Unter K. u. K. versteht man üblicherweise etwas, das mit Fußball nicht das Geringste zu tun hat. In dem Fall wird es korrekterweise k. u. k., also mit Kleinbuchstaben, geschrieben, denn es steht für kaiserlich und königlich. Mit Ende der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1918 – hier das Kaisertum Österreich, da das Königreich Ungarn – hat auch dieses Kürzel seine Bedeutung nur noch in der Historie.
Auf den 1. FC Union trifft das K. u. K. trotzdem zu. Das vor allem auch, weil der eine, Rani Khedira, in der Hierarchie trotz des langjährigen Kapitäns Christopher Trimmel (sein Stellvertreter ist er sowieso schon) durchaus als Kaiser durchgeht und der andere, Robin Knoche, als König. Das wird den anderen nicht gerecht, schon klar, in den Jahren aber hat sich dieser Zustand dennoch herauskristallisiert. Besonders jetzt, da mit dem Abräumer und Aufbauer vor der Abwehr und dem Abwehrchef die beiden Mit-Anführer gefehlt haben und das (um im Bild zu bleiben) Gefolge ohne sie schwächelte wie nie zuvor.
Der 1. FC Union hatte schon viele Anführer-Duos
Es hat schon immer Mannschaften gegeben, die auf einen oder zwei Spieler fixiert waren, von den ganz großen Persönlichkeiten wie Pelé, Bobby Charlton, Franz Beckenbauer, Johan Cruyff, Michel Platini, Diego Maradona, Zinedine Zidane oder Lionel Messi abgesehen. Auch grandiose Pärchen hat es gegeben. Einige Nummern kleiner als die Jahrhundertfußballer aus Brasilien und England, Deutschland und den Niederlanden, Argentinien und Frankreich haben sie auch in der Bundesliga überzeugt, auch wenn das Wirbel-Wusel-Doppel mit Franck Ribery und Arjen Robben bei den Bayern schon einige Jahre her, dennoch legendär ist.

Wieder einige Nummern kleiner hat es das auch bei den Eisernen gegeben. Karsten Heine und Lutz Hendel waren viele Jahre wie Latsch und Bommel, auch Wolfgang Matthies und Lutz Möckel, danach Olaf Seier und André Sirocks, Christian Beeck und Sergej Barbarez, Torsten Mattuschka und John Jairo Mosquera, Damir Kreilach und Felix Kroos, Grischa Prömel und Michael Parensen, derzeit neben K. u. K. auch Sheraldo Becker und Kevin Behrens. Das mit der Alliteration ist eine Spielerei, zugegeben. Irgendwie kommt es trotzdem hin, und bei Khedira und Knoche stimmt es sogar bei Rani und Robin.
Mit Khedira und Knoche hat der 1. FC Union eine Sieggarantie
Bei beiden ist es ohnehin mehr. Das zeigen erstens die Resultate aus ihren gemeinsamen zwei Jahren in Köpenick vor dieser Saison, das zeigen zweitens die aktuellen Partien noch viel deutlicher. In den Jahren 2021/22 und 22/23 haben die Eisernen um Punkte 34 Siege eingefahren. In allen (!) diesen Partien standen Khedira und Knoche gemeinsam auf dem Platz. Das könnte man eingebaute Sieggarantie nennen. In diesem Zeitraum kassierten die Männer um Trainer Urs Fischer 17 Niederlagen. Nur: Bei sechs davon hat einer der beiden gefehlt. Bei einem 0:1 in Fürth blieb Khedira auf der Bank und bei einem 0:3 in Dortmund saß er eine Gelbsperre ab; bei einem 0:1 in Bielefeld fehlte Knoche wegen fünf Gelber Karten und bei einem 0:2 in Frankfurt hockte er auf der Bank; bei einem 1:4 in Freiburg war Khedira erneut gesperrt; bei einem 2:4 bei der TSG Hoffenheim lag Knoche mit einem Infekt flach.
Das sagen – Verrücktheit hin, Aberglaube her – zumindest die Zahlen. Sie lügen hierbei viel weniger als bei einem Spiel, das eine Mannschaft bei gefühlt 75 Prozent Ballbesitz mit 0:1 verliert, weil sie den Abwehrriegel des Gegners nicht knacken kann, sich dafür jedoch einen blitzsauberen Konter einfängt.
Feiert der 1. FC Union mit Khedira und Knoche gegen Stuttgart wieder?
In diesem Spieljahr läuft es mit den Siegen ein wenig anders. Bei den 4:1-Erfolgen gegen Mainz und in Darmstadt war Khedira nicht dabei, Knoche dafür schon. Es waren in ihrer parallelen Zeit in Berlin die beiden ersten Dreier, bei denen nur einer von ihnen mitspielte. Andererseits setzt sich die kuriose Serie der Niederlagen fort, denn gemeinsam standen K. u. K. bei keinem dieser Spiele auf dem Platz. Bei den drei letzten – Champions League ausgeklammert – fehlten gar beide.
Das könnte als Alarmsignal gedeutet werden. Als solches, dass ohne den einen oder den anderen die Balance flöten ist und kaum etwas geht. Viel schlimmer noch. Es könnte sich so etwas wie ein Gefühl von Abhängigkeit einschleichen. Das ist, so charakterstark beide auch sein mögen, nie gut für ein Team. Was dagegen hilft? Erst einmal nichts. Oder doch. Ein Sieg. Da beide wieder trainieren und die Rückkehr zur eisernen Monarchie nahe ist, würde es am Sonnabend gegen Stuttgart sogar ein gemeinsamer machen. ■