Niederlage vor Gericht

EU-Recht missachtet: Transferregeln der FIFA wohl illegal!

Ein Urteil der obersten europäischen Richter könnte recht teuer für den Weltfußballverband werden. Denn die Juristen fällten anscheinend eine Art Bosman-Urteil 2.0.

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Lassana Diarra im Jahre 2018. Damals kickte er noch für Paris Saint-Germain. Später ging bei Lokomotive Moskau dann der ganze Ärger los, der jetzt vor dem EuGH landete. 
Lassana Diarra im Jahre 2018. Damals kickte er noch für Paris Saint-Germain. Später ging bei Lokomotive Moskau dann der ganze Ärger los, der jetzt vor dem EuGH landete. Michel Euler/AP

Kommt jetzt die nächste Revolution im Profi-Fußball? Jahrzehnte nach dem sogenannten Bosman-Urteil von 1995, das entschied, dass nach Vertragsende keine Ablösesummen mehr verlangt werden durften, könnte es im Gerangel der Klubs um die Stars wieder zu einschneidenden Änderungen kommen.

Denn die FIFA hat vor Gericht eine krachende Niederlage erlitten! Einige Regeln der obersten Fußball-Entscheider zu Spielertransfers verstoßen nämlich gegen europäisches Recht und sind somit illegal. Zu diesem Schluss kamen am Freitag die Richter beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg.

Hauptkritikpunkt der Juristen, die auf Antrag der belgischen Justiz die FIFA-Regeln genauer in Augenschein genommen hatten: Bestimmte Regeln der FIFA behinderten „wahrscheinlich die Freizügigkeit“ von Profifußballern.

Lassana Diarra verklagte die FIFA

Konkret ging es um den ehemaligen französischen Nationalspieler Lassana Diarra. Dem hatte sein damaliger Verein Lokomotive Moskau 2014 mal eben die Bezüge gekürzt. Daraufhin verließ Diarra sofort den Klub. Lokomotive klagte wegen angeblichen Vertragsbruchs und die FIFA verhängte eine Geldstrafe von mehr als zehn Millionen Euro gegen den Spieler, die der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigte. 

Und es kam noch dicker für Lassana Diarra. Jeder zukünftige Verein des französischen Stars wurde mit einer Geldstrafe bedroht, sollte ein Vertrag mit ihm unterzeichnet werden.

Richter machen der FIFA die Hölle heiß

Das wollte Diarra so nicht hinnehmen und zog mit seinen Anwälten vor Gericht. Denn angeblich war wegen der angedrohten Geldstrafe seine Verpflichtung beim belgischen Club Sporting du Pays de Charleroi nicht zustande gekommen. Diarra verklagte also die Fifa und den belgischen Fußballverband gleich mit – auf Schadenersatz und Verdienstausfall in Höhe von sechs Millionen Euro.

Das belgische Gericht wollte erstmal kein Urteil fällen, sondern fragte bei den Richtern des EuGH nach. Und diese machen der FIFA mit ihrer Entscheidung womöglich die Hölle heiß. Bleibt abzuwarten, ob da nun Scharen von Profis bei den Gerichten auftauchen und wegen nicht zustande gekommener Millionenverträge klagen. ■