Wüsste man es nicht besser, man würde die beiden Hauptdarsteller aus „Girl You Know It’s True“ für die echten Mitglieder von Milli Vanilli halten. Wir erinnern uns: 1990 endete die Weltkarriere des Pop-Duos, bestehend aus dem deutschen Tänzer Robert „Rob“ Pilatus und dem Franzosen Fabrice „Fab“ Morvan, in einem riesigen Skandal, als bekannt wurde, dass die beiden ihre Hits wie „Girl You Know It’s True“ und „Baby Don’t Forget My Number“ nicht selber sangen. Jetzt kommt die Geschichte mit Matthias Schweighöfer als Musikproduzent Frank Farian auf die Leinwand (Kinostart: 21. Dezember 2023).
Für Tijan Njie, der den 1998 verstorbenen Rob spielt, dürfte es der große Durchbruch sein. Ihn kennen wir bereits aus der RTL-Serie „Alles was zählt“, wo er drei Jahre lang die Rolle des Moritz „Mo“ Brunner spielte. 2020 belegte der 31-Jährige zusammen mit seiner Tanzpartnerin Kathrin Menzinger bei „Let’s Dance“ den vierten Platz. Der französische Schauspieler Elan Ben Ali, der Fab verkörpert, ist hierzulande noch völlig unbekannt. „Girl You Know It’s True“ ist sein erster Film in Deutschland.
Im Interview mit dem Berliner KURIER sprechen die beiden Milli-Vanilli-Darsteller über die bisher größte Herausforderung ihres Lebens und verraten, wie es dazu kam, dass sie für die echten Musiker gehalten wurden.

Die neuen Stars aus „Girl You Know It’s True“
Berliner Kurier: Elan, in Deutschland kennt man dich bisher noch nicht. Kannst du ein bisschen was zu dir erzählen?
Elan: Gerne. Ich bin Elan, bin Schauspieler und komme aus Frankreich. „Girl You Know It’s True“ ist mein erster großer Film. Das war gar nicht so geplant. Ich wollte nach der Schauspielschule eigentlich erst mal in Frankreich als Schauspieler arbeiten, aber dann kam dieses Casting. Das war eine großartige Möglichkeit für mich. Als ich aber gehört habe, dass der Film auf Englisch produziert wird, war ich erst mal skeptisch, denn mein Englisch war zu der Zeit noch sehr schlecht. (lacht) Beim Casting wurde mir dann aber gesagt, dass ich nicht versuchen soll, perfektes Englisch zu sprechen. Sie suchten einen Schauspieler mit einem französischen Akzent. Und so kam ich Runde für Runde weiter, bis ich dann in München Tijan das erste Mal traf.

Habt ihr euch auf Anhieb gut verstanden?
Tijan: Wir haben während der Zeit in München zusammengewohnt und konnten so eine echte Verbindung zueinander aufbauen, im Grunde der Situation, wie sie Rob und Fab damals erlebt haben, nicht unähnlich. Auch jenseits der Dreharbeiten hat sich eine echte Freundschaft entwickelt.
Elan, wie gefällt es dir in Deutschland?
Elan: Ich finde es toll, in Deutschland Zeit zu verbringen, mir gefällt es hier sehr. Es war wie ein Geschenk für mich, bei diesem Film dabei sein zu dürfen. Die Zusammenarbeit war großartig! Simon Verhoeven und die ganze Produktion haben immer an mich geglaubt. Auch Tijan hat mich bei allem unterstützt. Wir waren beim Dreh immer zusammen und haben alles gemeinsam gemacht. Wir glänzen zusammen, aber wenn, dann fallen wir auch zusammen.
Hast du während der Drehzeit ein bisschen Deutsch gelernt?
Elan: Ja, ein bisschen. Aber ich würde mir wünschen, noch mehr Deutsch zu lernen. Was ich schon sagen kann: „alles klar“ und „genau“. (lacht)

Tijan Njie: „Let’s Dance“ half bei der Vorbereitung
Tijan, die Zuschauer kennen dich vor allem von „Alles was zählt“. Wie war es für dich, bei solch einem großen Projekt dabei zu sein?
Tijan: In der ersten Castingrunde für „Girl You Know It’s True“ durfte ich noch nicht erfahren, worum es genau geht, es herrschte absolute Geheimhaltung. Ich musste ein Gesangsvideo, ein Tanzvideo und ein Video über mich hinschicken. Darin habe ich tatsächlich gesagt: „Ich bin nicht der beste Sänger, aber ich kann so tun, als wäre ich es!“ Zu dem Zeitpunkt war mir ja gar nicht klar, dass es um Milli Vanilli gehen würde. Es war also von Anfang an aufregend.
Wow, eine tolle Geschichte. Wie sah eure Vorbereitung für die Rollen aus?
Elan: Die Vorbereitung war sehr umfangreich. Um sich in Fab zu verwandeln, musste ich viel Fitnesstraining absolvieren und Muskeln aufbauen. Und natürlich hatten wir Tanztraining. Klar habe ich schon mal getanzt, aber noch nie Choreografien. Wir mussten diesen speziellen Stil der 1980er-Jahre lernen. Eigentlich hätte mir aber auch Tijan was beibringen können, er ist ja quasi ein Profi. (lacht)
Ja, Tijan, du warst 2021 bei „Let’s Dance“. Hat dir diese Erfahrung für den Film geholfen?
Tijan: Ich habe die Zusage für die Rolle im Herbst 2021 bekommen und direkt danach ging es auf Tour. Für mich war es sehr wichtig, zu erleben, wie es sich anfühlt, wenn man als Künstler Abend für Abend vor so vielen Menschen auf der Bühne steht und performt.

Tijan, während Fab nach dem Skandal noch was aus seinem Leben gemacht hat, endete es für Rob tragisch, er starb. Wie hast du dich dem Menschen Rob angenähert?
Tijan: Was man nicht vergessen darf, ist, dass Rob eine sehr komplexe Persönlichkeit hatte. Er war mehr als nur der „gut aussehende Popstar“. Als Waisenkind, das adoptiert wurde, suchte er zeitlebens nach seinen Wurzeln. Es gab eine sehr introvertierte Seite an Rob, und die stand natürlich in starkem Kontrast zu der extravaganten und extrovertierten Milli-Vanilli-Persona. Aber auch äußerlich wollte ich mich in die Rolle hineinfühlen, ich habe privat die grünen Kontaktlinsen und die Braids getragen, um ein Gefühl für die eigene Wirkung zu bekommen. Und natürlich bedingen lange Haare die Art und Weise, wie man sich bewegt und verhält.


Die Haare waren generell sehr wichtig, oder?
Tijan: Es gibt diese eine Zeile im Film, wo Rob zu Fab sagt: „Es ist der Look. Es sind die Haare.“ Und so ist es wirklich! Die Leute schauen einem wirklich hinterher.
Elan: Ich erinnere mich noch daran, wie wichtig die Haare während des Drehs waren. Ich saß in der Maske und wurde langsam in Fab verwandelt, zunächst saß ich noch recht entspannt da, aber sobald die Haare kamen, war ich so: „Okay, es kann losgehen.“ Ab diesem Moment ändert sich alles! Plötzlich interessiert sich jeder für dich. Man fühlt sich wie ein Rockstar, als hätte man eine Art Superpower. (lacht)