Fußballfans auf der ganzen Welt blickten beim Aufpoppen der vielen Eilmeldungen erst mal auf das Datum. Aber nein, was sich für wie ein Aprilscherz anfühlte, ist tatsächlich Fakt: Jürgen Klopp (57) wird ab dem 1. Januar 2025 neuer Fußball-Oberboss bei Red Bull. Beim Brausekonzern nennt sich das „Head of Global Soccer“. Dabei hatte sein Berater Marc Kosicke das noch vor wenigen Monaten mit aller Deutlichkeit ausgeschlossen: „Totaler Quatsch! Da ist nichts dran.“
Pustekuchen! Kloppo, der Liebling der Fußballfans, heuert ausgerechnet beim so unbeliebten RB-Imperium an, das von vielen als reines Marketingkonstrukt angesehen wird. Entsprechend groß ist das Echo in den sozialen Medien. Das Motto: Red Bull verleiht Prügel. So schreibt ein User: „Totaler Schock. Ich dachte, Klopp steht für alles, was Red Bull nicht ist.“ Ein anderer Fan kommentiert resigniert: „Das war’s dann wohl mit meiner Sympathie für Klopp. Habe den Glauben an das Gute verloren.“
Wegen Red-Bull-Job: Fans sind von Jürgen Klopp enttäuscht
Klopp, der Menschenfänger, der bisher sein halbes Fußballleben bei den Traditionsklubs Mainz 05, Borussia Dortmund und dem FC Liverpool verbracht hat, soll nun den Einfluss des Red-Bull-Konzerns im Fußball managen. So groß die Befremdung oder gar der Frust über Klopps neuen Job ist, der Schwabe ist Feuer und Flamme für seine neue Aufgabe: „Nach fast 25 Jahren an der Seitenlinie könnte ich nicht aufgeregter sein, mich an einem Projekt wie diesem zu beteiligen“, wird Klopp von Red Bull zitiert.
Welche Aufgaben auf Klopp bei RB in den kommenden fünf Jahren genau warten, ist nicht ganz klar. Seine Vorgänger auf der Position hielten es jedenfalls nicht lange aus: weder Oliver Mintzlaff noch Paul Mitchell oder Ralf Rangnick. Während Machtmensch Mintzlaff mittlerweile im gesamten Sportkosmos von Red Bull das Sagen hat, stehen Mitchell als Sportdirektor bei Newcastle und Rangnick als Nationaltrainer Österreichs bereits wieder an der Seitenlinie.
Jürgen Klopp kritisierte Red Bull in der Vergangenheit
Fakt ist: Der Fußballplatz war bisher Klopps liebster Lebensraum. Schwer vorstellbar, dass Klopp in Zukunft permanent im Flugzeug sitzt und nur noch Ratschläge erteilt, anstatt aktiv einzugreifen und anzupacken. Doch genau das „droht“ ihm als Fußball-Boss des österreichischen Brausekonzerns.

Klopp weiß das. Den neuen RB-Job will er aber auf seine Weise mit Leben füllen: „Die Rolle mag sich geändert haben, aber meine Leidenschaft für den Fußball und die Menschen, die den Fußball zu dem machen, was er ist, hat sich nicht geändert. Mit meinem Einstieg bei Red Bull auf globaler Ebene möchte ich die unglaublichen Fußballtalente, die uns zur Verfügung stehen, entwickeln, verbessern und unterstützen.“
Und in gewisser Weise hält Klopp auch Wort: Nach neun Jahren beim FC Liverpool hatte er eine „lange Pause“ angekündigt und eine schnelle Rückkehr auf die Trainerbank ausgeschlossen. Jetzt kehrt er zwar durchaus rasch ins Fußball-Business zurück, aber eben in neuer Rolle. Neben RB Leipzig und Salzburg gehören auch die New York Red Bulls, RB Bragantino (Brasilien) und Omiya Ardija (Japan) zum RB-Universum. Zudem erwarb RB im vergangenen Mai Anteile am englischen Zweitligisten Leeds United.
Jürgen Klopp will weiter Bundestrainer werden
Pikant: RB soll Klopp laut Sky zugesichert haben, dass er nach der WM 2026, wenn Bundestrainer Julian Nagelsmann wieder einen Klub coachen will, beim DFB anheuern könnte.
Bisher war Klopp für die große Mehrheit aller Fußballfans in Deutschland die absolute Wunschlösung als Bundestrainer. Inwieweit sich das nun durch seinen RB-Job ändert, bleibt abzuwarten. Doch seinen Kultstatus hat Klopp, der sich immer wieder gegen die Kommerzialisierung des Fußballs positionierte und nun für einen Konzern arbeitet, der für genau das steht, was er einst verachtete, bei vielen offenbar bereits eingebüßt. ■