlich getaumelt, habe sich dann übergeben müssen. Das Herrchen brachte seinen Vierbeiner zum Tierarzt. Der kleine Spock konnte hier mit Aktivkohle und einer Infusion glücklicherweise behandelt und gerettet werden – Hunde könnten aber auch daran sterben, sagt der Arzt.
Dass in Berlin Gefahren durch Giftköder lauern, ist nicht neu – dass nun aber auch so etwas vorkommen kann, finde ich unfassbar. Die Herrchen und Frauchen in der Hauptstadt sollten in den einschlägigen Parks also gut darauf achten, in welche Angelegenheiten ihre Lieblinge die Schnauzen stecken. Aber: Was heißt eigentlich „in den einschlägigen Parks“? Dass sich ein Drogenkonsument im Gebüsch erleichtert, kann schließlich überall passieren – dafür braucht es nicht unbedingt den Görlitzer Park in Kreuzberg oder die Neuköllner Hasenheide.

Hunde-Hasser legen in Berliner Parks und Gärten immer wieder Giftköder aus
Und es ist nicht das einzige Problem in Berlin: Immer wieder tauchen auch in anderen Parks und Gärten fiese Köder auf. Manchmal sind es mit Nägeln oder Rasierklingen gespickte Fleischstücke, manchmal einfach nur verstreutes Gift. Zuletzt las ich etwa von gefährlichen „Leckerlis“, die am Forckenbeckplatz lagen – der Finder informierte die Polizei.
In einem anderen Fall wurde Gift in Kugeln aus Leberwurst versteckt – oder gespickte Würste sogar unter Laub versteckt, unsichtbar für Herrchen und Frauchen, aber für die Tiere gut zu erschnüffeln. Ich hoffe, dass die Hundehalter mitbekommen, wenn ihr Liebling in eine der Fallen tappt – und dass die Hunde-Hasser erwischt und bestraft werden!
Florian Thalmann schreibt jeden Mittwoch im KURIER über Tiere.
Kontakt per Mail: wirvonhier@berlinerverlag.com