Til Schweiger (60) versucht, sich wegen des Spiegel-Skandals im vergangenen Jahr in Matze Hielschers (44) Podcast „Hotel Matze“ zu erklären, und macht es eigentlich nur schlimmer.
Der Skandal um den Spiegel-Artikel
Es dauert über eine Stunde, bis Til Schweiger und Matze Hielscher auf das Thema zu sprechen kommen, das zu einem Karriereknick bei Schweiger geführt hat. Im April 2023 veröffentlichte der Spiegel einen Artikel, in dem Set-Mitarbeiter über Schweigers problematischen Alkoholkonsum, Machtmissbrauch und aggressives Verhalten beim Dreh auspacken. Es soll ein „Klima der Angst“ geherrscht haben.
Als Matze Hielscher genau wissen will, was damals an den Filmsets von „Lieber Kurt“ (2022) und „Manta Manta – Zwoter Teil“ (2023) passiert ist, antwortet Til Schweiger scheinbar recht gelassen und reflektiert. Doch erneut wird klar, dass der Regisseur und Schauspieler nur wenig Einsicht zeigt, was die Geschehnisse am Set angeht. Hier einige widersprüchliche Aussagen von Til Schweiger, die zeigen, dass der 60-Jährige scheinbar seine eigene Version der Geschichte hat.
Til Schweigers Ohrfeige: Nur eine „Verkettung von unglücklichen Zufällen“
Matze Hielscher will wissen, was an den Vorwürfen dran ist und kommt auf die Ohrfeige zu sprechen, die Til Schweiger einem Mitarbeiter gab, weil der ihm wegen seines betrunkenen Zustands an der Arbeit hindern wollte. Til Schweigers Antwort: „Das Einzige, was gestimmt hat, war die Ohrfeige. Aber da stand ja nicht drin ‚Ohrfeige‘. Ich will das jetzt gar nicht relativieren, aber da stand drin: ‚Er hat ihn geschlagen.‘ Und wenn ich jemanden schlage, hat das eine andere Konsequenz. Das war eine Backpfeife und die stimmt und die tut mir auch leid, ich hab mich x-mal entschuldigt, und der hat die Entschuldigung auch angenommen. Es ist halt eskaliert, das war schlimm.“ Zu dieser Backpfeife ist es laut Til Schweiger wegen einer „Verkettung von unglücklichen Zufällen“ gekommen.
Einsehen, dass diese Backpfeife ein Schlag war, hat Schweiger offenbar nicht.

Til Schweiger als „Imperator“: Alles nur ein Spaß!
Wenig später erzählt er von dem Vorwurf einer Mitarbeiterin, die für Til Schweiger am Set Bier holen sollte und der er dann gesagt haben soll: „Wenn das Bier nicht kalt genug ist, reiße ich dir den Kopf ab.“ Im Interview mit dem Stern sagte er anschließend, der Spruch sei ein Witz gewesen und das Bier sei nicht für ihn, sondern für eine Szene gewesen.
Im Podcast erzählt Til Schweiger: „Das Bier war pisswarm, die letzte Plörre, das billigste Ruhrpott-Bier, das du kriegen kannst. Da sag ich: ‚Hast du kaltes Bier?‘ Sie: ‚Nee.‘ Ich sag: ‚Dann geh doch mal zum Catering und hol Eis!‘ Dann hat sie aber, anstatt Eis zu holen, mit so einem Spray wie aus der Werbung auf die Dosen so geperltes Zeug draufgesprüht, das das Bier nicht kühlt, sondern es sieht dann nur aus wie eiskalt. Ich sag: ‚Alter, eiskalt! Das heißt, du wirfst da jetzt Eis drauf! Wir drehen erst in einer Stunde, bis dahin ist das Bier kalt. Anders kannst du das nicht trinken.‘ Mehr war nicht.“ Alles andere sei gelogen und Til habe auch Zeugen dafür. Der Satz mit dem Kopfabreißen sei zwar gefallen, aber im Spaß, sagt er.
Sowieso sei vieles bei Til Schweiger nur Spaß gewesen, auch die Tatsache, dass er von Mitarbeitern als „Imperator“ bezeichnet wurde. Bei der Spiegel-Überschrift „Sie nennen ihn den ‚Imperator‘“ habe er mit den Augen rollen müssen. Er habe lange nicht gewusst, dass das ein Begriff aus „Star Wars“ sei. Auch sein Schneidebus wurde als „Todesstern“ bezeichnet. Es handelte sich aber nur um einen Gag, über den sich jeder kaputtgelacht hat. Dass wirklich jeder darüber lachen konnte, bleibt zweifelhaft.
Til Schweigers „Klima der Angst“ gab es angeblich nicht
Bei der Untersuchung von Constantin Film sei laut Schweiger herausgekommen, dass nur fünf Leute mit dem Spiegel gesprochen haben, aber nicht 50. Und: „Es kam auch raus, dass es kein Klima der Angst war und dass die überwiegende Mehrheit den Dreh als toll empfand. Teilweise als anstrengender, weil er war anstrengender“, so Schweiger. Fünf Leute seien aber nicht, wie der Spiegel schreibt, eine „nicht unerhebliche Anzahl an Mitarbeitern“ und die Formulierung sei übertrieben. Als Matze Hielscher dann aber den Einwand bringt, dass es ja ein Unterschied sei, wie viele Leute mit dem Spiegel und wie viele mit der Anwaltskanzlei gesprochen haben, sagt Til Schweiger einfach nur: „Äh, ja.“
Auf Basis dieser Untersuchung sagt Til Schweiger: „Ein Klima der Angst gab es nicht!“ Dass die Vorwürfe der schlechten Stimmung am Set nicht zutreffen würden, belegt laut Til Schweiger die Tatsache, dass sich mehrere Mitarbeiter nach dem Artikel bei ihm gemeldet haben, um ihm zu sagen, dass sie die Drehzeit bei ihm als die „schönste“ empfunden haben. Dass diese positiven Empfindungen aber kein Beweis dafür sind, dass es nicht auch negative Empfindungen gegeben hat bzw. dass diese nicht zutreffen, leuchtet Til Schweiger offenbar nicht ein.
Til Schweiger entschuldigt sein Verhalten damit, dass er oft nicht nachdenke, bevor er redet, und wenn was nicht funktioniere, er dann nun mal auch etwas „ruppiger“ sei. Aber: Im Kummerkasten am Set hätte es ja nie irgendwelche Beschwerden gegeben. „Wenn die Leute nichts sagen, dass sie sich in dem Ton überfahren gefühlt haben, sondern erst was sagen, wenn sie mit dem Spiegel reden, empfinde ich das als unfair.“ Matze Hielscher begründet das damit, dass die Leute sich vielleicht nicht getraut haben, was zu sagen. Doch auch hier hat Schweiger ein Gegenargument parat. Er sei doch gar nicht in der Lage, die Karriere einer Requisiteurin zu zerstören.
Auch wenn Til Schweiger der Meinung ist, er habe nicht die Macht, um Karrieren zu zerstören, einige Mitarbeiter sahen das anders. Seit Jahren gehört Til Schweiger zu den erfolgreichsten Regisseuren und Schauspielern Deutschlands. Wenn nicht er Karrieren in der Filmbranche zerstören könnte, wer dann? So ähnlich sagt es auch Matze Hielscher, der Til Schweiger immer wieder auf sensible, aber auch klare Art auf Punkte hinweist: „Du bist, ob du das willst oder nicht, eine wahnsinnig mächtige Person. Ich kenne kein Kunstgewerbe, das so sehr abhängig ist von Erlaubnis wie das Filmbusiness. Schauspieler können nicht einfach spielen, die brauchen einen Regisseur. Alles hat mit Türen zu tun, die einem geöffnet werden müssen. Da es so viele Abhängigkeiten gibt, haben Menschen einfach Angst, keine Jobs zu kriegen.“
Til Schweiger entscheidet, was Machtmissbrauch ist und was nicht
Til Schweiger sagt, dass er sich lange nicht um den Artikel gekümmert hat, weil: „Ich wusste ja, dass ich nie meine Macht missbraucht habe, das wusste ich ja.“ Als Matze Hielscher jedoch fragt, wer darüber entscheidet, ob Machtmissbrauch stattfand, der mutmaßliche Täter oder das mutmaßliche Opfer, sagt Schweiger: „Wenn du so sagst, natürlich das mutmaßliche Opfer. Sonst könnte ja auch Harvey Weinstein sich hinstellen und sagen: ‚Ich habe die nicht vergewaltigt! Ich habe nicht gesagt, Mira Sorvino darf nicht wieder arbeiten.‘ Die sollte die Hauptrolle spielen in ‚The Lord of the Rings‘ von Peter Jackson. Harvey Weinstein hat gesagt: ‚Nee, die dreht nicht mehr.‘“
Nicht nur Matze Hielscher wird an dieser Stelle aufgefallen sein, dass sich Til Schweiger immer wieder widerspricht und versucht, die Situationen schönzureden. Anstatt auf die Gefühle der Menschen einzugehen, die sein Verhalten eben doch als Machtmissbrauch empfunden haben, sagt er: „Nein, viele andere Menschen haben mir gesagt, dass sie die Drehzeit schön fanden, also ist es so“, und „Ich empfinde mein Verhalten nicht als Machtmissbrauch, sondern als Spaß, also gibt es keinen Machtmissbrauch“.
Dass Til Schweiger nach eigener Meinung so ein netter Chef ist, würde sich auch dadurch zeigen, dass er seinen Mitarbeitern so großzügige Abschiedsgeschenke wie Sturmfeuerzeuge, Schlüsselanhänger und Taschenlampen macht, die er aus eigener Tasche bezahlt: „Die haben ja auch alle genommen. Ich sage dir, was ich machen würde. Wenn ich mich so scheiße behandelt gefühlt hätte, wäre ich sowieso gegangen und hätte nicht den Film zu Ende gemacht. Vor allem hätte ich gesagt: ‚Deinen Scheiß kannst du behalten.‘“
Später sagt Til Schweiger allen Ernstes erneut, der Machtmissbrauch wurde in einer Untersuchung ja nicht bestätigt und es gab lediglich Leute, die nicht „mit der Art zurechtgekommen“ sind.
Viele Aussagen von Til Schweiger zeigen leider, wie wenig er sein Verhalten wirklich reflektiert und verstanden hat. ■