Diese Familie schaffte es dank einer Reportagereihe im Fernsehen zu zweifelhafter Berühmtheit – und die Aufnahmen aus ihrem Alltag schockieren die Nutzer auf dem Video-Portal Youtube noch heute: Jahrelang begleiteten die Macher von „Stern TV“ Karin Ritter und ihre Familie aus Köthen in Sachsen-Anhalt. Alkoholismus, Verwahrlosung, rechtsradikales Gedankengut: Nur selten waren Doku-Stars streitbarer. Inzwischen ist es 30 Jahre her, dass Familie Ritter erstmals im TV zu sehen war. VOX sendet zu dem Anlass eine Doku über Karin Ritter (Mittwoch, 19. Februar 2024, 20.15 Uhr) und ihre Familienmitglieder. Sie selbst starb im Jahr 2021 im Alter von 66 Jahren. Wie verliefen ihre letzten Monate?
Karin Ritter aus Köthen: Sie hatte Krebs – und rauchte doch immer weiter
Auch die letzten Monate von Karin Ritter aus Köthen wurden in einem Beitrag von Stern TV, der noch heute auf dem Video-Portal Youtube zu sehen ist, dokumentiert. 2020 besuchte das Kamerateam die 66-Jährige zum letzten Mal – da hatte sie bereits gesundheitliche Probleme. „Schmerzen in der Lunge“ habe sie, sagte sie damals im Interview mit dem Reporter. Der Arzt habe sie untersucht. „Ich soll aufhören zu rauchen – aber wenn ich nachher unter der Erde liege, kriege ich keine Zigarette mehr. Also muss ich weiter rauchen.“ Sie greife seit ihrem 14. Lebensjahr – wie viel sie am Tag raucht, wisse sie nicht. „Lieber eene mehr wie zu wenig.“
Erst Monate zuvor hatte Karin Ritter laut eigener Aussage einen Schlaganfall. „Ich wollte nachts auf Toilette – und da bin ich auf einmal draußen in der Küche umgefallen“, sagte sie. Fünf Stunden habe sie da gelegen. Ihre Kinder hätten sie gefunden, den Notarzt gerufen. Als der sie ins Krankenhaus bringen wollte, lehnte sie ab. „Ich habe gesagt: Sterben kann ich zu Hause, da brauche ich nicht ins Krankenhaus gehen.“
Nur wenige Monate nach den Aufnahmen starb Karin Ritter – eine Freundin berichtete in „Stern TV“ von ihrem Tod. „Sie hat keinen Appetit mehr gehabt und der Arzt hat öfter zu ihr gesagt, sie soll ins Krankenhaus, sie hätte Krebs.“ Doch das habe sie nicht wahrgenommen – Karin Ritter habe nicht ins Krankenhaus gehen wollen, weil sie dann nicht wiederkomme. Die beiden Freundinnen telefonierten täglich, gingen ins Eiscafé. Die Bekannte fällt trotzdem ein hartes Urteil. Karin Ritter sei selbst Schuld. „Hätte sie sich anders aufgeführt, wäre vieles anders geworden“, sagt sie im Interview.

Familie Ritter in Köthen: Berühmt mit Verwahrlosung, Fremdenhass und Alkoholsucht
Die Familie fiel immer wieder durch hohen Alkoholkonsum, Verwahrlosung und vor allem das offen zur Schau getragene rechte Gedankengut auf. Einer der Söhne war gerade neun Jahre alt, als er dem Kamerateam von Stern TV den Hitlergruß zeigte und äußerte, er wolle später beruflich Skinhead werden. Schon 1994, als das Team Karin Ritter zum ersten Mal traf, war sie wegen Volksverhetzung vorbestraft. Dass ihre Söhne als junge Erwachsene schon Neonazis und vorbestraft waren, verstand sie dennoch nicht. „Die haben das letzte von mir gekriegt. Ich verstehe das selbst nicht, wie die geworden sind“, sagte sie im Interview mit Stern TV. „Die verkehrten Frauen, der verkehrte Umgang…“

Zweifelhafte Berühmtheit erlangte Karin Ritter auch dadurch, wie sie über ein Flüchtlingsheim urteilte, das 2016 neben ihrem Haus errichtet wurde. Mit welchen Sprüchen sie damals im Fernsehen auftrat, macht viele Zuschauer noch heute fassungslos. „Die sind hier nicht erwünscht“, sagte sie unter anderem. Immer wieder besuchte das Kamerateam die Familie, zeigte auch die Verwahrlosung in der Wohnung der Ritters, die ständig aufflammenden Streits zwischen Karin Ritter und ihren Söhnen. Noch dazu randalieren die Söhne immer wieder in der Obdachlosenunterkunft, in der die Familie untergebracht ist.
Noch heute erscheinen regelmäßig kurze Dokumentationen über die Familie Ritter auf Youtube. Erst vor ein paar Tagen kam der achte Teil der Serie „Familie Ritter“, in dem der Tod von Ex-Mann Bernd Ritter behandelt wurde. „Der war, so wie ich gehört habe, halb sechs bei Edeka“, berichtete Karin Ritter in der Dokumentation. „Der wollte nochwas zu trinken holen.“ Kurz vor sechs sei er in einem Hauseingang gefunden worden. Sohn Christopher glaube zuerst daran, sein Vater sei totgeprügelt worden. Doch später stellte sich laut Stern TV heraus, dass Bernd Ritter eines natürlichen Todes starb – dass er mutmaßlich einen Herzinfarkt erlitt, der Obduktionsbericht habe das ergeben. ■