Lohnt sich Arbeiten in Deutschland noch – oder ist es einfacher, Bürgergeld zu beantragen und von der Stütze zu leben? Dieser großen Frage gehen auch die Macher von „Armes Deutschland“ jede Woche nach. Unter dem Titel „Stempeln oder Abrackern?“ werden Menschen vorgestellt, die sich gegen das Abrackern entschieden haben. Dazu gehört auch der gerade 27 Jahre alte Nico. In einem Alter, mit dem andere den Weg in die Berufswelt starten, wurde er abhängig vom Staat, bezieht nun Bürgergeld. Und findet das völlig in Ordnung. Sein Ziel: Er will mit der Stütze die Zeit von der Geburt bis zur Rente überbrücken!
Nico (27) lebt seit neun Jahren vom Amt und will keiner geregelten Arbeit nachgehen. Er ist Hobby-Rapper – und überzeugt: „Weil ich der krasseste bin, habe ich keinen 0815-Job nötig.“ Aktuell lebt er in Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern, wohnt hier mit seiner arbeitslosen Freundin Janine. Die Macher von „Armes Deutschland“ begleiten die beiden durch ihren Alltag – die Zuschauer bekommen in der aktuellsten Folge der Sozialdoku auch zu sehen, dass das Paar die Ernährung umstellt, um etwas abzunehmen.
Nico aus „Armes Deutschland“ will sein Leben lang Bürgergeld kassieren
Während der Dreharbeiten klingelt der Paketbote. Der Anlass: „Da ich auf Diät bin, habe ich mir Energydrinks sugarfree bestellt. Die werden gerade ganz bequem an meine Haustür geliefert“, sagt Nico. Eine Kiste Energydrinks bringt der Lieferbote, die Kosten liegen laut dem Bürgergeldempfänger bei 12 Euro. Muss das wirklich sein? „Ich muss ja was trinken – und dafür ist das Geld ja da, von Essen und Trinken“, sagt er überzeugt. „Und Wasser geht ja auch nicht“, ergänzt seine Freundin Janine.
Auch auf Alkohol wollten die beiden eigentlich verzichten – doch der gute Vorsatz hat nicht lange gehalten. Im Gegenteil: Während der Dreharbeiten kommt Nico plötzlich mit seinen Einkäufen aus dem Supermarkt zurück, hat Pfefferminzschnaps, Bier und Co. im Gepäck. Genauer gesagt: 15 Flaschen Bier, eine Flasche Pfeffi, eine Flasche Weißwein. „Ich denke, dass ich mir das morgen reinhauen werde.“
„Armes Deutschland“: Nico gibt sein Bürgergeld für Alkohol und Energydrinks aus
Damit das Geld und der Alkohol auch zukünftig noch fließen, muss Nico nun einen neuen Antrag für das Bürgergeld stellen. Nach und nach füllt er das Formular aus, streicht fast alle Passagen weg. „Bürgergeld beantragen ist leichter als Arbeiten“, stellt der Kameramann fest. Janine stimmt zu: Man müsse nur ein paar Kreuzchen machen, sagt sie. „Ist jetzt nicht so der Hit. Ich glaube, das kriegt jeder hin.“ Am Ende gibt Nico seine Bankverbindung an – fertig ist der Antrag.

Für den 27-Jährigen ist es kein Problem, vom Geld des Staates abhängig zu sein. „Wir sind nicht das Problem, das Problem ist der Staat“, sagt er. „Ich bediene mich den Mitteln, die mir dieses Land zur Verfügung stellt.“ Man dürfe nicht die Bürgergeldempfänger kritisieren, man müsse das System kritisieren. Für sich selbst findet Nico klare Worte. „Ich weiß, dass ich räudig bin. Ich lebe auf euren Nacken. Ich bin nicht das Problem – ihr müsst den Staat kritisieren, nicht uns.“
Der Staat lege ihm sogar viele Steine in den Weg: Wenn der Hobby-Rapper ein eigenes Geschäft aufbauen will, müsse er ein Gewerbe anmelden. „Und dann greift der Staat mir in die Tasche. Da greife ich lieber ihm in die Tasche“, stellt er klar. Für Nico ist deshalb auch logisch, dass ein fester Job nur schwer vorstellbar ist. Das Bürgergeld sei für ihn dafür da, die Zeit vom Verlust eines Jobs bis zu einer neuen Anstellung zu überbrücken. Die Definition legt der Bürgergeldempfänger aber sehr flexibel aus. „Ich überbrücke praktisch meine Geburt bis zur Rente.“ Eine Aussage, die viele, die für ihr Geld arbeiten gehen, ziemlich wütend machen dürfte.
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