Was für ein Bild!

Spektakuläres Foto: Der fliegende Surfer – und was dahintersteckt

Nach dem Ritt auf der perfekten Welle scheint es, als könne Surfer Gabriel Medina in der Luft schweben. Wie es dazu kam...

Author - Michael Heun
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Der Brasilianer Gabriel Medina steht in der Luft.
Der Brasilianer Gabriel Medina steht in der Luft.Jerome Brouillet/AFP

Paris wird mit dem Eiffelturm, Versailles und dem Invalidendom zur atemberaubenden Bühne der Sommerspiele. Doch Surfer Gabriel Medina benötigte keines dieser Wahrzeichen für das bisher wohl atemberaubendste Olympia-Foto des Jahres. Auf Tahiti erwischte der Brasilianer während der Surf-Qualifikation eine gigantische Welle, schoss durch die Röhre und sprang dann triumphierend in die Luft. Für einen Moment schien es, als würde Medina in der Luft schweben. Unglaublich! 

Medina, einer der besten Surfer der Welt, erhielt für diese unglaubliche Welle 9,90 Punkte – die höchste Wertung in der olympischen Surf-Geschichte, nur knapp unter der perfekten 10,0.

Gabriel Medina reitet die Welle.
Gabriel Medina reitet die Welle.Ed Sloane/AP

„Es war die perfekte Welle“

„Es fühlte sich an wie eine 10“, sagte Medina, der am Ausgang der Röhre die Punktzahl mit seinen Händen zeigte. „Ich habe schon ein paar Mal eine 10 erreicht und dachte, das war sicher wieder eine. Es war die perfekte Welle.“

Das spektakuläre Foto wurde vom französischen Fotografen Jérôme Brouillet geschossen. „Ich habe einfach im richtigen Moment abgedrückt“, sagte der 41-Jährige über das perfekte Bild. Starker Wellengang und kräftiger ablandiger Wind sorgten in Teahupo'o für die idealen Bedingungen.

Gabriel Medina freut sich über die hohe Wertung.
Gabriel Medina freut sich über die hohe Wertung.Ben Thouard/AP

Ein Foto für die Ewigkeit

Ein Klick. Ein Sportfoto für die Ewigkeit. Bis Brouillet selbst realisierte, was ihm da im aufgewühlten Riff von Teahupoo gelungen war, dauerte es noch ein wenig. „Zuerst habe ich gedacht: ‚ganz cool‘“, erzählt er. Doch als plötzlich sein Handy nicht mehr aufhörte zu klingeln, als seine Followerzahl bei Instagram explodierte und das Netz überquoll mit seinem Bild, da wusste Brouillet: „Das ist groß.“

Der Schuss eroberte die Welt. Von Tahiti aus, wo Brouillet, der aus Marseille stammt, die olympischen Surfwettbewerbe begleitet, nach Paris in die Zentrale der Nachrichtenagentur AFP. Von da an gab es kein Halten mehr. „Wahnsinn“, sagt Brouillet, 39, am Ende eines langen Tages, „aber auch fast schon ein bisschen beängstigend“. So einen Aufruhr habe er noch nie in seinem Leben erlebt, „never ever“.

Brouillet lebt und fotografiert seit zehn Jahren auf Tahiti

Dabei ist Brouillet Profi, surft selbst, lebt und fotografiert seit zehn Jahren auf Tahiti, hat sich akribisch auf Olympia vorbereitet. Er wusste, dass sich Medina nach seinem Run in Pose werfen wird, er musste nur den richtigen Moment erwischen. „Während des Laufs, sind wir blind“, der Surfer ist in der Welle verschwunden, erklärt Brouillet. „Das ist wie auf der Jagd.“ Doch mit dieser Ausbeute hatte er nicht gerechnet.

Es sieht aus, als laufe der Medina, einer der Superstars der Surfszene, auf einer Wolke. Die Linien passen perfekt, das Licht stimmt, die Sonnenstrahlen waren erst kurz zuvor durch die Wolkendecke gebrochen. Nach und nach erkannte auch Brouillet, was ihm da gelungen war. „Je häufiger ich das Bild anschaue, desto mehr fällt mir darin auf“, sagt er.

Ein Bild, ein Kunstwerk.
Ein Bild, ein Kunstwerk.Jerome Brouillet/AFP

„Das prägende Triumphbild der Sommerspiele 2024“

Der Sport und vor allem Olympia hat die Kraft, ikonische Bilder zu erzeugen. Zu Brouillets Foto schrieb das Time Magazine, es sei „das prägende Triumphbild der Sommerspiele 2024“.

Brouillet freut sich über das Lob, beansprucht es aber nicht für sich allein. „Der Fahrer des Bootes ist der wichtigste Mann. Ihm müssen wir vertrauen, er ist für unsere Sicherheit verantwortlich. Nur dann kann man sich auf die Fotos konzentrieren.“ Sein Kapitän heiße Emile, „sehr erfahren, er kommt von hier“, sagt Brouillet.

Zehn Stunden verbrachte Jerome Brouillet am Montag (Ortszeit) auf Emiles Fischerboot, der eine Moment, als Gabriel Medina aus dem Wasser und ihm vor die Linse sprang, wird dem Fotografen für immer in Erinnerung bleiben. Vielleicht wird er ihn einrahmen und an die Wand hängen, „mal sehen“. Letztlich sei es doch nur „eine Momentaufnahme. In zwei Tagen reden wir doch schon wieder über etwas anderes“, sagt Brouillet. ■