Großes KURIER-Interview

Matthias Schweighöfer: „Vom Herzen her ist Ruby schon jetzt meine Frau“

Der Schauspieler verrät dem Berliner KURIER, was ihm die deutsche Hauptstadt bedeutet und warum sich seine Beziehung mit Ruby O. Fee bereits wie eine Ehe anfühlt.

Author - Julia Nothacker
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Matthias Schweighöfer und Ruby O. Fee sind seit 2019 ein Paar.
Matthias Schweighöfer und Ruby O. Fee sind seit 2019 ein Paar.F. Kern/Future Image/Imago

Die Produzenten und der Regisseur Simon Verhoeven werden sich ganz genau überlegt haben, ob und warum sie „unseren Mann in Hollywood“ Matthias Schweighöfer (42) für den neuen Milli-Vanilli-Film „Girl You Know It’s True“ (Kinostart 21. Dezember) haben wollten: Schweighöfer zieht die Leute ins Kino, bringt den Musikproduzenten Frank Farian überzeugend cholerisch auf die Leinwand und ist mit blonder Fusselhaar-Perücke auch optisch ein echter Hingucker.

Matthias Schweighöfer gibt bei „Girl You Know It’s True“ die Kontrolle ab

Was den Schauspieler besonders an Farian gereizt hat und wie er über den Skandal des Pop-Duos im Jahr 1990 denkt, erzählt Matthias Schweighöfer im Interview mit dem Berliner KURIER. Außerdem verrät er uns seine kulinarischen Berlin-Tipps, die er vor allem seiner Freundin Ruby O. Fee (27) zu verdanken hat.

Berliner Kurier: Matthias, hast du sofort zugesagt, als dir die Rolle des Frank Farian in „Girl You Know It’s True“ angeboten wurde?

Nein, ich habe zuerst abgesagt. Der Produzent hat mich angerufen und mir davon erzählt. Ich fand die Idee toll, aber ich hatte eigentlich keine Zeit. Ich war gerade selbst dabei, einen Film vorzubereiten. Aber er ließ nicht locker, rief noch ein zweites Mal an und fragte, ob ich nicht für zehn Tage kommen und die Szenen drehen könnte. Es ging aber immer noch nicht. Dann fragte er ein drittes Mal nach, und zufällig war zu dem Zeitpunkt, als gedreht werden sollte, ein Slot bei mir frei. Dann war ich doch dabei!

Du hast deine Szenen also in nur zehn Tagen gedreht?

Es waren sogar nur acht! Die Produktion hat alles möglich gemacht, damit wir es in der Zeit hinbekommen.

Warum wolltest du gerne bei dem Film dabei sein?

Ich war mal bei Jimmy Fallon in der Sendung zu Gast und habe mit ihm auch über die Story von Milli Vanilli gesprochen. Er meinte: „Ich liebe Milli Vanilli.“ Und dann fing Jimmy Fallon plötzlich an, die Songs zu singen. Ich dachte nur: Krass! Wenn Jimmy Fallon die Songs auswendig kennt, besteht die Chance, dass der Film auch international ausgewertet wird. Das hat mich überzeugt.

„Girl You Know It’s True“ erscheint am 21. Dezember in den Kinos.
„Girl You Know It’s True“ erscheint am 21. Dezember in den Kinos.LEONINE Studios/Wiedemann & Berg

Wie schwer fällt es dir, die Kontrolle als Regisseur abzugeben und „nur“ Schauspieler zu sein?

Das muss ich bewusst entscheiden. Ich sitze dann vorher mit mir zusammen und sage mir: „Heute hältst du die Klappe! Es gibt einen Regisseur. Du bist jetzt Schauspieler und das Werkzeug vom Regisseur.“ Und dann ist das in Ordnung!

Kommt beim Dreh trotzdem manchmal der Gedanke auf: „Das hätte ich anders gemacht!“

Nee … Obwohl, doch. (lacht) Ich sitze oft da und denke mir: „Warum machen die das jetzt so? Na, es wird schon seine Richtigkeit haben.“

Überraschende Parallelen zu Musikproduzent Frank Farian

Erinnerst du dich noch an den Moment, als du vom Skandal um Milli Vanilli 1990 gehört hast? Du warst damals neun Jahre alt.

Nee. Uns hat damals natürlich mehr beschäftigt, dass die Mauer gefallen ist und der Westen in den Osten kam. Ich glaube, ich habe ein paar Jahre später davon erfahren – als ich mich mehr mit Musik beschäftigt habe und mir die Bedeutung des Skandals bewusst wurde.

Glaubst du, der Skandal wäre heute immer noch so groß wie damals?

Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, heute wäre man gnädiger mit ihnen. Ich frage mich: Was wäre passiert, wenn das vorher kommuniziert worden wäre? Die Musik ist der Wahnsinn, die beiden waren tolle Tänzer – vielleicht hätte es funktioniert, wenn man das so vermarktet hätte, dass sie eben nicht selbst singen, sondern nur die Lippen bewegen. Heute kann man schnell auf TikTok ein Star werden. Die Plattform lebt ja davon, dass man nicht selbst singt, sondern nur so tut. Aber der Unterschied ist natürlich, dass das alle wissen.

Den Jungs von Milli Vanilli stieg der Ruhm schnell zu Kopf: nur noch in Suites wohnen und Sushi essen. Gab es in deinem Leben auch mal so eine Zeit?

Überhaupt nicht. Bei mir kam der Erfolg Stück für Stück, nicht wie bei Milli Vanilli so schnell. Ich bin heute immer noch so, dass ich keine großen Räume mag. Ich bin im Hotel lieber in einem normalen Zimmer als in einer Suite. Gut, wenn ich mit meiner Freundin und den Kindern im Hotel bin, nehmen wir uns zu viert natürlich ein etwas größeres Zimmer.

Was hat dich an der Rolle des Frank Farian gereizt?

Für mich stellte sich bei Frank Farian vor allem die Frage, warum er Musik gemacht hat, was sein Antrieb war, sein Traum. Ich kenne das Gefühl, einen Traum zu haben – einen Traum von Amerika, vom Nummer-eins-Hit. Diesen Aspekt empfand ich an der Geschichte als besonders interessant – gerade auch, weil dieser Traum eine totale Tragik hat.

Hast du dir deinen Traum von Amerika schon erfüllt?

Noch lange nicht, das geht ja da drüben gerade erst richtig los. Sky is the limit!

Frank Farian konnte nie eine Pause machen, wollte immer mehr. Siehst du da Parallelen zu dir selbst?

Ich arbeite im Kopf immer irgendwie. Aber die letzten Jahre haben viel bei mir bewirkt. Auch die viele Zeit, die ich in Amerika verbracht habe. Ich schaue auf die Vergangenheit und frage mich: Warum habe ich früher viel zu schnell Filme gedreht? Wovor bin ich persönlich weggerannt? Wenn du viel machst, kannst du im Flow bleiben. Wenn du aber nicht im Flow bleibst, musst du immer wieder den Motor anschmeißen, und das kann auch anstrengend sein. Aber in den letzten Jahren habe ich gelernt, auch mal innezuhalten – und das auch auszuhalten. Mir mehr Zeit für Dinge zu nehmen, sie auch mal anders zu beleuchten. Sich auch mal wieder einzugestehen, dass vielleicht die Zeit für etwas noch nicht reif ist.

Matthias Schweighöfer als Frank Farian in „Girl You Know It’s True“.
Matthias Schweighöfer als Frank Farian in „Girl You Know It’s True“.LEONINE Studios/Wiedemann & Berg

Deine Frisur im Film war eine Perücke, richtig?

Ja. Ich bin kein großer Fan von Perücken, aber es musste sein … Und es sah ja auch lustig aus!

Absolut! Du wirktest damit sehr authentisch in diesem 80-, 90er-Jahre-Wohnzimmer mit dem Blumen-Geschirr.

Horror! Meine Mutter hatte diese schwarzen, eckigen Teller. Absolut ekelhaft! (lacht) Meine Freundin feiert gerade die 90er. Den Stil, die Mode – das kommt ja alles wieder zurück. Dadurch, dass Ruby auf der ganzen Welt gelebt hat, ist sie sehr modebewusst. Ich selbst habe diesen Stil der 1980er und 1990er nicht wirklich wahrgenommen, denn ich habe ja in dieser Zeit gelebt. Dadurch war das alles normal.

Mit Ruby O. Fee auf kulinarischer Entdeckungstour in Berlin

Hat sich dein Gefühl für Berlin durch die Zeit in den USA verändert?

Nein, ich liebe Berlin, Berlin ist meine Heimat. In Amerika sagen die Leute: „Hey, du kommst aus Berlin. Oh my God, Berghain!“ Die Leute kennen Berlin, und darauf bin ich auch stolz. Meine Freundin ist ein Foodie. Die kommt mit Restaurants um die Ecke, auf die ich nie gekommen wäre. Wir waren letztens in der Bergklause in Neukölln. Es war interessant zu sehen, dass junge Leute so eine urige Kneipe weiterführen. Es gab Bier, Korn … und eine Schlachtplatte.

Trotz Wohnsitz in Los Angeles fühlt sich Matthias Schweighöfer in Berlin heimisch.
Trotz Wohnsitz in Los Angeles fühlt sich Matthias Schweighöfer in Berlin heimisch.Eibner/Imago

Hast du sonst einen kulinarischen Tipp in Berlin?

Wenn man Drinks mag, kann ich das Velvet in Neukölln sehr empfehlen. Die machen nur Drinks mit Produkten aus Berlin. Zum Beispiel gab es jetzt einen Drink aus einer Wurzel, die auf dem Tempelhofer Feld wächst. Das ist total abgefahren!

Du nennst Ruby jetzt „meine Freundin“, sonst hast du sie oft „meine Frau“ genannt. Was hat es damit auf sich?

Ich weiß auch nicht. Irgendwas fühlt sich daran komisch an, meine Freundin zu sagen. Wir werden hoffentlich in den Genuss kommen, das auch irgendwann dingfest zu machen. Vom Herzen her ist Ruby schon jetzt mehr meine Frau als meine Freundin! ■