Der Herbst hat kaum begonnen – und schon herrscht Notstand bei den Berliner Igeln. In der Auffangstation des Arbeitskreises Igelschutz in Hermsdorf ist kein Platz mehr frei. Ehrenamtliche Helfer müssen mehr denn je anpacken!
100 pflegebedürftige Igel allein in Hermsdorf
Rund 80 Tiere werden in der Auffangstation des Arbeitskreises Igelschutz in Hermsdorf derzeit versorgt, weitere 20 pflegen Helferinnen und Helfer bei sich zu Hause.
60 Gehege gibt es hier offiziell – doch weil täglich neue Tiere gebracht werden, müssen viele Igel in Plastikboxen oder Pappkisten ausharren. Ein verletzter Igel mit gebrochenem Bein sei gerade erst angekommen.
„Wir sind völlig überfüllt“, sagt Gabriele Gaede, Leitung der Igelstation. „Aber wir versuchen trotzdem, jedem Tier zu helfen – wir schieben dann von einer Ecke in die andere.“

Wohnungsnot auch für Igel
Was in Berlin für Menschen gilt, trifft auch auf die kleinen Stacheltiere zu: Wohnraummangel und Stress in der Großstadt. Viele Igel finden in aufgeräumten Gärten oder unter regelmäßig getrimmten Hecken keine Verstecke mehr. Dazu kommen weniger Insekten durch Pestizide, Mähroboter, die Tiere verletzen, und der Straßenverkehr.
„Letztes Jahr war schlimm – aber dieses Jahr ist schlimmer“, sagt Gaede. Früher seien Igel vor allem im Herbst gebracht worden, jetzt müssten die Helfer das ganze Jahr über kranke oder geschwächte Tiere aufnehmen.
Stationen am Limit – Spenden dringend nötig
Wie viele andere Wildtierstationen in der Region stößt auch der Igelschutz Berlin an seine Grenzen. Der Deutsche Tierschutzbund bestätigt: Immer mehr Tiere werden abgegeben, doch viele Auffangstellen bundesweit müssen wegen Überlastung schließen.
Die Einrichtungen leben von Spenden und Ehrenamt, staatliche Unterstützung gibt es keine. „Ohne unsere Freiwilligen könnten wir dichtmachen“, sagt Gaede.
Was Berliner jetzt tun können
Um die Auffangstationen zu entlasten, bitten Tierschützer die Berlinerinnen und Berliner um Mithilfe. Nicht jeder Igel braucht sofort Hilfe. Nur wer sichtbar krank oder verletzt ist – etwa humpelt, stark abgemagert ist oder Parasiten hat – sollte in eine Station gebracht werden.

Und: Gartenbesitzer können selbst viel tun. „Bitte den Rasen nicht zu kurz schneiden und Laubhaufen liegen lassen“, sagt Gaede. „Das sind die besten Winterquartiere für Igel.“
Wer einen abgemagerten Igel zu Hause selbst aufpäppeln will, darf das übrigens auch gerne tun: Igel fressen gerne gekochtes Geflügel, angebratenes Hackfleisch und getrocknete Insekten. Achtung: Milch ist für die kleinen Stacheltiere aber schädlich.