In 9 Tagen geht’s los

Nicht gut: Deutschland leidet vor der EM noch an Katar-Krankheit

Schon bei der Murks-WM in der Wüste war Kaltschnäuzigkeit vor der Kiste ein großes Problem. Das 0:0 im Test gegen die Ukraine hat gezeigt: Die Nationalmannschaft ist noch nicht übern Berg.

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Julian Nagelsmann weiß, dass es ohne Tor schwer wird. Entsprechend leidet auch der Bundestrainer nach vergebenen Großchancen gegen die Ukraine.
Julian Nagelsmann weiß, dass es ohne Tor schwer wird. Entsprechend leidet auch der Bundestrainer nach vergebenen Großchancen gegen die Ukraine.MIS/Imago

Die Heim-EM kommt näher, mit Siebenmeilenstiefeln. Vorm Eröffnungsspiel am 14. Juni in München gegen Schottland bleibt Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) nur noch der Test am Freitag in Mönchengladbach gegen Griechenland (20.45 Uhr, RTL). Hauptsächlich zwei Sachen fehlen dem DFB-Team noch: Tore und ein Manuel Neuer (38) mit vollem Durchblick.

Nagelsmann nach dem 0:0 in Nürnberg gegen die durchaus starke Ukraine: „Insgesamt bin ich sehr zufrieden. Es war ein gutes Spiel mit sehr viel Leidenschaft. Ich bin sehr guter Dinge, dass wir diesen einen Moment noch kreieren, dass wir das Tor machen und dann weitere folgen lassen.“

27 Torabschlüsse und kein Ball ist drin

Nur ein Beispiel für die schlechte Chancenverwertung: Ilkay Gündogan kommt drei Meter vorm Tor frei zum Kopfball und bringt die Kugel trotzdem nicht im Netz unter.
Nur ein Beispiel für die schlechte Chancenverwertung: Ilkay Gündogan kommt drei Meter vorm Tor frei zum Kopfball und bringt die Kugel trotzdem nicht im Netz unter.Matthias Koch/Imago

Zur Erinnerung: Schon bei der WM in Katar war die Flaute vor der Kiste ein Grund fürs frühe Aus. In der Vorrunden-Statistik hatte Deutschland die meisten Großchancen und flog trotzdem raus. 27 Torabschlüsse zählte Nagelsmann gegen die Ukraine. Aber kein Tor. Zufall? Unvermögen?

Für den Bundestrainer jedenfalls kein Ding, dass man nicht mit Arbeit beheben kann: „Es waren Momente dabei, die mit mehr Fortune reingehen. Aber es ist ein bisschen zu einfach zu sagen, es ist nur Glück. Wir werden weiter trainieren.“ Vorne nix Zählbares, dafür hinten ein Schreckmoment.

Torwart Neuer meldete sich nach 550 Tagen Pause mit einem starken 118. Länderspiel zurück. Wenn da nicht die 88. Minute wäre. Unweit der Mittellinie wollte er einen zu kurzen Rückpass klären. Völlig unnötig bediente Neuer mit einem Chipball Andrej Jarmolenko, der sofort Artem Dowbyk auf den Weg Richtung leeres deutsches Tor schickte. Zum Glück stand der Ukrainer im Abseits. Neuer: „Ich habe Jarmolenko gar nicht gesehen.“

Manuel Neuer patzt, weil er zu angespannt ist

Als „Libero“ baut Torwart Manuel Neuer kurz vor Schluss gegen die Ukraine einen riesigen Bock.
Als „Libero“ baut Torwart Manuel Neuer kurz vor Schluss gegen die Ukraine einen riesigen Bock.Beautiful Sports/Imago

Ja, mit zunehmendem Alter leidet schon mal das Sehvermögen, doch so einfach ist es nicht. Neuer wollte nach dem Bock beim Aus im Halbfinale in der Champions League bei Real Madrid und seinen Patzern bei drei von vier Gegentoren bei Bayerns 2:4 im Saisonfinale bei der TSG Hoffenheim unbedingt fehlerfrei bleiben. Die Anspannung merkte man ihm bei jeder Aktion an. Da muss wieder die nötige Lockerheit her.

Nagelsmann wollte dann auch jede neue Diskussion um seine Nummer 1 im Keim ersticken: „Wenn er den nicht holt, wenn er tiefer steht und nicht mitspielt, ist es ein deutlich größerer Fehler mit schwerwiegenderen Folgen. Manu wird eine hervorragende EM spielen.“