Über die Nosferatu-Spinne spricht derzeit jeder - sie breitet sich in Deutschland auf, weil sie sich hier immer heimischer fühlt.
Über die Nosferatu-Spinne spricht derzeit jeder - sie breitet sich in Deutschland auf, weil sie sich hier immer heimischer fühlt. dpa/NABU/Robert Pfeifle

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich freue mich auf den Herbst. Die Jahreszeit, in der es draußen etwas kälter wird, die Blätter fallen und es öfter mal verregnete Nachmittage gibt, ist für mich die Jahreszeit der Gemütlichkeit. Es gibt nur eine Sache, die ich am Herbst gar nicht mag: Wenn ich es mir auf dem Sofa bequem mache, gibt es auch gewisse Tiere, die versuchen werden, es sich bequem zu machen. Und zwar Spinnen! Die Achtbeiner ziehen sich nämlich gern in die Wohnungen zurück, wenn es frischer wird. Freuen Sie sich schon?

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Falls Sie meine Kolumne regelmäßig lesen, wissen Sie, dass ich mit den Tierchen so meine Probleme habe. Denn wie viele Menschen habe ich – warum auch immer – Angst vor ihnen. Ich leide nicht, wie etwa fünf Prozent der Deutschen, unter schlimmer Arachnophobie, laufe also nicht schreiend davon. Aber: Spinnen haben das Potenzial, mich gehörig zu erschrecken.

Im Wald laufe ich ständig in zwischen Bäumen gespannte Spinnennetze

Wie neulich: Ich war im Wald unterwegs, befasst mit meinem Schnitzeljagd-Hobby Geocaching, finde einen an einem Baum befestigten Briefkasten, in dem sich das Ziel meiner Suche befindet. Und leider nicht nur das: Im Briefkasten sitzt eine fette, braune Spinne, die sich von mir nicht wirklich stören lässt. Oder, ebenfalls beliebt: Ich laufe sehr oft, wenn ich zwischen Bäumen hindurchgehe, in Spinnennetze, die dazwischen gespannt sind. Die feinen Fäden sehe ich immer erst dann, wenn es eigentlich schon zu spät ist. In solchen Situationen stellen sich sofort meine Nackenhaare auf.

Angst vor Spinnen? Manche Arten - hier die südamerikanische Spinne Guriurius minuano - sehen eher putzig aus.
Angst vor Spinnen? Manche Arten - hier die südamerikanische Spinne Guriurius minuano - sehen eher putzig aus. dpa/Damián Hagopián

Nur : Der Wald ist nun einmal das Revier der Spinnen. Meine Wohnung ist es nicht. Und doch stelle ich mich schon jetzt darauf ein, dass mir die Tiere hier häufiger begegnen werden. Denn: Wenn es draußen kälter wird, suchen einige Arten Unterschlupf in der Wärme. Für uns muss das übrigens gar nicht schlecht sein, denn: Spinnen vertilgen Ungeziefer, weshalb wir sie eigentlich freudestrahlend begrüßen sollten. Und wer sie loswerden will, sollte sie nach draußen setzen, sagt Julia Heiermann vom Naturschutzbund NABU. Sie rät: „Glas drüber, Papier drunter schieben und raus mit dem Tier.“

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Aber: Welche Arten begegnen uns eigentlich in der Wohnung? Zu denen, die häufiger vorkommen, gehört etwa die Große Zitterspinne. Mit ihren langen, dünnen Beinen erinnert sie an die bekannte Weberknechte, ist aber längst nicht so groß. Während sie harmlos daherkommt, passt die Hauswinkelspinne schon eher ins Schreckens-Bild vieler Spinnen-Feinde: Die dicke Spinne mit dem braunen und behaarten Körper sitzt zurückgezogen in ihrem Röhren-Netz. Sie kommt übrigens auf eine Bein-Spannweite von bis zu zehn Zentimetern!

In der Welt der Spinne gibt es übrigens 131 Familien mit 4.247 Gattungen und 50.000 Arten weltweit. Und in den letzten Tagen ist vor allem eine in aller Munde: Die Nosferatu-Spinne. Schon gehört? Diese Spinne ist etwa sechs Zentimeter groß, braun und trägt auf dem Rücken eine auffällige Zeichnung. Und einen sehr merkwürdigen Namen. Ich sage mal so: Wenn eine Spinne nach einem Grusel-Film benannt wird, sorgt das bei mir nicht gerade für Entspannung.

Die große Hauswinkelspinne kommt in vielen Wohnungen vor - und ist der Alptraum vieler Menschen mit Spinnen-Angst.
Die große Hauswinkelspinne kommt in vielen Wohnungen vor - und ist der Alptraum vieler Menschen mit Spinnen-Angst. imago/blickwinkel

Das Tier kommt eigentlich aus Südeuropa, wurde eingeschleppt, fühlt sich aufgrund veränderter Klimabedingungen hier sehr wohl – und breitet sich nun immer weiter aus. Wer sie sieht, soll seine Sichtung in einem Melderegister eintragen. „Ziel ist es, mehr über das Vorkommen dieser Art und ihre möglicherweise durch den Klimawandel und andere Faktoren bedingte Ausbreitung in Deutschland zu dokumentieren“, sagt Robert Pfeile vom Nabu.

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Das Problem: Die Spinne ist giftig – und kann mit ihren Beißwerkzeugen die menschliche Haut durchdringen. Das sorgt für Panik. Allerdings seien die Folgen eines Bisses überschaubar: Sofern keine Allergie vorliegt, sei es mit einem Wespen- oder Bienenstich vergleichbar. Die gute Nachricht: Zwar greift die Nosferatu-Spinne ihre Beute direkt an, wird bei einem Gegner in der Größe eines Menschen aber die Flucht ergreifen. Gefährlich kann sie nur werden, wenn man ihr auf die Pelle rückt. Aber ganz ehrlich: Das hatte ich sowieso nicht vor.

Florian Thalmann schreibt jeden Mittwoch im KURIER über Tiere.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com