Irrer Plan! Top-Virologe will Mücken flächendeckend bekämpfen – aber wie soll das gehen?
Mücken nerven und können Krankheiten übertragen - aber wie wird man sie los?

Vorweg: Natürlich hat jedes Lebewesen Respekt verdient – aber ich kann nicht leugnen, dass mich diese Nachricht innerlich etwas zum Jubeln gebracht hat. Vielleicht haben Sie es sogar im KURIER gelesen: Ein deutscher Virologe hat den Stechmücken den Krieg erklärt! Hört sich erstmal schräg an, hat aber einen ernsten Hintergrund. Das wärmere Wetter sorgt dafür, dass sich exotische Stechmückenarten immer weiter ausbreiten – und Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropische Medizin fordert deshalb, die Blutsauger flächendeckend zu bekämpfen.
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Das ist mal eine Ansage, die mich – ich muss es leider zugeben, ein kleines bisschen mit Freude erfüllt. In meiner Kolumne habe ich mich schon mehrfach über Mücken ausgelassen. Und dass es notwendig ist, etwas gegen die Biester zu tun, wissen wir spätestens seit diesem Frühjahr, als die ersten Meldungen zur Asiatischen Tigermücke kamen. Vor diesem Blutsauger wurde gewarnt… und der Senat forderte sogar Kleingärtner dazu auf, etwas gegen die Biester zu tun.
Mücken flächendeckend bekämpfen – wie geht das?
Schmidt-Chanasit geht noch einen Schritt weiter: Er fordert die „flächendeckende Bekämpfung“. Durch die wärmeren Sommer und die veränderten Niederschläge hätte sich die Ausbreitung exotischer Mücken-Arten in Richtung Norden verschoben, sagt er. Noch dazu werde mit der Zeit immer deutlicher, dass auch heimische Stechmückenarten gefährlichere Krankheiten übertragen können. Schon vor drei Jahren gab es etwa erste Infektionen mit dem West-Nil-Virus, 2020 den ersten Todesfall. „Es muss eine gezielte und nachhaltige Bekämpfung geben, ohne andere Insekten dabei zu schädigen“, sagt der Wissenschaftler.
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Als ich davon las, habe ich mich zuerst gefragt, wie das überhaupt funktionieren soll. Können Sie sich vorstellen, wie man Stechmücken flächendeckend bekämpft? Eine kurze Recherche zeigt: Am Oberrhein in Deutschland wird das schon seit Jahren gemacht.

Schon 1910 wurde hier die „Vereinigung zur Bekämpfung der Stechmücken- und Schnakenplage“ gegründet. Das große Problem in den Gebieten: Hier ist vor allem die „Rheinschnake“ heimisch, eine weit verbreitete Stechmückenart. Sie legt ihre Eier in den Uferbereichen von Gewässern ab, etwa an Tümpeln. Steigt der Wasserspiegel und kommen die Eier mit Wasser in Kontakt, beginnen sie mit der Entwicklung. Nach Regenfällen und kleineren Hochwassern kommt es daher immer wieder sprunghaft zu regelrechten Plagen.
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Dagegen geht man vor, indem die Brutstätten genau erfasst werden – und nachdem lange chemische Mittel zur Bekämpfung eingesetzt wurden, geht man heute biologisch gegen die Mücken vor. Verwendet wird dafür „BTI“, ein Bakterium, das Eiweißkristalle bildet, die die Larven bestimmter Mückenarten vernichten. Dieses Mittel wird heute unter anderem als Lösung oder gemischt mit Sand in den betroffenen Arealen versprüht. Sogar Hubschrauber kommen zum Einsatz – sie werfen ein spezielles Eis-Granulat, in dem das Bakterium enthalten ist, über den entsprechenden Gebieten ab.
Methoden zum Mücken bekämpfen sind nicht ganz unumstritten
Allerdings sind diese Methoden nicht ganz unumstritten – natürlich weisen Naturschützer darauf hin, dass die Mücken auch eine wichtige Nahrungsquelle für andere Tiere sind. „Viele Fledermausarten, wie z. B. die stark gefährdete kleine Hufeisennase am Chiemsee oder die Mückenfledermaus jagen einen hohen Anteil an Stechmücken“, heißt es in einem Statement des NABU. Zudem sei nicht ganz klar, wie das Mittelchen außerhalb der Stechmücken-Population die Welt der Insekten beeinflusst.

Nur: Was will man tun? Ich bin kein großer Freund der Mücken, weil ich schon jetzt die Auswirkungen zu spüren bekomme. Ich gehe gern wandern, verbringe viel Zeit in der Natur. Und habe das Gefühl, dass die Belastung jedes Jahr größer wird, dass die Blutsauger immer aggressiver werden… und dass sie Stiche hinterlassen, die nicht nach zwei Tagen abgeheilt sind, sondern immer länger jucken, brennen und schmerzen. Hinzu kommt: Ich habe schon viele Mittel zum Mückenschutz probiert – und den Eindruck, dass es den Insekten egal ist, in welchen Sprays und Lotionen man sich badet.
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Übrigens: Gegen die Invasion der Mücken kann jeder etwas tun. Angesichts der Ausbreitung der Tigermücke wies die Senatsverwaltung für Gesundheit bereits Berliner Kleingärtner dazu auf, sich intensiver mit den Mücken-Quartieren im eigenen Garten auseinanderzusetzen.
Mücken bekämpfen: Das kann jeder gegen die Tiere tun
Zur Vermehrung benötigen die Blutsauger etwa Behälter mit stehendem Wasser, dazu gehören Wassereimer, Vogeltränken, Gießkannen und Pflanzschalen. Dort legen sie ihre Eier ab – und wer gegen die Tiere vorgehen will, muss diese Mini-Gewässer eliminieren. Aber: Die Eier können auch in leeren Gefäßen überwintern. Bevor Vasen, Schalen und Co. im Frühjahr mit Wasser gefüllt werden, sollten sie gründlich ausgebürstet werden.
Florian Thalmann schreibt jede Woche im KURIER über Tiere.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com