Kati Witt weint und wettert wegen Walijewa: „Man hat sie der Welt zum Fraß vorgeworfen“
Sportliche und persönliche Tragödie für Kamila Walijewa: Der Druck ist zu groß, die Jahrhundertläuferin bleibt sensationell ohne Medaille.

Denkwürdiger TV-Auftritt von Katarina Witt. Die zweimalige Eiskunstlauf-Olympiasiegerin übt nach der verpatzten Olympia-Kür der Russin Kamila Walijewa in einem emotionalen Interview scharfe Kritik am Umgang mit der 15-Jährigen. „Das, was jetzt passiert ist, ist das Allerschlimmste. Sie ist daran zerbrochen“, sagt Witt.
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Katarina Witt weint wegen Walijewa
Sie kämpfte während ihres emotionalen Auftritts immer wieder mit den Tränen, drehte sich weg und rang um Fassung. „Könnt ihr erst mal wegschalten?“, fragte sie zu Beginn des Gesprächs sichtlich mitgenommen. „Das ist eigentlich nicht zu ertragen.“
Walijewa hatte zuvor nach dem tagelangen Doping-Wirbel dem Druck nicht standgehalten und ihre Führung aus dem Kurzprogramm nicht verteidigen können. Sie wurde nur Vierte, Gold gewann Landsfrau Anna Schtscherbakowa.
„Sie ist ein 15-jähriges Kind und ist daran zerbrochen. Man hat sie jetzt wirklich der Welt zum Fraß vorgeworfen“, kritisierte Witt, die sich immer wieder die Tränen aus dem Gesicht wischte. „Sie war ein Schatten ihrer selbst, als sie hier rausgegangen ist. Sie konnte nicht gewinnen in diesem ganzen Spiel“, urteilte die 56-Jährige über den Auftritt Walijewas.
Katarina Witt entschuldigt sich
Am Ende des Interviews entschuldigte sich Witt noch für ihren emotionalen Auftritt: „Das tut mir leid, ich muss mich echt entschuldigen für meinen Ausbruch.“
Was war passiert? Fast alles ging bei Walijewas Vortrag auf dem Eis schief, darunter litt auch der künstlerische Gesamteindruck. Trost von ihrer umstrittenen Trainerin Efteri Tutberidse war kaum zu erkennen. Nach der Notenvergabe wollte Walijewa nur noch raus aus dem Capital Indoor Stadium.
Im Fall Walijewa befürwortete Witold Banka, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, derweil sogar Gefängnisstrafen für Menschen, die Kindern Dopingmittel verabreichen. „Das ist böse und nicht zu verzeihen. In einigen Ländern ist das schon strafbar und eine harte, aber sehr gute Lösung“, sagte der Pole im Eurosport-Interview.
Walijewa-Arzt unter Druck
Der 37-Jährige zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs CAS im Fall Walijewa. Die WADA hatte mit dem IOC und der ISU Einspruch gegen die Aufhebung der vorläufigen Suspendierung Walijewas durch die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA eingelegt - vor dem CAS aber verloren.
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Unterdessen gerät der russische Mannschaftsarzt Filipp Schwezki mehr und mehr ins Zwielicht. Wie der Leiter einer kardiologischen Abteilung eines Moskauer Krankenhauses der russischen Website „Dossier Center“ bestätigte, habe weder das verbotene Dopingmittel Trimetazidin noch die erlaubte Substanz Hypoxen eine leistungssteigernde Wirkung.
Dopingexperte fordert Haar-Analyse
Da sich aber beide Medikamente leicht nachweisen ließen, so der Arzt weiter, müsse man die medizinische Betreuung der russischen Eiskunstläufer als wenig kompetent einstufen. „Dossier Center“ ist eine investigative Website eines im Exil lebenden russischen Geschäftsmanns, die in Russland gesperrt ist.
Eine spezielle Untersuchungmethode brachte der Kölner Dopingexperte Mario Trevis ins Spiel. „Mit einer Haaranalyse kann man möglicherweise unterscheiden, ob es sich um eine mehrmalige Einnahme in größeren Mengen gehandelt hat oder um eine versehentliche, einmalige Gabe,“ sagte Thevis im ARD-Interview.