Im großen KURIER-Interview

Sasha und Ehefrau Julia – zwölf Jahre Liebe: „Natürlich knallt es mal“

Als Paar auch miteinander arbeiten – das muss viel Krach geben, denken viele. Ob das wirklich so ist, verraten Sasha und seine Ehefrau Julia im KURIER-Interview.

Author - Julia Nothacker
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Sasha und seine Ehefrau Julia Röntgen sind seit zwölf Jahren ein Paar.
Sasha und seine Ehefrau Julia Röntgen sind seit zwölf Jahren ein Paar.Giovanni Mafrici

Seit zwölf Jahren gehen Sänger Sasha (51) und seine Frau Julia Röntgen (44) gemeinsam durchs Leben, sowohl beruflich als auch privat. Die beiden heirateten 2015, bekamen im November 2018 ihren Sohn Otto. Bisher fungierte Julia als Managerin von Sasha, doch jetzt machen die beiden auch erstmals auf künstlerischer Ebene gemeinsame Sache. Vor kurzem ist ihr gemeinsames Kinderbuch „Toto und der Mann im Mond“ (Carlsen-Verlag) erschienen.

Im Interview mit dem Berliner KURIER erzählen Sasha und Julia von Ottos Ambitionen, in Papas Fußstapfen zu treten und verraten, wie man eine zwölfjährige Beziehung lebendig hält.

Berliner KURIER: Wie kam es dazu, dass Sie sich dazu entschieden haben, ein Kinderbuch zu schreiben?

Sasha: Das kam durch unseren Sohn Otto. Normalerweise bringe ich ihn abends ins Bett – zumindest dann, wenn ich zu Hause und nicht beruflich unterwegs bin. Aber in der Woche war Julia damit dran. Auf einmal kam sie ganz aufgeregt vom ersten Stock zu mir nach unten gelaufen und ich dachte sofort: „Hier stimmt was nicht.“ Wenn ich Otto nämlich ins Bett bringe und ich dann runterkomme, habe ich schon drei Schlaffalten im Gesicht und muss erst mal wieder klarkommen. (lacht) Julia war aber total euphorisiert und meinte: „Hey, ich glaub’, ich hab’ eine Idee für ein Kinderbuch.“ Die Idee zu der Geschichte von „Toto und der Mann im Mond“ hatte sie, weil sie die Abende zuvor Otto immer Warum-Fragen beantworten sollte. Fragen und scheinbar kleine Probleme, die aber große Spuren hinterlassen können wie zum Beispiel: Warum bin ich nicht bei der Party eines Mitschülers eingeladen? Ich war total Feuer und Flamme und wir haben uns noch die halbe Nacht, obwohl wir schon total müde waren, an einen Tisch gesetzt und uns die Charaktere überlegt.

„Toto und der Mann im Mond“
„Toto und der Mann im Mond“Carlsen

Zu dem Kinderbuch gehört auch ein Musikalbum mit Kinderliedern. War das von Anfang an so geplant?

Sasha: Nein. Ab einem gewissen Punkt war klar, dass auch Musik entstehen soll. Zu Anfang war es aber nur ein Schlaflied, das sich Julia sehr gewünscht hat. Doch dann entwickelte sich der Plan, dass es zu jedem Kapitel einen Song geben soll. Julia hat dann in Hamburg die Kapitel geschrieben und ich war in Berlin und habe parallel die Musik dazu komponiert.

Gerade haben Sasha und Julia gemeinsam ihr erstes Kinderbuch veröffentlicht.
Gerade haben Sasha und Julia gemeinsam ihr erstes Kinderbuch veröffentlicht.Giovanni Mafrici

Bücher sind euch also wichtig. Darf Otto trotzdem auch mal ans iPad?

Sasha: Wir versuchen, das im Zaum zu halten, aber verboten ist es nicht. Wenn man zu viele Verbote ausspricht, wird es zu interessant. Es muss sich die Waage halten. Wichtig ist, dass Otto Alternativen hat, die ihm noch mehr Spaß bringen, und eine davon ist spielen. Das klappt ganz gut. Wenn das Verlangen irgendwann zu stark werden sollte, dann reduzieren wir die Zeit mit dem iPad. Aber noch findet er es auch gut, wenn ich ihm vorlese.

Und vorsingen?

Sasha: Vorsingen darf ich schon seit zwei Jahren nicht mehr. (lacht)

Julia: Stattdessen singt Otto dann was vor, auch mal auf Englisch. Das ist sehr süß, wenn er das versucht, aber die englischen Ausdrücke noch nicht so kann.

Das heißt, er tritt schon ein bisschen in die Fußstapfen seines Vaters?

Sasha: Otto darf Musik so viel machen, wie er will. Ich freue mich darüber und bin sehr stolz. Aber mir ist es wichtig, dass kein Zwang entsteht. Ich wäre nie einer, der sagt: „Um vier Uhr Klavier, um fünf Uhr Gitarre und um sechs Uhr Schlagzeugunterricht.“ Das kann er alles machen, wenn er will, aber das muss irgendwann von ihm selbst kommen.

Julia: Das passiert ja schon. Zu seinem zweiten Geburtstag hat er ein Schlagzeug bekommen. Wir haben ein altes Haus renoviert, das Schlagzeug steht in einem Raum, wo man es kaum hört, wenn er damit durchdreht. Außerdem hat er ein kleines Piano. Zu seinem letzten Geburtstag wünschte er sich eine echte E-Gitarre mit Verstärker und Plektron – genauso stand es auf seinem Wunschzettel. (lacht) Was Otto aber am allerliebsten macht, ist Beatboxen. Wir saßen letztens im Taxi und es lief ein Song von Billie Eilish, da meinte er: „Mama, ich weiß jetzt, was ich werden will: Ich will der Beatboxer in Billies Band werden.“

Sasha, Sie gehen bald mit ihrem Jubiläumsalbum „This Is My Time. This Is My Life.“ auf Deutschlandtournee. Wie lässt sich das Tour-Leben mit dem Familienleben vereinbaren?

Julia: Schwierig. Otto ist gerade in einem Alter, in dem er gerne umherreist und Städte kennenlernt. Er findet zum Beispiel Berlin ziemlich cool, weil er diese abgebrochene Kirche, wie er sie nennt, sehr mag. Aber mit ihm im Hotel zu bleiben, ist nicht so schön. Im Sommer ist das alles kein Problem, aber im Winter ist es nicht so leicht, sich zu überlegen, in welcher Stadt wir Sasha besuchen können.

Sasha: Otto soll ja auch nicht zu lange weg aus Hamburg sein, denn dort ist er verwurzelt und hat seine Kita. Ich selbst will auch nicht zu lange von zu Hause weg sein.

Noch geht es ja, dass Otto Papa auf der Tour besucht. Aber er kommt bald in die Schule, oder?

Julia: Nein, nein, nein …

Sasha: Erst übernächstes Jahr. Wir können es ja noch etwas rauszögern, weil er gerade fünf geworden ist.

Julia: Und wenn es so weit ist, dann wandern wir aus. (lacht)

Ist die Vorstellung, dass Otto eingeschult wird, so belastend für Sie?

Julia: Ja, das ist ein emotionales Thema. Es ist wirklich die schlimmste Vorstellung für mich, dass Otto zur Schule gehen muss. Ich habe jetzt schon Angst, denn ich selbst habe so eine schreckliche Schulzeit hinter mir. Es gibt so vieles am heutigen Schulsystem, was mich echt auf die Palme bringt. Ich könnte mich Stunden lang darüber aufregen, dass dieses alte Schulsystem nicht den internationalen Standards angepasst wird. Dieses extrem frühe Aufstehen, weil die Schule um acht Uhr beginnt. Ich bin früher während den ersten zwei Stunden in der Schule immer eingepennt. Es werden Fächer wie Sport und Kunst vernachlässigt. Aber in Mathe muss man irgendwelche Gleichungen verstehen, die man nie wieder im Leben braucht – es sei denn, man möchte Mathematikprofessor werden. Da ist so vieles nicht durchdacht. Also, wir müssen uns eine Schule suchen, die zu unserem Leben und auch zu der Zeit 2025 passt.

Sasha und Julia zusammen bei der diesjährigen Bambi-Verleihung.
Sasha und Julia zusammen bei der diesjährigen Bambi-Verleihung.Kochan/Eventpress/Imago

Wie sieht es im Familien- und Berufsalltag mit Zeit zu zweit aus?

Sasha: Die Zeit zu zweit nehmen wir uns. Wir machen manchmal Urlaub in der eigenen Stadt. Zum Beispiel haben wir uns mal in ein Hotel eines Freundes in Hamburg eingemietet, sind dann abends schön essen gegangen und haben dann im Hotel geschlafen.

Sie sind seit zwölf Jahren zusammen, acht davon verheiratet. Was würden Sie sagen, worauf kommt es in solch einer langen Partnerschaft an?

Julia: Ich kann immer nur sagen: Reden ist Gold! Immer miteinander sprechen, seine Sorgen teilen. Aber auch das, was man aneinander vielleicht mal nicht so gut findet, sofort ansprechen, und es nicht groß werden lassen. Das kann natürlich anstrengend sein, ist aber auch sehr wichtig. Wir haben von Anfang an immer viel, ehrlich und respektvoll miteinander gesprochen.

Sasha: Wir sind nun mal zwei unterschiedliche Charaktere. Deswegen ist es wichtig, einen Mittelweg zu finden. Wir haben es in zwölf Jahren noch nie geschafft, mit Ärger ins Bett zu gehen. Na gut, mit Ärger vielleicht, aber nicht mit Streit. Wir klären so was immer noch am Tag. Das klingt jetzt so, als würden wir uns ständig streiten wie die Kesselflicker.

Julia: Im Gegenteil, wir streiten uns ja kaum.

Sasha: Aber natürlich knallt es mal. Das passiert aber nicht, weil wir ständig aufeinanderhängen. Das denken ja viele. Weil wir nicht nur ein Paar sind, sondern auch zusammenarbeiten, muss es doch automatisch zu Reibungen kommen. Ich würde es aber nicht anders wollen.

Julia: Das machen Marianne und Michael schon seit 50 Jahren so und es funktioniert.

Sasha: Wenn jemand von uns Ärger verspürt, dann kommt dieser Ärger aber meistens von außen und diesen lässt man dann an dem jeweils anderen aus. Es ist nicht immer leicht, aber man darf den Ärger nicht immer auf sich beziehen, sondern sollte ihn auch mal an sich abprallen lassen. Weil dieser Ärger eben in den meisten Fällen nicht an den Partner adressiert ist, sondern man sich in dem Moment nur Luft macht. Und das geht am besten an dem Menschen, dem man am meisten vertraut.

Sasha musste seine anstehende Tournee mit Start im Dezember krankheitsbedingt verschieben. Im Tempodrom in Berlin tritt der Sänger nun am 26. Mai 2024 auf. Weitere Termine und Tickets erhalten Sie hier