Sexuelle Übergriffe im Reality-TV scheinen sich in letzter Zeit zu häufen. Immer öfter kommt es in Reality-Shows zu Situationen, in denen ganz klar Grenzen überschritten werden – wie zuletzt bei „Germany Shore“ (Paramount+). Oguzhan „Ozan“ Gencel (28) fasste Mitkandidatin Belly mehrfach an den Po und bekam daraufhin eine Ansage von der Produktion, musste die Show aber nicht verlassen. Die TV-Sender und Produktionsfirmen wissen nicht immer korrekt mit solchen Situationen umzugehen.
Doch erleben wir sexuelle Übergriffe im Reality-TV grundsätzlich von Männern und nicht von Frauen? Natürlich nicht! Eine ganz bestimmte Reality-TV-Kandidatin beweist nicht zum ersten Mal, dass selbstverständlich auch Frauen übergriffig werden: Kim Virginia.
Kim Virginia wird bei „Promis unter Palmen“ übergriffig
In der aktuellen Staffel „Promis unter Palmen“ (Sat.1/Joyn) äußert Kim ziemlich penetrant Interesse an Mitkandidat Christo Manazidis. Er macht ihr von Anfang an klar, dass dieses Interesse nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Doch Kim lässt nicht locker und glaubt, den „Beziehungskrüppel“ (Kims Worte) auf diese Art knacken zu können: „Ich mag ja Herausforderungen“, sagt sie in Folge drei. Und obwohl Christo keine Anzeichen macht, als würde er es genießen, von Kim geknackt zu werden, setzt Kim noch einen drauf – bzw. setzt sich auf Christo drauf. Kim sieht zwar nicht, wie Christo die Augen verdreht, die Zuschauer aber schon. Und auch Christos Körpersprache sollte Kim eigentlich signalisieren, dass ihre Flirtoffensive nicht von Erfolg gekrönt ist. Er versucht sogar, Kims Bewegungen abzuwehren, als sie sich auf seinem Schoß rücksichtslos nach hinten lehnt. Im Interview stellt Kim klar: „Ich nehme mir, was ich möchte.“ Und genau das tut sie auch.
Als Kim kurz von Christos Schoß aufsteht, nutzt er anscheinend den Moment und stützt seinen Arm auf seinem Bein ab – ein klares Zeichen, dass er verhindern möchte, dass Kim sich erneut auf ihn setzt. Doch das ist Kim egal, sie nimmt seinen Arm weg, setzt sich erneut auf Christos Schoß und sagt: „Du bist doch mein Ehemann, chill doch!“ Er protestiert: „Ich bin nicht dein Ehemann.“ Doch Kim stellt klar: „Doch, doch, für hier schon, für die nächsten zwei Tage, Süßer.“
Dann passiert es: Kim nimmt Christos Hände, legt sie zunächst auf ihren Bauch und dann plötzlich an ihre Brüste. Christo ist entsetzt, reißt die Hände weg und schaut Kim geschockt an: „Hallo! Was hast du gerade gemacht?“ Anschließend ist SIE beleidigt, weil er nicht will. „Jetzt brauchst du aber nicht mehr mit mir reden, Süßer.“ Auch Melody Haase bemerkt gegenüber Christo: „Man merkt dir ja an deiner Körpersprache und Anspannung an, dass du keinen Bock hast.“
Ja, alle merken das, nur Kim scheinbar nicht. Oder vielleicht doch? Bei Kim sind die Chancen groß, dass ein Plan dahinter steckt und sie viel für die Show macht. Aber letztendlich ist es egal, warum Kim so handelt – ob aus ernsthaftem Interesse an Christo oder für Sendezeit – ihr Verhalten ist übergriffig und sollte Konsequenzen haben. Christo beschreibt es anschließend treffend: „Jetzt stell dir vor, ich mache das vor laufender Kamera, packe irgendeiner Perle an den Arsch, ich bin gef****!“

Eine richtige Konsequenz hat Kims Übergriffigkeit aber nicht. Stattdessen fordert sie Konsequenzen für Chico, der ihr grob ins Gesicht gefasst hat, was sie als „auf die Schnauze hauen“ wertet. Immerhin, der Produktionschef macht allen Kandidaten eine Ansage, dass sie bitte respektvoller miteinander umgehen und Grenzen bewahren sollten. Kim bezieht diese Ansage aber anscheinend nur auf die Situation mit Chico, aber nicht auf ihr eigenes Verhalten. Die Aufmerksamkeit verlagert sich auf das Fehlverhalten von Chico und es entsteht Aufregung um die Frage, ob Kim das Format nun freiwillig verlässt, nachdem er nicht rausgeworfen wurde. Es handelt sich bei Kims Verhalten um eine Art Whataboutism und Gaslighting, sie selbst misst mit zweierlei Maß. Das fällt auch Mitkandidatin Yvonne Woelke (46) auf: „Ich finde, das ist ganz krass, wie Leute sich so aufpauschen, aus einer Mücke einen Elefanten machen, das finde ich ganz schlimm. Aber wenn die Leute beleidigen, das ist super. Und wenn Leute sich auf den Schoß setzen, ohne zu fragen oder so, das ist auch toll. Das muss man sich hier über sich ergehen lassen.“
Kims Aktion gegenüber Christo wird so in den Hintergrund gedrängt und nicht mehr thematisiert – und genau das ist das Drama an der ganzen Sache. Kims Übergriff gerät in Vergessenheit und landet in der Kategorie „Ist ja nicht so schlimm, war ja nur Spaß“. Außerdem wird indirekt das Klischee bestätigt, dass Männer schließlich immer und überall Sex wollen, wenn sich willige Frauen ihnen anbieten.
Zahlreiche Zuschauer vergessen Kims Aktion aber nicht so schnell wie sie und die Produktion, wie zahlreiche Kommentare im Netz zeigen:
- „Was wäre, wenn ein Mann sich so verhalten würde wie Kim?“
- „Das was sie gemacht hat, war ein sexueller Übergriff. Punkt. Hätte ein Mann das bei einer Frau gemacht, wäre das Geschrei groß. Kim gehört überhaupt keine Plattform mehr gegeben.“
- „Stellt euch vor, ein Mann nimmt die Hände einer Frau und führt sie zu seinem Schritt. Kim belästigt Christo aufs schamloseste. Warum lässt man das zu?“
- „Die Gute ist übergriffig, fordert aber bei anderen Konsequenzen. Genau mein Humor…“
- „Sat.1, ihr hättet sie nach dem sexuellen Übergriff rausschmeißen sollen!! Hätte das ein Mann gemacht, hättet ihr das bestimmt gemacht!!“
- „Kim ist total übergriffig und das hat nicht mal Konsequenzen. Hätte das ein Mann gemacht, wäre aber was los gewesen. Verstehe diese Doppelmoral einfach nicht.“
Auch Reality-YouTuber Sanijel Jakimovski geht mit Kim hart ins Gericht: „Warum geht das durch? Weil du eine Frau bist? Jetzt stell dir mal vor, ein Mann würde das bei dir machen, du würdest in diesen Raum rennen und darum bitten, dass er wegen Belästigung gehen, soll, oder? (...) Dafür müsste sie, finde ich, rausfliegen. Das ist nicht in Ordnung! Das ist sexuelle Belästigung!“
Das sagen Christo und Joyn zu Kims sexuellem Übergriff im TV
Doch wie sieht eigentlich Christo selbst das, was in der Sendung passiert ist. Hätte auch er sich gewünscht, dass Kim die Sendung verlassen muss? Der Berliner KURIER hat den Reality-TV-Darsteller gefragt: „Ich habe solche Situationen, in denen Frauen aufdringlich werden, auch im Privatleben schon öfter erlebt. Meiner Meinung nach tun sich Männer und Frauen in der Hinsicht beide nichts. Es war also kein Schock für mich, ich weiß mit so etwas umzugehen. Trotzdem war es mir unangenehm. Ich hatte Kim zuvor bereits signalisiert, dass ich sie zwar mag, aber auf sexueller Ebene nichts zwischen uns laufen wird. Vielleicht hat meine Abweisung sie dazu angespornt, noch einen drauf zu setzen. Ich habe mich aber nicht sexuell belästigt gefühlt. Es war, wie gesagt, eher unangenehm. Ich weiß, dass viele Menschen zurecht der Meinung sind, es handle sich um einen sexuellen Übergriff, was in der Tat auch der Fall ist. Aber ich selbst habe es in dem Moment nicht so empfunden. Deswegen war es auch nicht so, dass ich den Wunsch geäußert habe, dass sie aus der Show fliegt. Es gab die Ansage vom Produktionschef, dass wir gegenseitig unsere Grenzen respektieren sollen, das hat mir gereicht.“
Christo selbst findet die Situation mit Kim also weniger schlimm als viele Zuschauer, das sollte auf jeden Fall beachtet werden. Doch dann sagt er etwas gegenüber dem KURIER, das aufhorchen lässt. „Als sie sich auf meinen Schoß gesetzt hat, wusste ich nicht so ganz, wie ich mich jetzt verhalten soll, schließlich waren jede Menge Kameras auf mich gerichtet. Vielleicht hätte ich einfach aufstehen und sagen sollen, dass das nicht geht. Aber in dem Moment habe ich nicht daran gedacht und war mit der Gesamtsituation etwas überfordert.“ Es sei vielleicht auch von seiner Seite aus ein Fehler gewesen, dass er Kim nicht gleich daran gehindert hat, sich auf seinen Schoß zu setzen, sagt Christo. Er gibt sich also quasi eine Mitschuld daran, dass Kim übergriffig geworden ist.

Es ist ein Dilemma, dass der 38-Jährige so empfindet, schließlich hat er sein Desinteresse klar signalisiert und sollte sich nicht mitverantwortlich dafür machen, dass Kim seine Grenze nicht akzeptiert hat.. Und auch wenn er selbst Kims Verhalten nicht als Belästigung empfunden hat, senden diese Szenen doch eine klare Botschaft an die Zuschauer: Nämlich, dass Übergriffe von Frauen eher witzig und halb so wild sind. Und dass solch ein Verhalten auch noch belohnt wird. Denn fest steht, dass Kim auch heute noch so weitermachen kann, wie sie es bereits vor drei, vier Jahren getan hat. Die TV-Sender und Produktionsfirmen sind mitverantwortlich dafür, dass die 29-Jährige ihr Verhalten wahrscheinlich nicht einmal überdenkt. Im Gegenteil, schließlich hat sie das zu dem gemacht, was sie heute ist.
Anders ist es nicht zu erklären, dass Kim bereits im Jahr 2022 als Verführerin bei „Temptation Island“ übergriffig wurde und anschließend keine Konsequenzen erfahren hat. Damals presste sie im Pool ihren Mund fast schon aggressiv auf den Mund von Abdu Karakuyu und drängte ihm somit einen Kuss auf. Ab diesem Moment ging die Karriere für Kim Virginia erst so richtig los. Wird Kim also mit weiteren TV-Formaten belohnt?
Der Berliner KURIER hat Sat.1/Joyn zu diesem Thema ein paar Fragen geschickt:
1. Wie wurde Kims Verhalten gegenüber Christo von der Produktion bewertet?
2. Hat die Produktion mit Kim über diesen Vorfall gesprochen?
3. Bestand die Option, Kim deswegen aus der Show zu werfen?
4. Warum wird Kims Verhalten offenbar nicht als sexuelle Belästigung gewertet, obwohl sie das in den Augen vieler Zuschauer war?
5. Hätte sich ein männlicher Kandidat ähnlich verhalten, wären dann härtete Konsequenzen erfolgt?
Folgende Antwort hat der KURIER erhalten: „Manche Dinge machen ein externes Eingreifen unnötig. Christo und Kim Virginia haben die Situation unter sich geklärt. Christo hat auf freundlich-bestimmte Art und Weise erklärt, dass Kims Verhalten für ihn ein No-Go war. Danach war die Situation für beide kein Thema mehr.“
„Promis unter Palmen“ läuft immer montags um 20:15 Uhr auf Sat.1 und vorab auf Joyn. ■