Angeblich Opfer des Opa-Tricks: Russlands Eiskunstläuferin Kamila Walijewa darf bei Olympia in Peking trotz eines positiven Doping-Tests starten.
Angeblich Opfer des Opa-Tricks: Russlands Eiskunstläuferin Kamila Walijewa darf bei Olympia in Peking trotz eines positiven Doping-Tests starten. dpa

Doping, Doping, Doping. Betrug hat in der Sportwelt bekanntlich eine lange Geschichte. Ebenso die dabei vorgebrachten unfassbaren Ausreden und dreisten Lügen der Athleten. Vom verunreinigten Steak und manipulierter Zahnpasta bis hin zum Märchen vom Mischwesen und zu viel Sex vor dem Wettkampf. Beim Olympia-Drama in Peking um die erst 15-jährige Eiskunstläuferin Kamila Walijewa kommt Russland nun mit dem Opa-Trick um die Ecke.

Walijewa und das Herzmedikament des Opas

Die Doping-Affäre um Russlands Eisprinzessin nimmt immer seltsamere Züge an. Ihre Anwälte behaupten im Eilverfahren des internationalen Sportgerichtshofs Cas über ihre Zulassung zum Damen-Einzel, die verbotene Substanz Trimetazidin sei über ein Herzmedikament ihres Großvaters in ihren Körper gelangt.

Walijewa soll aus einem Glas getrunken haben, das zuvor ihr Großvater genutzt habe. Durch eine Speichelübertragung könne dann die verbotene Substanz in ihren Körper gelangt sein.

Nichts weiter als eine Schusselei einer 15-Jährigen also. In der langen Geschichte des Dopings ist das bei weitem aber nicht die kurioseste Begründung für einen positiven Befund. Der KURIER zeigt die dreistesten Ausreden:

Dieter Baumann und die Zahnpasta

Deutschlands ehemaliger Langstreckenläufer Dieter Baumann wurde 1999 positiv auf Nandrolon getestet.
Deutschlands ehemaliger Langstreckenläufer Dieter Baumann wurde 1999 positiv auf Nandrolon getestet. Imago

Deutschlands Langstreckenläufer Dieter Baumann gab 1999 nach einem  positiven Test auf das muskelaufbauende Mittel Nandrolon an, unbekannte Täter hätten ihm die Substanzen in seine Zahnpasta gemischt. Noch heute erstrahlen seine Zähne in weißem Glanz, wenn er auf seine Olympia-Goldmedaille angesprochen wird …

Tyler Hamilton erfindet Bruder

Der US-amerikanische Radprofi Tyler Hamilton wurde positiv auf Fremdblutdoping getestet. „Ich bin ein Mischwesen, die fremden Zellen in meinem Körper werden von den Stammzellen meines vor der Geburt gestorbenen Zwillingsbruders produziert.“ Diesen Bruder hat er allerdings erfunden. Nach zweijähriger Sperre gab er ein Comeback, wurde erneut des Dopings überführt und für acht Jahre gesperrt – Karriereende. Später sagte er als Kronzeuge gegen Lance Armstrong aus. Ein feiner Kerl, dieser Tyler Hamilton ...

Shawn Barber: Kokain-Küsse

Kanadas Stabhochspringer Shawn Barber wurde 2016 positiv auf Kokain getestet. Seine Ausrede widerlegte er wenige Monate später selbst.
Kanadas Stabhochspringer Shawn Barber wurde 2016 positiv auf Kokain getestet. Seine Ausrede widerlegte er wenige Monate später selbst. Imago

Der kanadische Stabhochspringer Shawn Barber wurde vor den Olympischen Spielen 2016 positiv auf Kokain getestet. Seine Ausrede: Er habe am Vorabend Sex mit einer Prostituierten gehabt und durch intensives Küssen sei das Kokain in seinen Körper gelangt. Barber durfte starten. Einige Monate später verriet er der Welt, dass er schwul ist ...

Ivonne Kraft hat „huch gesagt“

Deutschlands Mountainbikerin Ivonne Kraft sagte 2007, der Asthma-Inhalator ihrer Mama sei in ihrem Beisein explodiert. „Vor Schreck hab ich ‚huch‘ gesagt und wohl versehentlich etwas inhaliert.“ Genau so war’s ...

Denis Mitchell: Zu viel Sex

Erklärte seinen zu hohen Testosteron-Wert mit zu viel Sex: US-Sprinter Denis Mitchell.
Erklärte seinen zu hohen Testosteron-Wert mit zu viel Sex: US-Sprinter Denis Mitchell. Imago

US-Sprinter Denis Mitchell erklärte 1998 seinen zu hohen Testosteron-Wert mit einer wilden Nacht. „Die Lady hatte Geburtstag, sie verdiente was Besonderes“, sagte der Amerikaner über jene Nacht. Der US-Boy meinte, wahrscheinlich zu viel Sex gehabt zu haben. Dazu sei auch noch ein massiver Bier-Konsum gekommen.

Alberto Contador und das verunreinige Steak

Der spanische Radprofi Alberto Contador wurde 2010 positiv auf die verbotene Substanz Clenbuterol getestet. Im Februar 2012 verurteilte ihn der Internationale Sportgerichtshof zu einer Sperre. Contadors Erklärung: Er habe ein „verunreinigtes Steak“ gegessen.

Sara Errani und die Tortellini-Falle

Italiens Tennisspielerin Sara Errani tappte in die Tortellini-Falle.
Italiens Tennisspielerin Sara Errani tappte in die Tortellini-Falle. Imago

Italiens Tennisspielerin Sara Errani wurde 2017 positiv auf die verbotene Substanz Letrozol getestet. Sie erklärte, dass ein Medikament ihrer an Krebs leidenden Mutter beim Kochen in die Tortellini gefallen sei. Für die Anhörung kocht Mamma Errani das Essen noch einmal nach. Mit Erfolg: Insgesamt wurde Errani nur für zehn Monate gesperrt. Ob ihr die speziell gewürzten Tortellini geschmeckt haben, ist dagegen nicht bekannt ...

Experten bezweifeln Walijewas Opa-Theorie

Zurück zu Walijewa: Die Speichel-Theorie bezweifelt Dopingexperte Fritz Sörgel: „Die Menge für eine positive Dopingprobe kann nicht durch Speichel an einem Glasrand in den Körper gelangen“, erklärt der Pharmakologe. Sörgel empfiehlt, nicht nur die B-Probe Walijewas zu untersuchen, sondern auch die seitdem erfolgten negativen Tests.

Falls sich die Angaben der Europameisterin aus Russland als nicht richtig erweisen sollten und sie das Mittel aus ihrem Trainingsumfeld erhalten hätte, wäre das für Sörgel „ein krimineller Akt und rücksichtslos gegen einen jungen Menschen“.

Walijewa auf Gold-Kurs 

Europameisterin Walijewa ließ der Wirbel um ihre Person zumindest auf dem Eis kalt, zeigte im Kurzprogramm nur beim Dreifach-Axel einen Wackler. Die Gold-Favoritin erhielt 82,16 Punkte und setzte sich vorläufig an die Spitze.

Das Kür-Finale findet an diesem Donnerstag statt. Die deutsche Meisterin Nicole Schott qualifizierte sich nach einer guten Leistung sicher. Die 25-Jährige aus Essen erhielt für ihr Kurzprogramm 63,13 Punkte.

Bitter für alle Athleten: Sollte Walijewa es nach der Kür am Donnerstag aufs Treppchen schaffen, wird es wegen der andauernden Doping-Affäre keine Medaillenvergabe in Peking geben.

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